Teenager auf Kur So war Bertolt Brechts Kuraufenthalt in Bad Steben
Im Sommer 1913 trat der 15-jährige Eugen Berthold Brecht wegen Herzbeschwerden eine vierwöchige Kur in Bad Steben an. In seinem Tagebuch berichtet er von den Eindrücken, von der Langeweile dort, aber auch von der Begeisterung eines ersten weiblichen Fans.
Wer vom oberfränkischen Hof mit der Bahn nach Bad Steben fährt, kommt an dem Örtchen Hölle vorbei, das auch dem Höllenthal den Namen gab.
Nicht sonderlich ermutigend für einen, der ohnehin schon leidet.
"Mein Herz ist sehr rebellisch.
Die Nacht hatte ich entsetzliches Herzklopfen
dann wurde der Schlag ganz leise. (...)
Ich hatte Angst.
Eine schreckliche Angst.
Die Nacht war endlos."
(Bertolt Brecht)
Und nun also dies: Höllenthal! Reichen nicht bereits Höllenqualen?
Ruhe und "Stahlwasser"
Im Sommer 1913 machte sich Eugen Berthold Brecht zusammen mit seiner Mutter auf den Weg nach Bad Steben, wo dem jungen Mann Ruhe und "Stahlwasser" verordnet wurden.
Einen Monat lang, die Hälfte seiner Sommerferien, sollte er dort bleiben.
Eugen, der sich erst später als Dichter Bertolt nennen wird, litt seit seiner Kindheit an Herzbeschwerden, und in jenem Jahr hatte sich sein Gesundheitszustand so sehr verschlechtert, dass der behandelnde Arzt zur Kur geraten hatte.
Aus heutiger Sicht hatte Brechts Herzleiden eher einen psychischen Ursprung
Nach allem, was von Brecht selbst an Beschreibungen seiner Befindlichkeiten vorliegt, würde man aus heutiger Sicht wohl sagen, er litt an "nervösen Herzbeschwerden".
Da sticht und schmerzt es in der Herzgegend, die Betroffenen spüren Herzrasen und -klopfen. Die Symptome verursachen bei vielen oft große Angst vor einem Herzinfarkt.
Die Furcht davor, liest man in der Fachliteratur, sei aber in der Regel unbegründet, da keine körperlichen Ursachen zu Grunde lägen. Die Ursachen seien eher psychischer Natur: Dauerstress, hohe Belastung, seelische Probleme.
Träge verlaufende Tage
Bad Steben, dieser weit von der Heimatstadt Augsburg gelegene oberfränkische Ort mit seinem geregelten und wenig abwechslungsreichen Badebetrieb, musste einem 15-Jährigen doch recht öde und langweilig vorkommen. Eugen machte das Beste daraus, wie sein Tagebuch aus jener Zeit verrät, das einzige aus einem zehnbändigen Konvolut, das erhalten blieb.
Der Teenager schreibt darin - teils poetisch, mitunter sarkastisch - von seinen Beobachtungen und Gefühlen in den träge verlaufenden Tagen, in denen er sich gerne gelegentlich von älteren Damen hofieren ließ. Nach vier Wochen dann trat sogar Heilung ein. Kurzfristig zumindest: An Herzproblemen laborierte Bertolt Brecht bis ans Ende seines Lebens.