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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Morgenluft in München

Markus träumte gerade von weiß blauem Rauch über der Staatskanzlei und seiner Ernennung zum Weltenherrscher, als er von einer SMS-Nachricht aus seinem Übernatürlichen gerissen wurde. „Schwarzer Rauch aus Friedrichs Ohren! Noch nicht mal die Kanzlerwahl klappt bei ihm im ersten Anlauf, aber wir waren immerhin schneller als das Konklave! Angie“. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 09.05.2025

War das knapp! Mit 325 Stimmen und im zweiten Wahlgang ist Friedrich Merz ins Amt gestolpert. Ein Kanzler zweiter Wahl sozusagen. Wobei Second Hand ja total In ist, nachhaltig und überhaupt.

Aber das meine ich ja auch gar nicht. Nein. Nur 10 Stimmen im zweiten Wahlgang weniger und Markus Söder hätte vermutlich die nachhaltigste Morgenluft seines politischen Lebens gewittert.

Schon mittags, nach dem missratenen ersten Wahlgang in Berlin hatte er ja in München ein Pressestatement verlesen, auf dem er den drohenden Untergang des Abendlandes beschwor. Da war die Rede von der Gefahr aus dem Osten und der Unsicherheit aus dem Westen, der deutsche Albtraum vom Zwei-Fronten-Krieg quasi, und vom Hauch von Weimar, der durch den Bundestag wehen würde.

Gedacht hat er sich vermutlich „aber was braucht’s da drei Minister dafür?“

Gut, nach eigenem Bekunden ist das mit den Kanzlerambitionen für Söder ein für allemal abgehakt. Getreu seinem Lehrmeister Franz Josef Strauß, der einst gesagt haben soll „mir ist vollkommen egal, wer unter mir Kanzler ist!“ Andererseits kennt der Markus auch den Augsburger Bertold Brecht: „Wer noch lebt, sage nicht niemals.“

Die drei CSU-Ministerien in der Regierung hat er ja letzte Woche auf social media kommentiert mit dem Spruch: „Law and Order, High-Tech und Heimat das sind die Themen, die perfekt zur CSU passen“. Gedacht hat er sich vermutlich „aber was braucht’s da drei Minister dafür?“. Schließlich handelt der Markus stets getreu Friedrich Schiller: „Der Starke ist am mächtigsten allein.“

Egal. Der Merz ist jetzt erst einmal gewählt und der Markus war ein paar Stunden später auch schon wieder zum Weißwurst-Essen beim Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau. Schließlich sind Würste ja eine seiner weiteren Kernkompetenzen.

Was ja noch immer diskutiert wird, ist die Frage, wer die Abweichler waren, im ersten Wahlgang? Esken, Faeser und Co? Zu kurz gekommene CDUler? Dabei war am Dienstag doch Angela Merkel im Bundestag anwesend. Die ist in ihrem blaßgelben Blazer auf der Besuchertribüne gesessen und mochte den Merz bekanntlich noch nie. CDU- intern soll sie sogar einmal gesagt haben, sie müsse nur ein paar Knöpfe drücken und Merz wäre erledigt. Ihr Blazer am Dienstag hatte vier Knöpfe. „Hex’, hex’.“

Es hat schließlich einen Grund, warum die Papst-Wahl in Rom von Gottesdiensten und Gebeten überbordet und hinter streng verschlossenen Türen stattfindet. Um genau so was zu verhindern. Da stecken Jahrhunderte Erfahrung dahinter. Und wenn der weiße Rauch verflogen ist, dann gehen die Intrigen erfahrungsgemäß erst richtig los.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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