Bayern 2

     

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Die zweite Säkularisation Klostersterben in Bayern

Die Geschichte Bayerns ist ohne die Geschichte seiner Klöster undenkbar. Doch die ehemals reiche Klosterlandschaft in Bayern ist inzwischen vom Aussterben bedroht. Es fehlt an Nachwuchs - bei Ordensfrauen und -männern.

Von: Antje Dechert

Stand: 07.12.2015

Das Kloster der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern (Oberbayern) | Bild: Kloster der Salesianer Don Boscos, Benediktbeuern

Rund 1.000 Klöster haben im Lauf der Jahrhunderte Land und Leute geprägt - teils bis heute. Klöster waren und sind Orte der Kultur und Bildung. Hinter ihren Mauern finden sich unzählige Kunstschätze, reiche Bibliotheken, mittelalterliche Handschriften. Früher waren sie Zentren der Kirchenmusik und bis heute gibt es vielerorts Klosterkonzerte. Klöster wie Andechs, Frauenchiemsee oder Bernried blühen nach wie vor wirtschaftlich und spirituell. Aber sie könnten in ein paar Jahren gewissermaßen die letzten Dinosaurier sein. Denn die ehemals reiche Klosterlandschaft in Bayern ist vom Aussterben bedroht.

"Ich hätte nie gedacht, als ich ins Kloster eingetreten bin vor 50 Jahren, dass ich es einmal schließen muss."

Schwester Margarita, Altenhohenau

Schwester Margarita, ehemalige Priorin des Dominikanerinnen-Klosters Altenhohenau bei Rott am Inn, hatte bis zuletzt an eine andere Lösung geglaubt. Aber im Juni 2013 musste sie mit ihren zwei verbliebenen Mitschwestern das Kloster verlassen. Inzwischen leben die Schwestern in Kalifornien, wo das Mutterhaus ihres Ordenszweigs ist.

"Früher sind unsere Schwestern in Altenhohenau gepflegt und versorgt worden bis zum Tod. Aber nachdem wir selber alle älter sind, können wir nicht noch eine ältere Schwester pflegen. Und das große Haus, wo damals ungefähr 40 Schwestern lebten – mit drei Schwestern ist das schwer zu bewirtschaften. Das ist auch der Grund, warum unsere Generaloberin sich entschieden hat, dieses Haus zu verkaufen."

Schwester Margarita, kurz vor ihrer Abreise

Altenhohenau ist nur ein Beispiel von vielen. Überall in Bayern werden derzeit Klöster aufgelöst. Darunter viele von historischer und kunstgeschichtlicher Bedeutung. Allein in Oberbayern erwartet der Bezirksheimatpfleger, dass in den nächsten Jahren 15 Klöster verlassen werden.

Die Rokoko-Klosterkirche des ehemaligen Klosters Altenhohenau

Den Orden fehlt der Nachwuchs und die Gemeinschaften sind überaltert. Der größte Teil von dem, was sie erwirtschaften, wird für die Betreuung ihrer Alten und Kranken benötigt. Für den Erhalt großer Klosteranlagen bleibt da kaum etwas übrig. Sie werden verkauft. Was geschieht dann mit den geschichtsträchtigen Gebäuden?

Tagungs- und Bildungsstätten gibt es zu genüge. Und nicht jede Klosteranlage eignet sich für eine soziale oder karitative Weiternutzung - etwa als Flüchtlingsheim. Kann man Klöster so einfach in Eigentumswohnungen, Wellness-Oasen oder Hotels umbauen? Gehören sie nicht eher in die öffentliche Hand? Und was tun eigentlich der Freistaat und die katholischen Bistümer für den Erhalt der Klöster?


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