Bayern 2


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Panini-Heilige

Nach den Sammelbildchen für Gläubige, kann man jetzt auch „Weihrauch in Dosen“ sammeln. Zu jedem Karton mit zehn Dosen, gibt es einen Rosenkranz zum Sammeln dazu. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Author: Helmut Schleich

Published at: 31-3-2023

Der Handel mit Reliquien ist fast so alt wie die Kirche selbst. Der Verkauf von Knochensplittern, Blutstropfen und Gewand-Schnipseln über Schädeldecken und Gliedmaßen bis hin zu ganzen Skeletten und Mumifizierten hat sich irgendwann zu einem derart blühenden Geschäft entwickelt, dass es heute weitaus mehr Reliquien als Heilige gibt.

Eine Renaissance scheint das zu sein, was diese Woche aus Andalusien gemeldet wird. Zwei Geschäftsleute haben dort sogenannte „Holy Cards“ mit Heiligenmotiven auf den Markt gebracht, gerade rechtzeitig zur beginnenden Karwoche in Sevilla. Und der Laden läuft. Innerhalb von 10 Tagen waren alle Sammelbildchen vergriffen und die Tauschbörsen rennen. Zuletzt kamen 1000 Fans.

Von so einer Begeisterung für den Glauben können Kirchen in Deutschland nur träumen. Glaube ist eben, was man draus macht.

Wer einmal die gigantischen, geradezu mystischen Karfreitagsprozessionen in Sevilla oder Malaga gesehen hat und dann erlebt, wie die evangelische Kirche in Bayern im Kirchenparlament mühsam um einen neuen Landesbischof - respektive Bischöfin natürlich - ringt, kommt womöglich schnell zu dem Schluss, dass Nietzsche recht gehabt haben könnte. Gott ist tot. Glaube und Geheimnis gehören zusammen.

Die Katholische Kirche wählt ihren Chef nicht umsonst in einem Konklave. Da werden die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan eingesperrt, die Tür wird versiegelt und raus dürfen sie erst wieder, wenn sie sich entschieden haben. Ende Gelände.

Da käme der Habeck persönlich vorbei und würde den Ofen stilllegen

Das einzige Kommunikationsmittel nach draußen ist Rauch aus einem Ofen, schwarz oder weiß, wenn die Stimmzettel verbrannt werden. Das wäre in Deutschland gar nicht mehr möglich. Da käme der Habeck persönlich vorbei und würde den Ofen stilllegen. Klimaneutrale Papstwahl.

Gut, es gab auch lange Konklaven. Das längste hat fast drei Jahre gedauert. Aber das war 1268. Also lange vor Luther. Da waren die Protestanten noch mit dabei. Womöglich hat sich’s deswegen so gezogen.

Die Protestanten haben ja auch keine Heiligen, die sie um Hilfe bitten können, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Den heiligen Antonius, wenn man was sucht und nicht findet - einen Landesbischof zum Beispiel. Oder den heiligen Florian, damit die Hütte nicht brennt.

Gut, ob das dann hilft ist eine andere Frage aber so ein Album voller Heiliger, wie das jetzt in Andalusien gerade wieder Mode ist, das kann einen schon stärken. Der heilige Dionysius zum Beispiel, der hilft bei Kopfschmerzen. Bei dem seinem Martyrium ist das absolut vorstellbar. Den haben sie in Paris geköpft und dann ist er mit dem Kopf unterm Arm noch von Paris bis nach St. Denis gelaufen. Also wer so einer nichts von Kopfschmerzen versteht, wer denn dann?

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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