Bayern 1


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Warum torffreie Erde Ist torffreie Erde besser?

Blumen- oder Pflanzenerde ohne Torf ist eigentlich bis heute fast undenkbar. Schließlich ist dieser Nährboden, der den Mooren entzogen wird, ideal, um Pflanzen zu züchten. Doch der Raubbau in den Mooren hat Folgen. Alternativen gibt es, aber wer nachhaltig gärtnern möchte, sollte wissen, auf was er sich einlässt. 

Von: Alexander Dallmus

Stand: 25.03.2022

Torffreie Erde | Bild: mauritius-images

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/warum-torffreie-erde-gut-fuer-die-umwelt-ist/bayern-1/10386205/

Torf ist ein toller Stoff. Pflanzenreste, über Jahrhunderte und Jahrtausende abgelagert, entfalten in unseren Beeten, Töpfen und Rabatten eine unglaubliche Kraft als Nährboden für Pflanzen. Perfekt in der Struktur, speichert Torf beispielsweise unglaublich gut Wasser. Deshalb wurde und wird er auch, mit Dünger, Sand, Kalk oder etwas Ton vermischt, als Erde im Gartenbau.

Nachhaltig ist torfhaltige Gartenerde natürlich nicht, schließlich fehlt sie dann in den Mooren, die für das Klima so immens wichtig sind. Bei den Ersatz-Substraten gilt es aber einiges zu beachten.

Warum der Torf besser im Moor bleiben sollte

Intakte Moore wachsen, und zwar durch Torfaufwuchs. Die Feuchtgebiete haben eine ganz eigene Vegetation und im Zuge dessen auch eine besondere Artenvielfalt. Der Moorboden bleibt sauerstoffarm und verhindert so den vollständigen Abbau von Pflanzenresten. Diese werden dann als Torf gebunden und damit wird natürlich auch jede Menge CO2 eingelagert. Und zwar über sehr lange Zeit.

In einem Meter gestochenem Torf, stecken etwa 1.000 Jahre Wachstum, sagt Christine Margraf vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bayern:  "Weltweit ist es so, dass Moore nur drei Prozent der Landoberfläche überhaupt bedecken und diese drei Prozent der Landfläche speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder auf der Welt zusammen." Das bedeutet, Moore sind auf extrem kleiner Fläche ein extrem starker Kohlenstoffspeicher.

Warum wir Moore für unsere Klimaziele brauchen

Je nachdem, wie das Wasser die Moore speist, werden sie in Hochmoore und Niedermoore unterteilt. Weil auf den Niedermooren auch Bäume wachsen, sind vor allem Hochmoore für den Torfabbau sehr begehrt. In Deutschland gibt es fast keine Moorflächen mehr. Nur noch etwa fünf Prozent sind bislang nicht für Land- oder Forstwirtschaft oder eben den Torfabbau trockengelegt worden. Alle anderen Moore, und damit auch sehr artenreiche Lebensräume, sind verschwunden.

Auch in Bayern sind 95 Prozent der Moore bereits entwässert. Nur noch wenige Moorflächen sind einigermaßen intakt. Umso wichtiger ist es, auch entwässerte und durch intensive Landwirtschaft genutzte Moorflächen wieder zu vernässen. Denn zerfällt der Torf nach dem Abbau langsam, setzt er dabei jede Menge des gespeicherten CO2 frei. Nur unter Wasser, kann der Abbauprozess gestoppt werden. "Wenn wir heute Moore wieder vernässen", sagt Biologin Christine Margraf vom BUND, "dann ist es entscheidend, dass man den Wasserstand so bis etwa zehn Zentimeter unter Geländeoberkante bringt, damit das Moor eben wieder beginnen kann zu wachsen."

Wo kommt Torf her?

Moore halten doppelt so viel CO2 zurück wie alle Wälder der Erde.

Der meiste Torf in deutscher Gartenerde stammt mittlerweile meist aus Osteuropa. In Ländern wie Estland, Litauen, Lettland oder Polen sind die Moore noch weitgehend intakt, aber schlecht geschützt. In Estland sind beispielsweise mehr als 20 Prozent der Landesfläche Moore. Und wenn der Torfabbau weitgehend in diese Länder verlagert wird, fürchtet Christine Margraf vom BUND, dass "dort jetzt diese artenreichen und für den Klimaschutz so wichtigen Moore zerstört werden."

Guter Torf-Ersatz ist nicht einfach herzustellen

Drei Dinge machen Torf als Nährboden für den Gartenbau so interessant: Torf speichert sehr effizient Wasser, ist zugleich äußerst nährstoffarm und kann einen niedrigen pH-Wert vorweisen. Das durch Ersatzmischungen auszugleichen bzw. überhaupt zu erreichen, ist vor allem im Profibereich sehr schwer. Das liegt natürlich auch am Kostendruck und dem zugleich hohen Qualitätsanspruch. Deshalb braucht es experimentierfreudige Gärtner, die ganz praktische Erfahrungen sammeln und diese weitergeben. Beispielsweise beim bundesweiten Projekt TerZ.

In verschiedenen Modellregionen Deutschlands wird bereits seit 2019 versucht, mit deutlich weniger Torfeinsatz gute Ergebnisse zu erzielen. Insgesamt machen 24 Gärtnereien und Gartenbaubetriebe mit. Auch aus dem Freistaat sind mehrere Betriebe dabei, u.a. Rudolf Rath mit seinem Gartenbaubetrieb in Mosinning in Oberbayern. In allen Bereichen mit torffreien Substraten zu arbeiten ist für Profis schwierig, sagt er: "Wenn man die hernimmt für Bodenverbesserung, für den Rasen, für ein Hochbeet unten rein, das ist alles okay. Aber rein für Pflanzenanzucht ist es meines Erachtens nicht geeignet."

Wissenschaftlich begleitet werden Gärtner Rudolf Rath und seine bayerischen Kollegen von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Regionalkoordinatorin Ronja Fritzsche. "Das Ziel des Projekts ist, dass die Gärtnereien am Ende den ganzen Betrieb auf ein stark torfreduziertes Substrat umgestellt haben und natürlich auch ein Praxisbeispiel für andere Gärtnereien sein sollen." Bis 2023 soll bei TerZ das Wissen gesammelt werden, um torffreie und torfreduzierte Erden zu verbessern.

Was ist gute torffreie Erde?

Mittlerweile wird selbst im Discounter bereits torffreie Gartenerde auch für den Hobbygärtner angeboten. Wer nachhaltig garteln möchte, sollte beim Einkauf aber aufs Kleingedruckte achten. Wenn "torfarm" oder "torfreduziert" draufsteht, ist eben immer noch ein gewisser Anteil Moortorf drin. Orientierung und Sicherheit geben sowohl das RAL-Gütesiegel als auch die Bezeichnung "torffrei". Der BUND hat einen Einkaufsführer zusammengestellt mit torfreien Erden.

Sollte man Bio-Erde kaufen?

Begrifflichkeiten wie "Bio-Erde" sind übrigens keine Garantie dafür, dass nicht doch Torf in der Gartenerde zu finden ist. Bei Pflanzerde ist der Begriff "Bio" nicht geschützt und nur ein Indiz dafür, dass die Erde auch im ökologischen Landbau eingesetzt werden könnte, weil eben kein Kunstdünger enthalten ist.

Nährstoffarm, niedriger pH-Wert und ein guter Wasserspeicher - deshalb ist Torf noch immer "Gärtners Liebling".

Torffreie Erden sind teurer als herkömmliche Gartenerden mit Torf. "Meine Erfahrung ist, dass man bei diesen torffreien Erden unbedingt auf eine gute Markenqualität achten sollte, denn die sind Stickstoff stabilisiert," empfiehlt BAYERN 1 Gartenexpertin Karin Greiner. "Das heißt, hier sind wertvolle und wichtige Nährstoffe wie Stickstoff wirklich auch für die Pflanzen verfügbar. Billige sind oft schlecht durchlüftet, klumpig und vor allen Dingen haben sie diesen Stickstoff nicht."

Unterschiede beim Torfersatz

Für torffreie Erden wird sehr oft ein buntes Gemisch von verschiedenen organischen Stoffen verwendet. Mit einem Basisanteil Kompost und Rindenhumus, der durch Holz- oder Kokosfasern sowie Ton, Bims- und Quarzsand angereichert wird. Die einzelnen Bestandteile haben allesamt leichte Schwächen, die es als Gärtner auszugleichen gilt.

Zum Beispiel wird der verwendete Rindenhumus meist aus Fichtenrinde hergestellt. Der Humus kann zwar gut Wasser und Nährstoffe auf und an die Pflanzen wieder abgeben, allerdings kann der Rindenhumus zu Salzschäden führen, wenn man zuviel Dünger erwischt.

Schön ausgereifter Kompost ist zwar eine gute Alternative zu Torf, kann diesen aber nicht vollständig ersetzen. Der Kompost liefert zwar notwendige Nährstoffe und sorgt mit Phosphat und Kalium für eine gute Bodenkultur, allerdings baut er sich auch schnell ab und anorganische Stoffe (z.B. Stickstoff) müssen dann wieder zugeführt werden. Gerade bei Kompost aus den professionellen Kompostieranlagen, ist durch die Gütegemeinschaft Kompost (vergeben auch das RAL Gütezeichen) gesichert, dass die Erden frei von Schadstoffen sind. Mitunter schwankt jedoch die Qualität.

Zur Auflockerung der Erden werden Kokos- und Holzfasern eingesetzt. Gerade Kokosfasern haben zwei Nachteile. Zum einen kommen sie von weit her, was sich in der Ökobilanz negativ auswirkt. Zum anderen trocknen sie die Bodenoberfläche schnell aus, obwohl es rund um die Wurzeln noch feucht sein kann. Auch Holzfasern können das Wasser nicht so gut speichern wie Torf, sie sorgen aber für eine bessere Durchlüftung der Pflanzenerden. Sowohl Holz- als auch Kokosfasern haben leider selbst kaum Nährstoffe, die sie abgeben können, binden aber Stickstoffe. Dadurch ist häufigeres Düngen erforderlich.

Garantiert biologisch und nachhaltig dügen Sie mit selbst gemachter Brennnesseljauche; wie Sie die herstellen, erklären wir hier: Ratzfatz selbst gemacht: Omas Superdünger für Gemüse.

Torffreie Erden speichern weniger Wasser

Wie bereits erwähnt, können torffreie Erden das Wasser nicht sonderlich gut speichern. Mehr noch. Weil beigemischte Kokosfasern die Oberflächen austrocknen, werden Hobbygärtner oft geblufft, warnt BAYERN 1 Gartenexpertin Karin Greiner:

"Torffreie Erden nehmen auch das Gießwasser nicht so gut auf wie normale Erden mit Torf. Und da kann man schnell getäuscht werden, weil nämlich solche Erden obendrauf schon strohtrocken wirken und unten noch schön feucht und nass sind. Das muss man berücksichtigen."

Karin Greiner

Es schadet also nicht, mit dem Finger mal zu testen, ob sich die Erde unter der Oberfläche nicht vielleicht doch feucht anfühlt. Dann klappt das auch mit dem Gießen. Bei Zimmer- oder Kübelpflanzen lohnt es sich ein bisschen Tongranulat unterzumischen, damit die Erde besser durchlüftet ist und Nährstoffe sowie Wasser besser speichern kann. Weil der PH-Wert der Torfersatzstoffe immer sehr hoch ist (basisch), empfiehlt es sich zudem mit Regenwasser oder enthärtetem Wasser gießen. Sonst sind die Nährstoffe für viele Pflanzen nicht verfügbar, was sich an den gelben Blättern zeigt (Chlorose).

Wie Sie Ihren Boden vor dem Austrocknen schützen und für gutes Bodenleben sorgen, lesen Sie hier: Warum uns Mulchen viel Gartenarbeit erspart

Schnelleres Düngen notwendig

Wirklich wichtig ist das rasche Düngen. Der entscheidende Unterschied zu handelsüblichen Erden mit Torf. Am besten eignet sich Langzeitdünger, der gleich beim Eintopfen eingearbeitet werden kann. "Insbesondere, wenn Holzspäne in diesen Erden verarbeitet sind und nicht die Kokosfaser", sagt BAYERN 1 Gartenexpertin Karin Greiner, "dann nämlich wird das Lignin aus diesen Holzfasern sehr schnell zersetzt, und der Stickstoff ist für die Pflanzen nicht mehr verfügbar. Deswegen auf Balkon und Terrasse, wenn man die Pflanzen eben dort einsetzt, unbedingt sofort nach dem Einpflanzen mit dem Dünge-Rhythmus beginnen und nicht erst nach einer Wartezeit von etwa drei Monaten." Flüssigdünger ist bei den eher trockenen, torffreien Erden eine gute Alternative und kann ein- bis zweimal pro Woche mit dem Gießwasser ausgebracht werden.

Und noch ein Tipp von Gärtner Rudolf Rath für das Umtopfen von Blumen und Pflanzen in torffreie Erden: "Darauf achten, dass der Topf etwas kleiner ist als normal. Habe ich weniger Erdvolumen, minimiere ich das Risiko und die Pflanze bildet schneller neue Wurzeln und geht an den Topfrand. Und wenn die Pflanze mal am Topfrand ist, bildet sie Wurzeln und dann fängt sie auch an zu wachsen.“

Quellen:

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

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Alle Folgen zum Nachlesen finden Sie auf der Übersichtsseite "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast".

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