Bayern 2

Bienen Emsige Nutztiere

Die Honigbiene ist unser kleinstes Haustier - und eins der wichtigsten: Sie bestäubt achtzig Prozent unserer Nutzpflanzen und viele Wildpflanzen. Obstbauern hätten ohne Bienen kaum etwas zu ernten - und wir kein Honigbrot.

Von: Susi Weichselbaumer

Stand: 18.05.2021 10:44 Uhr

Honigbienen sind ein Triumph der Evolution: Seit etwa 40 Millionen Jahren verrichten sie ihr Werk, und das immer nach dem gleichen Staatensystem. Sie haben sechs Beine und Flügel, doch abgesehen davon sind Honigbienen dem Menschen so ähnlich wie kein anderes Insekt. Wie der Mensch leben sie auf dichtestem Raum zusammen und bilden eine äußerst differenzierte Arbeitsteilung aus. Bienen sind Ingenieure, Architekten, Meister der Vorratswirtschaft; sie navigieren und kommunizieren auf hohem Niveau, leisten sich ein komplexes Sozialsystem - und können sogar als Minensucher ausgebildet werden.

Superorganismus Bienenstaat

Bienen sind geschickte Baumeister und verwenden "intelligentes" Material. Sie heizen ihren Stock nicht nur umweltfreundlich und effizient, sie "backen" sich ihre Nachkommen mit eben den Eigenschaften, welche die aktuelle Umweltsituation erfordert. Und während wir zu Skalpell und Botox greifen, dreht die Honigbiene den Lauf des Lebens einfach um: Fehlt es einem Volk an Nachwuchskräften, entwickeln sich die älteren Semester zurück ins Jugendstadium.

Dunkle Verwandte der Honigbiene

Einwanderer als Imkerliebling

Honigbiene ist nicht gleich Honigbiene. Allein neun Arten kennt man in der Gattung der Honigbiene. In Europa ist vor allem die westliche Honigbiene (Apis mellifera) beheimatet. Deren Unterart Apis mellifera carnica, die heute oft beim Imker ihr Zuhause hat, ist allerdings nicht diejenige, die in Deutschland früher verbreitet war. Vor rund 150 Jahren waren es die Dunklen Bienen (Apis mellifera mellifera), die typischerweise von Imkern gehalten wurden. Ihren deutschen Namen hat sie nicht ohne Grund bekommen: Der Körper der Biene wirkt so dunkel, dass ihre Ringe fast nicht mehr zu erkennen sind. Nördlich der Alpen war diese Rasse die dominierende Art.

Die sanftmütigere Schwester

Apis mellifera mellifera

Die Dunklen Bienen wurden inzwischen bei den Züchtern von ihren südosteuropäische Verwandten, vor allem der Kärntner Biene (Apis mellifera carnica), verdrängt. Die Carnica-Biene ist seit 50 Jahren die dominante Honigbiene in Deutschland. Auch stark vertreten ist die englische Kreuzung Buckfast. Die Dunkle Biene spielt dagegen keine große Rolle mehr. Der Grund für die Abwendung der Züchter in der Vergangenheit lag in der Aggressivität der Bienen, deshalb hat man sich entschlossen, die sanftmütigere Carnica einzuführen. Bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) landete die Dunklen Biene deshalb auch auf der Roten Liste. 2004 war sie gefährdete Nutztierrasse des Jahres.

Rettung der Dunklen Biene

Dunkle Bienen

Unterschiedliche Typen der Dunklen Bienen gibt es immer noch. In der Schweiz, Polen, Holland und auch Teilen Skandinaviens gibt es kleinere Bestände. Drei Ökotypen zählt die Deutsche Gemeinschaft zum Erhalt der Dunklen Biene (GEDB), deren Vorfahren wahrscheinlich ursprünglich einmal in Deutschland geschwirrt sind: Die Schwarze Biene, die Heidebiene und die Braune Biene. Die Gesellschaft möchte die unterschiedlichen Typen der Dunklen Bienen, die im Ausland überlebt haben, in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete zurückbringen. Demnach soll die Schwarze Alpenländische wieder in Süddeutschland beheimatet werden. Eine Weiterzüchtung will man durch die Gemeinschaft nach ihren Erhaltungsrichtlinien nicht.

Imker züchten dunkle Verwandte

Österreichische Braunelle

Einen anderen Ansatz verfolgen Imker wie Thomas Petermann aus München-Lochhausen vom Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland e.V. Laut Petermann gibt es rund 50 bis 60 Imker in Bayern, die wieder Typen von Dunklen Bienen züchten wollen oder schon Halter sind. Er selbst züchtet die Schwarze Alpenländische. Oberstes Ziel des Verbandes sei eine "genetisch rein dunkle" Biene, die sanftmütig und robust ist und ein eindeutiges Erscheinungsbild hat. Die Honigleistung sei dabei nicht so wichtig. Die Dunkle Biene bringe auch Vorteile mit: "Dadurch, dass sie langsamer brütet, kann sie auch besser Frost im Frühjahr überstehen, sagt Petermann.

Probleme

Eine richtige Ansiedlung der Dunklen Biene könnte aber auch etwas kompliziert werden. Die Probleme laut Peter Rosenkranz von der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim sind zum einen der Umstand, dass sich die Dunklen mit den Carnica paaren könnten. Die Nachkömmlinge aus diesen Verbindungen könnten vom Verhalten her schwieriger sein. Zum anderen besteht auch ein Problem, dass es keine abgeschotteten Gebiete für die Dunklen Bienen gibt. "Man müsste im Grunde fordern, dass sich die Imker in einem Gebiet auf die Dunkle Biene konzentrieren", so Peter Rosenkranz.

Arbeit für den Mensch

Für den Menschen leisten die Bienen mit ihrer Bestäubung einiges. Sogar der Rinderbraten würde ohne Bienen fad schmecken, denn sie sorgen durch die Bestäubung für artenreiche Wiesen und damit für würziges Heu. Nach Rindern und Schweinen sind sie das drittwichtigste Haustier. Doch die Leistungen der Bienen wurden den meisten Menschen erst bewusst, als immer öfter über Probleme bei Bienenvölkern berichtet wurde.

Honigbienen und Imker in Deutschland

Auf Pollen- und Nektarsuche

In Deutschland gibt es derzeit rund 150.000 Imker mit rund 1.000.000 Bienenvölkern (Stand 21.01.2021, Deutscher Imkerbund). Allein in Bayern gab es im Jahr 2020 fast 41.000 Imker und Imkerinnen, die sich um rund 258.000 Völker kümmerten, so das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Eine einzelne Biene muss für ein 500 Gramm-Glas Honig dreimal um die Erde fliegen. Das Sammelgebiet eines Volkes ist fast 50 Quadratkilometer groß. Bei guten Bedingungen fliegen Arbeiterbienen täglich bis zu 30 Mal aus und besuchen pro Flug 200 bis 300 Blüten. Im Schnitt ernten alleine die Mitglieder des Deutschen Imkerbundes zwischen 15.000 und 30.000 Kilogramm Honig pro Jahr. Hochgerechnet vertilgt jeder Bundesbürger mehr als ein Kilo Honig pro Jahr. Von all den heimischen Honigproduzenten können aber nur rund 20 Prozent unseres Bedarfs gedeckt werden. Honig wird deshalb importiert - etwa aus China, Mexiko und der Ukraine.

Sendungen über Bienen: