Bernd Eichinger Der Licht-Spielmacher
Wenn es unter den deutschen Produzenten nach der Blütezeit des Autorenfilms in Deutschland eine echte "Legende" gegeben hat, dann ist es Bernd Eichinger. Zum 10. Todestag nähert sich das Bayerische Feuilleton aus verschiedenen Perspektiven einer faszinierenden Persönlichkeit, die für ein Kapitel deutscher Filmgeschichte steht.
"Er hat bald verstanden, dass es immer Stars braucht, um Filme zu promoten. Er war ja auch ein Meister der Promotion. Dann hat er beschlossen, da er nicht immer Stars zur Verfügung hatte, sich selbst zu einem zu machen – damit der Name Bernd Eichinger und 'Ein Bernd Eichinger-Film' schon für sich eine Marke war."
(Katja Flint, Schauspielerin)
"Also für mich war Eichinger eigentlich Hollywood, Hollywood in Deutschland, in München und eigentlich für eine gewisse Zeit auch sehr weit weg. Also gar nicht so erreichbar. Das heißt, dieser Anruf mit dem Originalsatz 'Der Bernd will dich sehen', der hat mich schon erst einmal ziemlich erschreckt."
(Michael Bully Herbig, Comedian und Schauspieler)
Der deutsche Hollywood-Regisseur: Kultfilme für ein internationales Publikum
Bernd Eichinger (vorne l.) mit dem Regisseur Tom Tykwer (vorne r.) bei den Dreharbeiten zu "Das Parfum" (2006)
Bernd Eichinger steht für einige der größten Kinoerfolge der 1980er und 90er Jahre von "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" über "Der Name der Rose" bis "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders".
Er steht für Kino-Versionen populärer Vorlagen, die auch ein internationales Publikum erreichen.
Bernd Eichinger: Ein Wanderer zwischen zwei Welten - Kunst und Kommerz
Gleichzeitig ist sein Name auch verbunden mit der Abkehr von den cineastischen Wagnissen und Eigenheiten des Neuen Deutschen Films. War Bernd Eichinger der Produzent, der das deutsche Kino zurück auf die internationale Bühne brachte? War er derjenige, der das deutsche Autorenkino dem kommerziellen Erfolg und dem Publikumsgeschmack opferte? Oder war er ein Wanderer zwischen den Welten, zwischen München und Hollywood, zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Politik und Blockbuster – ein begeisterter Lichtspielmacher, der wider alle Widerstände seine Projekte zu realisieren wusste?
"Und da hat der Bernd allen Leuten gezeigt, wo der Bartel den Most holt!"
"Er war am Anfang leichter Außenseiter, was seinen Filmgeschmack betraf. Er mochte den frühen Polanski, den wir schon alle verachteten. Er mochte 'Wenn Katelbach kommt' und die Kurzfilme und er wollte auch so etwas Absurd-Komisches machen. Aber er hat sich dann wahnsinnig schnell adaptiert und sein erster sogenannte Übungsfilm war dann gleich so ein Überhammerfilm mit dem Namen 'Canossa'. Das war dann gleich was ganz anderes, als vorher Polanski bis dahin überhaupt gemacht hatte - ein Gangsterfilm.
Und weil man an der Filmhochschule, erstes Jahr, auch wahnsinnig gerne über Einstellungen sprach, also nicht über innere Einstellung, sondern über Kameraeinstellung, hat er dann gleich auch die Einstellung gemacht, über die man dann jahrelang an der Filmhochschule redete: Einen gigantischen Zoom - von einem Hauptdarsteller zog der Zoom auf, bis die ganze Landschaft im Bild war.
Und da hat der Bernd eigentlich allen Leuten schon einmal gezeigt – nicht nur künstlerisch, sondern auch organisatorisch, das muss man ja alles hinkriegen – wie sagt der Bayer: wo der Bartel den Most holt."
(Herman Weigel, Produzent und Drehbuchautor)
Buchtipps:
"BE"
Das Leben des größten deutschen Filmproduzenten und preisgekrönten Drehbuchautors: Bernd Eichingers Weg von München nach Hollywood.
Autorin: Katja Eichinger
Herausgeber: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH; 1. Edition (30. August 2012)
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
ISBN-10: 3455502539
ISBN-13: 978-3455502534
Film-Konzepte. Heft 46. Bernd Eichinger - (Hg. Judith Früh)
- Herausgegeben von Michaela Krützen, Fabienne Liptay und Johannes Wende
- Kartoniert, 2017, 137 S., farb. Abb., 1. Auflage ISBN 978-3-86916-580-6
Die Beiträge des Hefts schärfen den Blick auf "den anderen" Bernd Eichinger: den Verleiher, den Regisseur und nicht zuletzt den Drehbuchautor, der sich stets gegen die Trennung von Filmhandwerk und Filmkunst wandte.