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Gebrauchtes Smartphone kaufen Was wiederaufbereitete Handys wirklich taugen

Sich ein gebrauchtes Smartphone zu kaufen, kommt für viele nicht in Frage. Zu groß ist die Skepsis. Wir haben zusammen mit Lisa Brack vom Computermagazin "Chip" eine Stichprobe gemacht und drei Anbieter getestet. So ist es gelaufen.

Stand: 15.01.2020

Gebrauchte Smartphones kaufen - was man dabei beachten muss | Bild: BR

Egal ob "reBuy", "Back Market", "Refurbed" oder "asgoodasnew" - es gibt inzwischen viele Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, Computer und Smartphones zu refurbishen. Das heißt, sie bringen gebrauchte Geräte wieder auf Vordermann und verkaufen sie dann. Aber nicht jeder Anbieter ist seriös, warnt Lisa Brack, Chefreporterin vom Computermagazin Chip:

"Refurbished heißt, dass ein Gerät generalüberholt, gereinigt, wiederaufbereitet worden ist. Allerdings ist das kein geschützter Begriff, sondern einfach nur ein englisches Wort. Das heißt, jeder Privatverkäufer kann sagen, das Gerät, das ich anbiete, ist refurbished. Ob es dann tatsächlich auch so ist, steht auf einem ganz anderen Blatt."

Lisa Brack vom Computermagazin Chip

Worauf man beim Kauf eines generalüberholten Handys achten sollte

Deswegen sollte man ein paar Dinge beachten, bevor man sich ein generalüberholtes, gebrauchtes Gerät kauft. Wichtige Fragen, die man sich stellen sollte, sind:

  • Wie lange ist das Widerrufsrecht, sind es mindestens 14 Tage?
  • Habe ich eine Garantie bei dem Händler von möglichst einem Jahr oder sogar länger?
  • Kann ich mit verschiedenen Zahlungsmitteln bezahlen?
  • Wo ist der Sitz des Händlers?

Das passiert beim Refurbishen eines Smartphones

Zuerst müssen die Daten des Gerätes komplett gelöscht werden. Oft vergessen die Kunden nämlich, ihr Handy zurückzusetzen, bevor sie es verkaufen.
Dann werden defekte Kameras, leere Akkus oder kaputte Buchsen oder Displays ausgetauscht. Das Innenleben können die Techniker mit einer App überprüfen. Sie checkt 40 verschiedene Funktionen innerhalb von einer Minute. Außerdem wird getestet: Gibt es Verfärbungen im Display, ist ein Pixel tot, funktionieren beide Kameras?
Ganz zum Schluss werden die Geräte gründlich mit Lappen und Zahnbürste gereinigt. So soll aus einem gebrauchten Produkt eines werden, das so gut wie neu ist.

Gebraucht ist besser für die Umwelt

Wiederaufbereitete Smartphones sind auf jeden Fall ein Gewinn für die Umwelt. In einem Smartphone stecken gut 60 verschiedene Rohstoffe, etwa Gold in der SIM-Karte, Kobalt und Lithium im Akku, seltene Erden im Lautsprecher, Kupfer oder Zinn als Speicher und Stromleiter. Die Runderneuerung eines einzigen Smartphones spart laut Fraunhofer Institut 14 Kilogramm beim Rohstoffabbau und 58 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen. Nützt man ein Handy nur ein Jahr länger, reduziert sich der ökologische Fußabdruck, also die Umweltbelastung, um fast ein Drittel.

Unser Test - so ist es gelaufen

Zusammen mit Lisa Brack haben wir das Samsung S8 für ca. 300 Euro bei drei verschiedenen Anbietern bestellt - bei "Refurbed", "reBuy" und "asgoodasnew". Das Unternehmen "asgoodasnew" ist einer der größten Anbieter von generalüberholten Smartphones in Deutschland. 2018 hat das Unternehmen aus Frankfurt an der Oder 150.000 Computer und Handys wiederaufbereitet. "Refurbed" behauptet von sich der "am schnellsten wachsende Marktplatz für erneuerte Produkte im deutschsprachigen Raum" zu sein und bei "reBuy" gibt es neben Handys außerdem noch gebrauchte Bücher, Videospiele oder Kameras zu kaufen.

Nach drei Tagen sind alle Geräte pünktlich geliefert worden. Der erste Eindruck: ordentlich mit kleinen Mängeln. Das Gerät von "reBuy" hat kleine Kratzer, das Smartphone von refurbed hat einen unschönen Schmierfilm und stammt nicht aus der EU, es hat nämlich kein CE Zeichen hinten drauf. Eigentlich dürfte so ein Handy gar nicht im Umlauf sein.

Um das Innenleben der Testgeräte zu prüfen, kontrolliert Lisa Brack die Werte des Displays, also wie gut Helligkeit und Kontrast sind. Ein Messtechniker überprüft die Kamera. Zum Abschluss testen wir, wie lange die Akkus noch halten. Die Ergebnisse sind durchwachsen.

Die Kameras haben immer noch eine gute Bildqualität geliefert und die Prozessoren brachten auch noch eine gute Leistung. Aber bei der Akkuleistung gab es Einbrüche von bis zu 30 Prozent. Eine Kaufempfehlung gibt Lisa Brack deswegen nicht.

Unser Fazit: Bei einem refurbished Smartphone muss man technische Abstriche in Kauf nehmen und der Preisvorteil war eher klein. Aber für die Umwelt sind die Geräte zweifellos die beste Wahl.

Das Video zu unserem Test, gibt es in der BR Mediathek.


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