Bayern 2

     

2

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Brückenarithmetik

Nachdem es so viel Kritik an der Abschaffung eines Feiertages zur Finanzierung des Sondervermögens gab, hat man sich jetzt darauf geeinigt die Brückentage abzuschaffen. Da braucht es dann keine Diskussion ob gesetzlicher oder kirchlicher Feiertag oder den oder doch den anderen. Ab jetzt muss jeder am Brückentag arbeiten. Wer trotzdem an dem Tag frei haben will, kann sich für drei Tage unbezahlten Urlaub einen Brückentag kaufen. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 02.05.2025

Was mögen die Deutschen noch lieber als Hundewelpen und Katzenvideos? Richtig: Brückentage. Da ist es natürlich schon besonders erfreulich, dass heuer auch der 1. Mai ein Donnerstag ist. So wie Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam. Die sind ja immer donnerstags. Wegen Ostern irgendwie.

Aber dass der „Tag der Arbeit“ so fällt, dass man daraus ein langes, arbeitsfreies Wochenende machen kann, das ist doch ein Grund zum Feiern. Zumal ja arbeiten eh nicht mehr so hoch im Kurs steht wie früher einmal. Nach dem Krieg wurde in Deutschland geschuftet, Straßen und Brücken wieder aufgebaut, jetzt sind die Brücken marode, dafür werden die Brückentage immer mehr. Zeitmanagement ist alles.

Man sollt das Konzept „Brückentag“ noch wesentlich konsequenter anwenden

Man sollt das Konzept „Brückentag“ noch wesentlich konsequenter anwenden. Der Januar als Brückenmonat zwischen Weihnachten und dem Fasching. Am Bau kennt man seit jeher den Brücken-Nachmittag. Wie sagt man unter Maurern: „Was vormittags nicht passiert, passiert nicht.“

Die Bahn ermöglicht uns Brückenstunden. Der Zug soll um 10 Uhr ankommen, kommt aber erst um 11. Da nehmen sie eine Brückenstunde und haben schon Mittag. Da oben drauf die eben erwähnte Maurerweisheit vom Nachmittag und sie haben einen ganzen freien Tag gewonnen.

Man muss heute Brücken bauen. Auch in der Politik. Markus Söder hat verkündet, 2028 wieder als bayerischer Ministerpräsident zu kandidieren. Damit baut er sich eine Brücke in die Zukunft, die weiträumig um das Amt des Bundespräsidenten herum führt.

Ein Brückenbauer wird derzeit auch in Rom gesucht. Ein großer Brückenbauer sogar, ein Pontifex maximus, denn die Brücken, die in der Kirche zu bauen sind, müssen weltweit tragen. Die BBC hat diese Woche den Münchner Kardinal Reinhard Marx in den Favoritenkreis aufgenommen. Das wäre eine Schlagzeile: „Marx wird Papst!“. Ähnliches kannte man bisher nur aus Baden-Württemberg, wo es in den Neunzigern hieß: „Teufel wird Ministerpräsident!“. Aber in Rom sagt man ja auch „wer als Papst ins Konklave geht kommt als Kardinal wieder heraus“. Wer sich selber für einen Brückenbauer hält, ist also auf dem Holzweg.

Ob Friedrich Merz das weiß? Schließlich ist sein Konklave ja für kommenden Dienstag geplant. Wobei man das mit Rom nicht vergleichen kann. Schließlich sind Politiker Leute, die Brücken bauen, wo gar kein Wasser fließt und das gerne mal mit Geld, dass es nicht gibt. Um es zu erwirtschaften diskutiert man dann über die Streichung von Feiertagen. Womit wir wieder bei den Brückentagen wären.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


2