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Turandl, Irrwurz oder Moorweiberl Was geht um bei der Frauenauer Rauhnacht?

Die Masken der Frauenauer Rauhnacht sind einzigartig. Es gibt sie nicht zu kaufen, sie entstehen in oft monatelanger Handarbeit und sie verlangen ihren Trägern Schweiß und Disziplin ab. Wer gruselig sein will, muss leiden.

Von: Brigit Fürst

Stand: 15.02.2023 | Archiv

Seit 1951 findet jedes Jahr am Faschingssamstag der Frauenauer Rauhnachtsball statt. Höhepunkt ist die Wahl zum Rauhnachtskönig - das kann auch ein Paar sein - und damit die Prämierung der schönsten Verkleidung. Jede einzelne Maske hat was mit der jahrhundertealten Sagenwelt des Bayerwaldes zu tun. Der Turandl ist ein zotteliges Gespenst, das in den Glashütten sein Unwesen treibt. Die Irrwurz ist ein Waldgeist. Wer auf sie tritt verliert die Orientierung. Und das Moorweiberl holt sich die heiratsunwilligen Junggesellen. Aber der Phantasie sind bei der Frauenauer Rauhnacht keine Grenzen gesetzt.  

"Letztes Jahr war ich der teuflische Ochsenschinder vom Ruckowitz-Schachten. Beim Ochsenschinder war das Besondere eine große Kopfmaske, die eine Mischung aus Teufel, Ochs und Drachen verkörpern sollte. Mit einem abgeschlagenen Kopf hab ich symbolisch den Teufel aufgsetzt ghabt, und der Teufel ist auf dem ganzen Ochsen geritten. Auf dem geköpften Ochsen."

Sebastian Schönberger, Bautechniker und Maskenbauer aus Frauenau

Es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen beim Frauenauer
Rauhnachtsfasching, dass die Maskenträger nicht schon auf den ersten Blick erkennbar sind. Tom Heider ist über 1,90 Meter groß. Keine leichte Aufgabe mit der Anonymität.

"Was ich auch schon gemacht habe war ein kleiner Zwerg Da bin ich die ganze Nacht am Hagelstecker ganga. Ist mir die Hand eingeschlafen. Nach 2 Tagen wars wieder weg."

Tom Heider, schon 3 Mal Rauhnachtskönig von Frauenau

Höhepunkt im Faschingstreiben

Die Frauenauer Rauhnacht gehört zu den bekanntesten bayerischen Faschingsbräuchen. Seit der Idee des Frauenauer Kunstmalers Hermann Erbe-Vogel vor 69 Jahren, einen Faschingsball jenseits von Cowboy und Indianer auszurichten,  hat sich die Rauhnacht zum größten Maskenfest im Bayerischen Wald entwickelt. Und es gibt sogar einen eigenen Rauhnachtsvers zur Eröffnung des Maskenballs am Faschingssamstag, der die Geistervielfalt widerspiegelt:

Rauhnachtsvers

„Der Uhu, Wolf und Luchs,
der Bär der Hirsch, der Fuchs,
die Hex, der Drud , der Zaubermeister,
Nachtgespenster, Nebelgeister,
Waldschrat, Kräuterweib und Fee,
Wildschütz, Fledermaus und Reh,
die Wildkatz und der Teufelsbraten,
alle seid ihr eingeladen.“


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