Versicherungswechsel Wie kann ich bei der Kfz-Versicherung sparen?
Einige Hundert Euro lassen sich oft pro Jahr bei der Kfz-Versicherung sparen. Worauf es ankommt beim Vertrag und warum Sie auch ohne Versicherungswechsel profitieren können, lesen Sie hier. PLUS: Neue Typklassen 2024
Wer bei der Kfz-Versicherung sparen will, kann, muss aber nicht unbedingt wechseln. Vergleichen und verhandeln bringen ein optimales Ergebnis. Die Stiftung Warentest hat etwa in einer Untersuchung vom November 2021 festgestellt: "Besonders hohe Ersparnis kann ein Tarifwechsel bringen, wenn dabei der Vertrag nachjustiert wird."
- Sparen kann man meist schon bei den Jahreskilometern. "Denn die geben viele Versicherte zu hoch an", sagt Kfz-Versicherungsexperte Michael Bruns von der Zeitschrift Finanztest: "Wenn man 20.000 km angibt, aber nur 15.000 fährt, zahlt man schnell 10 bis 15 Prozent zu viel." Und dieses Geld wird nur von wenigen Versicherern zurückerstattet (und auch nur auf Antrag). Also besser: Laufleistung des vergangenen Jahre überprüfen und eventuell im Vertrag anpassen - die meisten Versicherer erwarten da keine exakte Zahl, sondern geben Kilometerspannen vor, in die man sich einordnen kann. Das sollte man allerdings möglichst genau tun, denn wenn Sie die Laufleistung zu niedrig ansetzen, kann das auch Probleme geben: Was passiert, wenn ich die jährliche Fahrleistung überschreite?
- Auch bei der Zahlungsweise sind ein paar Euro plus drin: "Wer vierteljährlich zahlt, zahlt 5 bis 10 Prozent mehr als bei jährlicher Zahlung", so Bruns.
- Sparpotenzial bietet auch der Punkt "Fahrerkreis": Je mehr Personen Ihr Auto fahren dürfen - also auch Freunde oder Nachbarn - desto teurer, so die Faustregel. Partner können oft ohne Aufpreis eingeschlossen werden, müssen aber beim Versicherer entsprechend angemeldet werden. Wichtig: Bei einem Verstoß gegen diese Selbstverpflichtung kann die Versicherung bei einem Unfall Beitragsnachschläge oder Strafbeträge einfordern.
- In der Kaskoversicherung können Sie durch die Werkstattbindung bis zu 20 Prozent sparen: Dabei verpflichten Sie sich, Ihr Auto im Schadenfall nur in eine der Werkstätten zu bringen, die mit dem Versicherer kooperiert. Gut zu wissen: Für Inspektionen und Unfälle, die nichts mit der Kaskoleistung zu tun haben, können Sie nach wie vor Ihre "Hauswerkstatt" aufsuchen.
- Überdenken Sie auch Ihren Versicherungsbedarf: Ist die Vollkasko wirklich noch sinnvoll oder ist das Auto so alt, dass auch eine Teilkasko ausreichen würde? Die Stiftung Warentest hat berechnet, dass der Vollkaskoschutz im Durchschnitt 329 Euro im Jahr kostet, die Teilkasko dagegen nur rund 85 Euro.
- In Sachen Selbstbeteiligung rät Bruns zu 150 Euro in der Teilkasko und 300 Euro in der Vollkasko. Tut man das nicht, zahlt man deutlich drauf - zwischen 10 bis 30 Prozent. Wählt man eine höhere Selbstbeteiligung, spart man nicht wirklich, so der Versicherungsexperte.
- Wer für sein Auto eine Garage vorweisen kann, profitiert ebenfalls bei der Versicherungssumme: Rund 7 Prozent zahlen "Garagenparker" im Durchschnitt weniger, so die Stiftung Warentest in ihrer Untersuchung (11/2021).
Unser Tipp: Manchmal hilft auch schon ein einfacher Anruf bei der Versicherung, wo man einfach mal nachfragt, warum es schon wieder teurer geworden ist. "Da kann es schnell sein, dass der Sachbearbeiter einen Neukundenrabatt aus dem Hut zaubert oder einen Altkunden-Bonus - und man dann plötzlich doch 50 oder 100 Euro weniger bezahlt", so Finanztest-Experte Bruns.
KFZ-Versicherung wechseln: Wie viel kann ich konkret sparen?
"Das kommt immer darauf an, wie viel man derzeit bezahlt in seinem Tarif", sagt Versicherungsexperte Bruns. "Jemand, der nur 300 Euro im Jahr bezahlt, wird vielleicht nur 50 Euro sparen können durch einen Wechsel als jemand, der schon bei 1000 Euro im Jahr liegt."
Beispiel: Ehepaar, beide 45 Jahre alt, fahren einen VW Passat. Beim günstigsten Versicherer in einem günstigen Tarif würden sie 291 Euro im Jahr bezahlen; beim teuersten Tarif 1.012 Euro.
Was sollte meine Kfz-Versicherung haben?
- Deckungssumme: Die Deckungssumme in der Kfz-Haftpflicht sollte möglichst hoch sein. Versicherungsexperte Michael Bruns von der Zeitschrift "Finanztest" rät: "100 Millionen Euro pauschal - das bieten viele Versicherer für 2 bis 3 Euro Aufpreis an, und das sollte man unbedingt mitnehmen."
- In der Kasko-Versicherung sollte grobe Fahrlässigkeit ausgeschlossen sein. Fehlt diese Klausel in Ihrer Police, darf die Versicherung Ihnen die Entschädigung kürzen oder sogar komplett streichen, wenn Sie einen groben Fehler gemacht haben, etwa eine rote Ampel überfahren haben.
- Wenn Sie sich vor kurzem ein neues Auto gekauft haben, sollten Sie über eine Neuwerterstattung nachdenken: Damit verpflichtet sich der Versicherer für 12 oder manchmal sogar 24 Monate, den ursprünglichen, vollen Kaufpreis zu ersetzen. Für Versicherungsexperte Bruns durchaus sinnvoll: "Da ein nagelneues Auto ja schon mit der ersten Zulassung schlagartig an Wert verliert, schützt Sie diese Vereinbarung etwa bei Diebstahl oder bei einem Totalschaden vor größeren finanziellen Verlusten."
- Viele Versicherer kommen bei einem Wildunfall nur für die Schäden auf, die von Haarwild verursacht wurden, also etwa Rehen oder Wildschweinen. Fliegt Ihnen dagegen etwa ein Fasan vor die Scheibe, ist das nicht mitversichert. Versicherungsexperte Bruns meint dazu: "Besser ist es, wenn der Vertrag sich nicht auf bestimmte Tierarten beschränkt, sondern einfach 'alle Tiere' einschließt."
- Genau hinschauen sollten Sie auch bei der Klausel zu Marderbissen. Die Schäden allein sind meist nicht schlimm - ein paar durchgebissene Schläuche könnten Sie für kleines Geld ersetzen lassen. Das eigentliche Problem: Wenn Sie nicht bemerken, dass etwa ein Kühlschlauch durchgebissen ist und sich deshalb einen kapitalen Motorschaden einfangen, dann wird es teuer. Im Vertrag sollten daher nicht nur die Bisse, sondern auch die damit verbundenen Folgeschäden abgesichert sein. "Da sollten mindestens 3.000 Euro drin sein", so der Finanztest-Experte.
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Kfz-Versicherung wechseln Frist
"Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Versicherung", rät deshalb auch Sascha Straub, Referatsleiter Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern. "Melden Sie Ihren aktuellen Kilometerstand und sagen Sie dazu, dass Sie eine Beitragsanpassung möchten." Wenn das noch nichts bewirkt, können Sie diese Anfrage auch durchaus in die Verhandlungsmasse miteinbringen, wenn es um die Vertragsverlängerung in der Kfz-Versicherung geht. Denn: Für die meisten Verträge endet die Kündigungsfrist zum 30. November. Und Finanzexperte Straub betont:
"Bei der Kfz-Versicherung ist die Wechselwilligkeit hoch und daher hat man als Kunde durchaus eine gute Verhandlungsposition."
Sascha Straub, Referatsleiter Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern
Wie kündige ich rechtzeitig?
Kündigungstermin ist jedes Jahr für die allermeisten Verträge der 30. November; das bedeutet, dass der Vertrag dann zum 31. Dezember ausläuft. Wenn Sie kündigen wollen, muss Ihr Schreiben also am 30. November - der fällt 2023 auf einen Donnerstag - bei der Versicherung vorliegen. Wichtig: Sie sollten in jedem Fall zuerst in Ihrem Vertrag nachsehen: Wie die Verbraucherzentrale Bayern berichtet, setzen mittlerweile einige große Versicherungen den Beginn des Versicherungsjahres auf den Tag der Zulassung des Autos - und entsprechend verschiebt sich dadurch auch der Termin für eine fristgerechte Kündigung.
Was ist der Telematik-Tarif?
"Eine Telematik-Versicherung honoriert grundsätzlich umsichtiges und nachhaltiges Verhalten im Straßenverkehr: Wer regelkonform mit dem Pkw fährt, zahlt weniger bei der Kfz-Versicherung. Das Fahrverhalten ermitteln Versicherer mit Hilfe technischer Mittel", so erklärt es der ADAC. Mit Hilfe einer App wird das Fahrverhalten analysiert und nach einem Score-Modell bewertet – je besser die Bewertung, desto günstiger die Kfz-Versicherung.
Neue Typklassen 2024
Im kommenden Jahr ändert sich für etwa 30 Prozent der Fahrzeugbesitzerinnen und Fahrzeugbesitzer die Typklasse für ihr Auto – ihr Fahrzeug wird also neu eingestuft. Das kann bedeuten, dass sich die Autobesitzenden entweder Geld sparen oder die Kfz-Versicherung mehr kosten wird.
Teuer wird es laut ADAC für viele SUVs und Oberklasse-Modelle. Und für Modelle, die oft in Unfälle verwickelt sind und damit auch hohe Unfallkosten verursachen. Wer ländlich wohnt hingegen, spart. Ist das Fahrzeug hingegen in der Stadt gemeldet, ist die Kfz-Versicherung tendenziell teurer.
Aber auch sehr individuelle Merkmale spielen bei den Beiträgen für die Kfz-Versicherungen eine wichtige Rolle: Kilometerlaufleistung, Selbstbeteiligung, Baujahr des Fahrzeugs und ob beispielsweise eine Garage vorhanden ist. Je nach Alter des Fahrzeughalters, Anzahl der Mitversicherten und Unfallquote wird für das Fahrzeug dann eine Summe berechnet. Beim ADAC finden Sie weitere Informationen zu den Verlierern und Gewinnern der neuen Typklassen 2024.
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