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Glasarchitektur in Bayern Auf dem Weg in eine funkelnde Zukunft?

Um Glas herzustellen ist extrem viel Energie notwendig. Weil die Energiepreise explodieren, ist die deutsche Glasindustrie extrem verunsichert. Gleichzeitig ist Glas in der Architektur weiterhin ein großer Trend. Beispiele aus Bayern.

Von: Susanne Roßbach

Stand: 21.04.2022 | Archiv

"Als die Postbotin uns kennengelernt hat, war das erste, was sie gesagt hat: 'Mein Gott! Sie tun mir leid!' Ich habe sie dann ganz entgeistert gefragt: 'Wieso?' Sie: 'Wer putzt das alles?'"

Birgit Buchholz

Birgit Buchholz lebt seit über vier Jahren mit ihrem Mann in einem Glashaus in einem kleinen Dorf in Oberfranken. Die großen Glasflächen sind durch dunkle Holzbalken gegliedert. Auf den Fenstern kleben viele unterschiedliche Vogelsilhouetten um zu verhindern, dass Vögel gegen die Scheiben fliegen – was anfangs leider öfter vorgekommen ist, erzählt Birgit Buchholz. Das Haus liegt am Ende des Ortes, direkt am Waldrand. Vor allem die Ruhe und der wunderbare Ausblick in die Natur hatten es dem Ehepaar angetan.

"Man wird natürlich auch gesehen – wenn man das nicht umgeht, indem man die Jalousien runterlässt – aber wir haben es immer offengehalten, weil es uns ziemlich egal ist, ob uns die Leute im Dunkeln auf der Couch sitzen sehen, wenn wir Fernsehen gucken oder lesen. Wir haben nichts zu verbergen, und deshalb lassen wir das schön offen hier und genießen die Aussicht."

Birgit Buchholz

Die Ursprünge der Glasherstellung

Das Wort "Glas" kommt ursprünglich aus dem germanischen. "Glaza" bezeichnete Bernstein und hieß auch "glänzen, schimmern". Die Ursprünge der Glasherstellung liegen in Mesopotamien und Ägypten. Glasscheiben fanden Forscher bereits in den Villen von Pompeji. Sie waren bläulich grün und nicht besonders transparent.

Das Ghotel – ein Würzburger Hotel mit Glasfassade

Grünlich schimmert auch die Glasfassade eines Würzburger Hotels. Die ersten Arbeiten am ellipsenförmige Gebäude begannen bereits im Jahr 2002, doch es sollte 10 Jahre dauern, bis das Haus nach vielen Bauverzögerungen 2012 tatsächlich eröffnet werden konnte. Heute ist das "Ghotel" mit seinen 58 Metern das höchste begehbare Gebäude der Stadt. Nur die Türme des Domes sind noch etwas höher. Die Suiten im 17. Stock haben einen Zugang auf die Dachterrasse. Von hier aus zeigt Hoteldirektorin Vanessa Litesov ihren Gästen gerne den wunderbaren Rundum-Blick auf Würzburg.

Je nach Lichteinfall sieht die Glasfassade immer anders aus, wechseln die Spiegelungen. Mal ziehen die Wolkenbilder über die Front hinweg, mal funkelt sie im Sonnenschein und im Licht eines Sonnenunterganges scheint sie zu leuchten. Das Hotel hat eine Zweifachverglasung mit grünem Sonnenschutzglas.

"Wir haben ein voll klimatisiertes Hotel. Sprich: Bei uns läuft alles über die Lüftungssteuerung und dann über Klimaanlage und Heizung. Wir haben natürlich auch, sollte es mal zu einem Stromausfall kommen, was auch schonmal passiert ist, alles über den Notstrom abgesichert, so dass auch unsere Gäste nicht merken, dass es einen Stromausfall gegeben hat."

Vanessa Litesov, Hoteldirektorin

Über den Stromverbrauch des Hotelturms mag Vanessa Litesov keine Auskunft geben. Doch das Alter der Fassade spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Heutige Anforderungen an Wärmedämmung und Sonnenschutz sind um 30 Prozent höher, sagt der Architekt Jan Meding. Das Architekturbüro Meding Plan und Projekt aus Hamburg hat seinerzeit die Bauruine übernommen und fertig gebaut. Einen solchen Hotelbau würde man heute nicht mehr komplett verglasen, so Jan Meding.

"Man differenziert heute mehr: Welche Flächen sind wirklich durchsichtig und welche Flächen können zwar schimmernd anmuten, aber brauchen keine Transparenz, so dass man dort die Wärmedämmung extrem erhöhen kann. Als Faustwert kann man annehmen: Fünfzig Prozent Glas, fünfzig Prozent geschlossene Flächen, dann hat man immer noch eine transparente Fassade, toll belichtete Räume und immer noch ein gutes Verhältnis, was die Wärmedämmung angeht."

Jan Meding, Architekt

Die Glasfassade des Ghotels hat insgesamt eine Fläche von 5.000 Quadratmetern. Ein- bis zweimal im Jahr wird sie gereinigt. Dazu hat das Gebäude eine eigene "Außenbefahranlage", eine Art Außenaufzug, die den Fensterputzern ein sicheres Arbeiten ermöglicht. Jede Reinigung der Glasfassade kostet einen fünfstelligen Betrag, verrät die Hoteldirektorin.                                                                                            

"Das macht eine Fachfirma aus Würzburg. Das dauert immer um die 10 Arbeitstage, also fast zwei Wochen, je nach Wetterlage auch mal länger. Wenn es zu windig ist, dann funktioniert es nicht. Und dann ist das ein gutes Spektakel natürlich für die Würzburger, das mal anzugucken."

Vanessa Litesov, Hoteldirektorin

Die Gotik und ihre farbigen Glasfenster

Ein Kirchenfenster der Lorenzkirche in Nürnberg

Ab dem 12. Jahrhundert entwickelt sich im Norden Frankreichs ein neuer Baustil, bei dem das Licht eine besondere Rolle spielen sollte: Die Gotik. Zahlreiche Kathedralen entstehen. Die bis dahin in der Romanik üblichen massiven Wände werden immer weiter aufgelöst. Ein Skelett von Trag- und Stützelementen ermöglicht es, große farbige Glasfenster einzusetzen, die durch Maßwerk gegliedert sind. Das einfallende Licht bekommt eine metaphysische Bedeutung als göttliches Licht. Die jenseitige Welt, das himmlische Jerusalem, soll für die Menschen bereits auf der Erde sinnlich erfahrbar werden. Das Farbenspiel des einfallenden Lichtes verzaubert heute noch die Besucherinnen und Besucher, auch in Bayern, zum Beispiel im Regensburger Dom oder St. Lorenz in Nürnberg.

Das Neue Museum Nürnberg – von Licht durchflutet

Von Tageslicht durchflutet ist auch das Neue Museum in Nürnberg. Das staatliche Museum für Kunst und Design entstand zwischen 1996 und 2000 mitten in Nürnberg an der alten Stadtmauer. Entworfen hat das Haus der Berliner Architekt Volker Staab. Eine 100 Meter lange, leicht geschwungene Glasfassade öffnet das Museum zum Klarissenplatz hin und erlaubt Einblicke in das Innere. Die außergewöhnliche Architektur begeistert Passanten ebenso wie große und kleine Besucherinnen.    

Seit Juli 2021 hat das Museum eine neue Direktorin. Die Kunsthistorikerin Simone Schimpf ist von der Wirkung der Fassade ebenso fasziniert wie das Publikum. Doch sie hat auch die Bewirtschaftung des Hauses im Blick. Die Klimaanlage hält die Temperatur stabil zwischen 21 und 23 Grad.

"Wir haben als Museum natürlich Ansprüche an ein stabiles Klima und das ist mit so einer Fassade, auf die nachmittags im Sommer auch die Sonne scheint, eine ganz andere Nummer nochmal, als wenn ich einen geschlossenen Kubus habe. Wenn Sie da als Besucherin kommen, ist es angenehm temperiert. Aber Sie erfahren nicht, was dahinter steht an Kosten und an Energie, um das auch so durchzuhalten. Es stellt sich schon die Frage: Wir haben keine Mona Lisa im Haus. Können wir diese Standards uns wirklich leisten, müssen die wirklich sein?"

Simone Schimpf, Museumsdirektorin

Um Stromkosten einzusparen, werden derzeit alle Leuchtstoffröhren im Haus durch LEDs ersetzt. Simone Schimpf will in diesem Jahr berechnen lassen, wie groß der CO2-Fußabdruck des Museums ist, also welche Mengen an Treibhausgasen das Haus verursacht. Mit diesen Zahlen in der Hand, möchte sie dann mit allen Verantwortlichen diskutieren, wie man den Energieverbrauch senken könnte.

Blick in die Historie der Glasarchitektur

Schwül-warm war es wohl im Münchener Glaspalast. 1854 wurde das riesige Ausstellungsgebäude im Norden des Alten Botanischen Gartens in nur sechs Monaten errichtet. Dafür wurden 37.000 Glastafeln in eine gusseiserne Konstruktion eingesetzt. Die 1.700 Tonnen schweren vorgefertigten Eisenteile lieferte die Firma Cramer-Klett aus Nürnberg. Vorbild war der Kristallpalast in London, den der Gärtner Joseph Paxton für die Weltausstellung 1851 ersonnen hatte. Die Ursprünge der Konstruktionen liegen in der Architektur von großen Gewächshäusern.

"Die Schönheit der Erde, wenn die Glasarchitektur überall da ist. Die Erdoberfläche würde sich sehr verändern, wenn überall die Backsteinarchitektur von der Glasarchitektur verdrängt würde. Die Herrlichkeit ist gar nicht auszudenken."

Paul Scheerbart, Utopist

Der Utopist Paul Scheerbart veröffentlichte 1914 eine Schrift zur Glasarchitektur, in der er die neue Bauweise in den höchsten Tönen lobte. Wie das in der Praxis aussehen könnte, demonstrierte sein Freund Bruno Taut 1914 mit dem Bau eines Glaspavillons für eine Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln. Der runde Bau hatte eine Kuppel mit einer doppelten Verglasung: Farbige Glasprismen innen und reflektierendes Glas außen. Dieser "kleine Tempel der Schönheit", wie Taut ihn nannte, sollte als Werbung für den Verband der deutschen Glasindustrie dienen. Er sollte zeigen, wie verschiedene Glasarten in der Architektur verwendet werden können. Die Ideen von Bruno Taut und Paul Scheerbart sollten einen großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Architektur haben.

"Wir leben zumeist in geschlossenen Räumen. Diese bilden das Milieu, aus dem unsere Kultur herauswächst. Unsere Kultur ist gewissermaßen ein Produkt unserer Architektur. Wollen wir unsere Kultur auf ein höheres Niveau bringen, so sind wir wohl oder übel gezwungen, unsere Architektur umzuwandeln. Und dieses wird nur möglich sein, wenn wir den Räumen, in denen wir leben, das Geschlossene nehmen. Das aber können wir nur durch Einführung der Glasarchitektur."

Paul Scheerbart, Utopist (1914)

"Deswegen gibt es ja Gebäude von 1900, die sind fast gläsern. Also, der Wunsch ist schon länger da, und die Technik war damals nicht da. Solche verglasten Fassaden von 1900, die waren vermutlich im Gebrauch eher unangenehm. Wenn Sie das Bauhaus Dessau besuchen, da können Sie übernachten, das ist sauber saniert, aber die Fenster sind bitter und wenn man da im Winter übernachtet, dann spürt man, was die moderne Glasindustrie kann und was dort aus Denkmalschutzgründen nicht gemacht worden ist, und Sie sehen, dass es mit Schmerz verbunden war, soviel Glas damals zu haben."

Peter Cachola Schmal, Leiter des Deutschen Architekturmuseums, DAM

Die Gebäude des legendären Bauhauses in Dessau entstanden zwischen 1925 und 1926. Im Winter ist es darin zu kalt und im Sommer zu heiß. Anfang des 20. Jahrhunderts stand Glas für Transparenz, Offenheit und auch Gesundheit. Neue Erkenntnisse in der Medizin besagten, dass viel Licht zur Bekämpfung der Tuberkulose beitrage. Sonne, Luft und Licht sollten moderne Wohnungen durchströmen - im Gegensatz zu den dunklen Wohnungen des 19. Jahrhunderts, in die das Tageslicht nur gedämpft durch dicke Vorhänge hineinschien, und zu den finsteren Hinterhöfen der Großstädte. Mit der beginnenden Moderne wurde Glas zum Symbol für eine neue Zeit.

Energieeffizientes Bauen mit Glas heute

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral sein. Bayern schon bis 2040. Diese Ziele sind nur zu erreichen, wenn auf vielen Gebieten Energie eingespart und damit weniger CO2 emittiert wird. Energieeffiziente Gebäude sind ein wichtiger Beitrag dazu. Daran forschen Wissenschaftler am Bayerischen Zentrum für angewandte Energieforschung. Das Zentrum ist ein außeruniversitäres Institut, das vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie von der Industrie gefördert wird. Am Standort Würzburg beschäftigt sich die Arbeitsgruppe "Energieoptimierte Gebäude" u. a. mit der Gebäudehülle, Gebäudetechnik und innovativen Verglasungen. Der Physiker Hans-Peter Ebert ist Experte für energieeffizientes Bauen. Können Glasfassaden dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen?

"Wenn man sie intelligent einsetzt, ja. Dort, wo es sinnvoll ist, bringt Glas einen Vorteil, man hat ja durch das Glas einen Sonneneintrag, den kann man ganz gezielt nutzen. Fraglich sind solche Fassaden, die rundum verglast sind, weil da muss ich im Sommer kühlen, abschatten und im Winter auch mit den Wärmeverlusten umgehen, weil eine Glasfassade in der Regel nicht so gut ist wie eine Wand, die gut wärmegedämmt ist."

Hans-Peter Ebert, Physiker

Es gibt also zwei Probleme: Der Wärmeverlust ist das eine: Selbst durch eine Dreifachverglasung geht etwa zehnmal mehr Wärme verloren als durch eine gut gedämmte Ziegelwand. Das andere Problem ist die Sonneneinstrahlung, die von außen auf die Verglasung auftrifft, und den Raum aufheizt. Mit einer Sonnenschutzverglasung ist es mittlerweile möglich, diesen Wärmeeintrag auf 15 Prozent zu reduzieren.

"Sprich: Nur noch 15 Prozent der einfallenden Solarstrahlung gelangt als Wärme ins Rauminnere. Jetzt stellt sich immer die Frage: Kann man mit so einer Verglasung die Klimaanlage ersetzen? Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Da kommt es darauf an: Wie hoch ist der Verglasungsanteil vom Gebäude? Welche Orientierung hat man? Süd, Ost, West oder gar: Dach nach oben? Dann ist die Frage: Welche Temperatur toleriert man im Rauminneren?"

Stephan Weismann, Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung

Stephan Weismann leitet am Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung die Arbeitsgruppe "Energieoptimierte Gebäude". Bei Neubauten wird mittlerweile eine Wärmebilanz aufgestellt, erklärt Weismann. Das ist ein standardisiertes, gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren. Bei komplexen Bauten werden Simulationen durchgeführt. So haben die Würzburger die Verglasungen der National Gallery in London vorab untersucht. Aktuell laufen Forschungen zu transparenten Photovoltaikzellen, die im Glas einsetzbar wären, und zur Vakuumverglasung. Damit werden ähnlich gute Werte beim Sonnenschutz erreicht, wie bei einer Dreifachverglasung, aber das Glas ist nur noch ein Drittel so dick und entsprechend leichter; ideal für ästhetische Glasbauten.

Glasbauten – in der Stadt und auf dem Land

Trotz aller Probleme, die der Baustoff Glas mit sich bringt, hat er noch immer einen ganz besonderen Reiz. Innen und außen verschmelzen miteinander, als wäre die Natur ein Teil des Hauses, sagt Reinhard Buchholz aus Oberfranken. Er blickt von seinem Haus aus direkt auf einen kleinen Spazierweg. Dahinter erstreckt sich eine Wiese und dann kommt schon der Wald. Traumhaft!

"Ich denke insgesamt gesehen überwiegen für uns persönlich die Vorteile aufgrund der herrlichen Aussicht und der Ruhe, die hier herrscht. Man stellt ja so ein Haus auch nicht mitten in eine Wohnsiedlung, wo es drum herum acht weitere Häuser gibt. Dann würde man wahrscheinlich abends alle Jalousien runtermachen und das wie Mauern behandeln. Hier haben wir eben den Vorteil, dass wir am Waldrand liegen und das eben weitgehend auflassen können."

Reinhard Buchholz

Glasfassaden in Frankfurt

Aber warum gibt es dann in der Stadt viele Glasbauten? Die meisten Hochhäuser mit einer Glasfassade gibt es in Deutschland in Frankfurt am Main. Dort leitet Peter Cachola Schmal das Deutsche Architekturmuseum. Natürlich steht Glas auch in Frankfurt für Transparenz und Offenheit der Unternehmen, aber in Glas zu bauen hat vor allem einen finanziellen Vorteil: Eine massiv gebaute Wand kommt mit Dämmung auf eine Stärke von um die 50 Zentimeter. Die Glasvariante ist gerade einmal 10 Zentimeter dick.

"Das sind 40 Zentimeter mehr Nutzung pro laufendem Meter, also 0,4 Quadratmeter an der Fassade mehr. Wenn man das mal viele Geschosse und viele laufende Meter Fassade berechnet, dann ist eine Glasfassade für den, der es bezahlt, ein echter Gewinn, weswegen wir Bürobauten überwiegend in Glas sehen."

Peter Cachola Schmal, Leiter des Deutschen Architekturmuseums, DAM

Glas wirkt noch immer modern, schick, besonders, edel und fasziniert durch die Spiegelungen und Lichteffekte bei Tag wie in der Nacht.

"Wenn sie am Ende die Elbphilharmonie hingebaut bekommen, dann sind alle anderen neidisch. Wir wollen alle jetzt eine Elbphilharmonie und München probiert's mit den gleichen Architekten, mal sehen, was dabei rumkommt."

Peter Cachola Schmal, Leiter des Deutschen Architekturmuseums, DAM

Viel Glas – bei Bauprojekten in München

Das Architekturbüro Herzog und de Meuron aus der Schweiz ist für die Planungen auf dem Paketpostareal in München verantwortlich. Dort sollen neben der denkmalgeschützten Paketposthalle zwei große Hochhäuser entstehen. Die ersten Entwürfe zeigten noch zwei Glastürme. Nach einer Überarbeitung waren nur noch die beiden Außenaufzüge aus Glas. Zuletzt hatten sich in einem Bürgergutachten ausgewählte Bürgerinnen und Bürger für den Bau der Hochhäuser ausgesprochen, unter der Prämisse, das Gelände ökologisch nachhaltig zu entwickeln. Wie die geplanten 155 Meter hohen Türme nun tatsächlich aussehen werden, ist noch unklar.

Glasklar hingegen wird die Architektur der Gebäude an der Schützenstraße in München sein, die bis 2026 entstehen sollen. Peter Cachola Schmal saß mit in der Jury, die sich für einen Entwurf mit viel Glas und viel Grün entschieden hat:

"Das Büro Chipperfield hat gezeigt, dass in dem nahe gelegenen Alten Botanischen Garten der Glaspalast stand und das ist keine 100 Meter entfernt von dem Schützenstraßenprojekt und sie sagten, das ist eine schöne Erinnerung und wir möchten dieses Bauwerk an dieser Stelle platzieren als eine Art moderne Version des Glaspalastes."

Peter Cachola Schmal, Leiter des Deutschen Architekturmuseums, DAM

Und auch das ist ein Grund, weshalb heute noch in Glas gebaut wird. Nicht nur, weil man damit an die Architekturgeschichte anknüpft, weil sich trotz aller Schwierigkeiten die Techniken weiterentwickelt haben; sondern einfach, weil es bei den entscheidenden Leuten gut ankommt, sagt der Architekt Jan Meding.

"Viele Architekten schlagen das vor, weil man damit nach wie vor Wettbewerbe gewinnt. Die Projekte in München sind ein Beispiel dafür. Wenn es einen anderen modernen Baustoff gibt, dann ist das im Augenblick Holz. Holz ist eigentlich das neue Glas. Auch Holz wird an Stellen verwendet, wo früher viel mit Glas gearbeitet wurde. Aber solange Wettbewerbe gewonnen werden mit Glasfassaden, so lange wird es auch nur Glasprojekte geben."

Jan Meding, Architekt


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