Bayern 2

Mystikerin Resl von Konnersreuth Wie eine Oberpfälzer Bauernmagd weltberühmt wurde

Blutende Augen, Wunden an den Händen und angeblich jahrzehntelang kaum Essen: Das ist die Geschichte der Oberpfälzer Bauernmagd Theres Neumann, die wegen ihrer Stigmata als Resl von Konnersreuth berühmt wurde. Was kaum jemand weiß: Ihr Schicksal sollte als Vorlage für einen Hollywood-Film von Starregisseur Max Reinhardt dienen. Die Story: Eine junge Frau, die jeden Freitag die Passion Christi nacherlebt.

Von: Bernhard Setzwein

Stand: 10.09.2022 | Archiv

Die Geschichte der Theres Neumann, vulgo Resl von Konnersreuth, bewegt 60 Jahre nach ihrem Tod noch immer viele Menschen, nicht nur in der Oberpfalz. In einem neuen Museum soll ihre Lebensgeschichte noch einmal mit einer anderen Akzentuierung erzählt werden.

Denn vielleicht ist das Wunder um die Bauernmagd gar nicht das, dass sie Stigmata, die Wundmale Jesu, an Händen und Füßen trug, dass sie beinahe jeden Freitag das Geschehen am Kreuzigungsberg durchlitt und dass sie angeblich über 30 Jahre sich nur vom Heiligen Abendmahl ernährte.

Vielleicht ist das Wunder ja vielmehr darin zu sehen, dass eine einfache Frau aus bäuerlicher Umgebung mit nicht mehr als Volksschulbildung eine Weltberühmtheit werden konnte. Würdenträger vieler Weltreligionen besuchten sie, Professoren und Politiker, rund um den Journalisten Fritz Gerlich bildete sich sogar ein Widerstandskreis gegen Hitler.

Hollywood goes Konnersreuth

Lillian Gish in "The Scarlett Letter", 1926

Wenig bekannt: Der international renommierte Theaterregisseur Max Reinhardt plante, einen Stummfilm über sie zu drehen.

Reinhardts Salzburger "Jedermann", uraufgeführt 1920, wies ihn als Experten für christlichen Mystizismus aus. Hugo von Hofmannsthal hatte ihm seinerzeit die Stückvorlage geliefert. Und auch diesmal sollte er der Drehbuchautor sein. Es existiert tatsächlich ein Script, man kann es in der Werkausgabe des Dichters nachlesen.

Ja, es stand sogar schon fest, wer die Rolle der Stigmatisierten spielen sollte, nämlich eine der berühmtesten Schauspielrinnen jener Zeit, die damals 34jährige Lillian Gish aus Hollywood. Nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte, hatte sie nur mehr einen Wunsch:

"I wanted to journey to the village of Konnersreuth to see Theresa Neumann."

(Lillian Gish)

In ihrer Autobiographie schreibt Lillian Gish über ihre Ankunft in Konnersreuth:

"Wir erreichten das größte der Häuser am Marktplatz. Die Tür wurde von einer kleinen Person ganz in Schwarz geöffnet, die über mein armseliges Deutsch kicherte. Sie war bleich, kleiner und schwerer als ich. Es war Mittwochnachmittag, ihre Stigmatisation durchlebte sie aber nur an Freitagen. Wir versuchten uns zu unterhalten, jeder in seiner Sprache. Sie sagte, ich solle am nächsten Tag wiederkommen."

(Lillian Gish, Autobiographie)

Wie Franz von Assisi liebte Resl die Vögel

Und auch am übernächsten! Lillian Gish erlebte tatsächlich, was Abertausende von Menschen nach ihr auch noch erleben sollten, die sogenannten Freitags-Ekstasen der Resl von Konnersreuth.

Weit über 300 Mal soll die Stigmatisierte, die 64 Jahre alt wurde, diesen Zustand durchlebt haben. Zumeist in ihrer Schlafkammer, die zu einer eigenartigen Wallfahrtsstätte wurde, später mit einem riesigen eingebauten Altar und einer ebenso großen Vogel-Voliere ausgestattet.

Die Resl liebte die gefiederten Freunde, ähnlich wie Franz von Assisi, der erste Stigmatisierte der römisch-katholischen Glaubensgeschichte.

"Wege nach Konnersreuth"

Stefan Parrisius und Bernhard Setzwein | Bild: BR/Markus Konvalin

Bernhard Setzwein

Um die Wunder rund um das Wunder zu beleuchten sprach Bernhard Setzwein, der Autor unserer Sendung, u.a. mit dem Enkel jenes Amtsarztes aus Waldsassen, der Theres Neumann mehrfach untersuchte, aber auch mit Familienangehörigen.

Und die beiden Kuratorinnen Elisabeth Vogl sowie Alice von Schnurbein erläutern die Konzeption ihrer Museumsschau, die unter der Überschrift "Wege nach Konnersreuth" gleichfalls zu verdeutlichen versucht, welche Vielzahl an Lebensläufen diese bemerkenswerte Frau beeinflusst hat.

Theaterstück "Resl unser"

Bernhard Setzwein ist Schriftsteller und lebt selbst in Cham in der Oberpfalz. Er hat auch ein Stück über Theres Neumann geschrieben, das im Frühjahr 2019 vom Landestheater Oberpfalz mit großem Erfolg uraufgeführt wurde: "Resl unser".