Bayern 2


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Szenen einer Ehe Franz Joseph und Elisabeth

Die heutige Ausgabe unseres Feuilletons widmen wir einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Frau: märchenhaft schön, sagenhaft unglücklich - ein Paradiesvogel im goldenen Käfig. Am 24. Dezember 1837, vor 180 Jahren also, kam sie zur Welt: Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern, später Kaiserin von Österreich-Ungarn, genannt "Sisi" ...

Von: Brigitte Reimer

Stand: 23.12.2017 | Archiv

"Sie ist frisch wie eine aufspringende Mandel und welch herrliche Haarkrone umrahmt ihr Gesicht! Was hat sie für liebe, sanfte Augen und Lippen wie Erdbeeren."

(Franz Joseph)

So schwärmt Franz Joseph der Erste, Kaiser von Österreich nach dem ersten Treffen mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth. Ihr gefällt er auch, dennoch ist sie deutlich skeptischer ...

"Wie soll man den Mann nicht lieben können? ... Aber wie kann er nur an mich denken? Ich bin ja so unbedeutend! Ich habe den Kaiser so lieb! Wenn er nur kein Kaiser wäre!"

(Elisabeth)

Die Hochzeit

Kaiser Franz Joseph I.

Gefühle spielen aber keine Rolle. Bei so einer Heirat geht es nicht um Liebe, sondern um Höheres: Das Ansehen der Familie, das Ansehen des Herrscherhauses.

Man tut, was von einem erwartet wird. Ist Liebe im Spiel, kann es kompliziert werden, wie in diesem Fall. Elisabeth sagt nicht Nein. Schließlich ist Franz Joseph in sie verliebt und sieht passabel aus.

"An des Kaisers Seite waltet,
Ihm verwandt durch Stamm und Sinn,
Reich an Reiz, der nie veraltet,
Unsere holde Kaiserin.
Was das Glück zuhöchst gepriesen,
Ström auf sie der Himmel aus!
Heil Franz Joseph, Heil Elisen,
Segen Habsburgs ganzem Haus!"

(Österreichische Nationalhymne, 2. Strophe, 1854)

So die aus Anlass der Vermählung der bayerischen Prinzessin Elisabeth mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph gedichtete zweite Strophe der Nationalhymne. Auch die "holde Kaiserin" dichtete. Allerdings klingt ihr Werk wenig glücklich:

"O Schwalbe, leih' mir deine Flügel.
O nimm mich mit ins ferne Land,
Wie seelig sprengt' ich alle Zügel,
Wie wonnig jedes fesselnd' Band!

Und schwebt ich frei mit dir dort oben
Am ewig blauen Firmament,
Wie wollte ich begeistert loben
Den Gott, den man die Freiheit nennt."

(Elisabeth, Kaiserin von Österreich)

Sisi trieb ihren Schönheitskult auf die Spitze

Toilettezimmer der Kaiserin Elisabeth in Schloss Schönbrunn

Frei war sie nach der Hochzeit am 24. April 1854 nicht mehr. Jetzt war sie keine private Person, sondern eine öffentliche. Ihren Zorn über "tückisch auf sie gerichtete Operngläser“ wurde sie dichtend los - und dadurch, dass sie sich ihren Pflichten als Kaiserin mehr und mehr entzog. "Die Welt ist herrlich, wenn man den Menschen meidet ...", dieser Satz von D. H. Lawrence könnte auch von ihr stammen. Ein wichtiger Teil ihrer Verweigerung war ihr Schönheitskult. Je älter sie wurde, je weniger sie ihrem Anspruch auf Schönheit genügte, umso mehr zog sie sich zurück. Wenn sie schon altern musste, dann wenigstens unbeobachtet. Ihr öffentliches Bild sollte unverändert, unbeschädigt bleiben.

"Ich wollt', die Leute ließen mich,
In Ruh und ungeschoren,
Ich bin ja doch nur sicherlich
Ein Mensch, wie sie geboren."

(Elisabeth, Kaiserin von Österreich)

Ein Leben auf dem Präsentierteller

Lady Di auf der Flucht vor einem Fotografen (1980)

Doch hat eine Kaiserin überhaupt das Recht auf ein Privatleben? Muss sie nicht akzeptieren, dass jeder Schritt, jeder Satz, jede Geste registriert, kommentiert werden? Kaiserinnen werden nicht in Ruhe gelassen, genauso wenig wie Prinzessinnen; Lady Diana Spencer, Caroline von Monaco haben das ein Jahrhundert später und vermutlich um einiges intensiver erfahren.


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