Bayern 1


31

Trinkgeld bei Kartenzahlung Trinkgeld in bar oder mit Karte - was kommt an?

Ob beim Friseur, im Café oder Hotel – Trinkgeld ist in Deutschland kein Muss, aber ein willkommenes Zeichen der Wertschätzung. Doch macht es einen Unterschied, ob ich Trinkgeld bar oder mit Karte gebe? Wie viel kommt beim Personal an?

Von: Leonie Obermüller

Stand: 29.04.2025

Ein Gast bezahlt mit Karte nach dem Essen in einem Cafe.  | Bild: mauritius images / Yuri Arcurs / Alamy / Alamy Stock Photos

Wie viel ist üblich?

Trinkgeld ist in Deutschland, dank des Mindestlohns, komplett freiwillig. Die gängige Faustregel lautet bei den meisten aber: 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrags – je nachdem, wie zufrieden man war. Häufig wird der Betrag aber auch einfach auf eine runde Summe aufgerundet.

Trinkgeld: lieber bar oder per Karte?

Die Kartenzahlung wird auch in Deutschland laut einer Studie der Bundesbank immer beliebter. Dennoch wurden 2023 noch 51 Prozent aller Zahlungen mit Bargeld abgewickelt. Die Vorliebe der Deutschen für Scheine und Münzen hat dabei mehrere Gründe: Neben der Sorge, dass Trinkgeld bei Kartenzahlung nicht vollständig beim Personal ankommt, spielte lange auch eine Rolle, dass Kartenzahlung vielerorts schlicht nicht möglich war. Heute ist das anders: In den meisten Gastronomiebetrieben kann man mittlerweile problemlos mit Karte zahlen – und dabei auch Trinkgeld geben. Meist genügt es, nach Nennung des Rechnungsbetrags einfach mündlich anzugeben, wie viel Trinkgeld man geben möchte.

Warum manche Betriebe Trinkgeld lieber bar wollen

Einige Restaurants oder Cafés bitten Gäste dennoch um Bar-Trinkgeld – oft aus praktischen Gründen. Bei Kartenzahlungen fallen nämlich Transaktionsgebühren auf den Gesamtumsatz an, also auch auf das Trinkgeld. Diese Kosten trägt der Betrieb, was gerade für kleinere Lokale eine zusätzliche Belastung sein kann.

Kartenzahlung: Trinkgeld wird öfter vergessen

Ein Nachteil der Kartenzahlung: Laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands NRW vergessen Gäste dann häufiger, überhaupt Trinkgeld zu geben. Nicht aus Geiz – sondern schlicht, weil es beim Bezahlen nicht direkt ins Auge fällt. Deshalb erinnern viele Betriebe mittlerweile direkt beim Bezahlvorgang an diese Geste. Moderne Kartenlesegeräte bieten oft die Möglichkeit, einen Trinkgeldbetrag – meist 5, 10 oder 15 Prozent – auszuwählen. Das macht es unkompliziert, auch digital großzügig zu sein. Natürlich muss es auch hier immer eine Option geben, das Trinkgeld zu überspringen, aber Studien zeigen: Wenn die Möglichkeit angeboten wird, geben Gäste mit Karte genauso viel Trinkgeld wie bar – manchmal sogar mehr.

Kommt das Trinkgeld per Karte wirklich beim Personal an?

Ja - Trinkgeld kommt immer zu 100 Prozent beim Arbeitnehmer an. Das Arbeitsrecht schreibt vor: Freiwillig gegebenes Trinkgeld muss - unabhängig der Zahlungsart – immer der Servicekraft, der es gegeben wurde, zugeordnet werden können. In den meisten Fällen sorgt ein automatischer Verteilschlüssel im Kassensystem dafür, dass das Trinkgeld in richtiger Höhe dann auch bei der richtigen Person landet.

Chefinnen und Chefs können und dürfen in keinem Fall die Weitergabe des Trinkgelds an sich verlangen. Auch wer im Arbeitsvertrag eine solche Klausel unterschrieben hat, muss dieser nicht Folge leisten, da sie rechtsungültig ist, erklärt Fachanwalt für Arbeitsrecht Prof. Michael Fuhlrott gegenüber der dpa. Laut dem Experten sei aber eine individuelle vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und -nehmer zu einem Tronc-System gestattet – also einem gemeinschaftlichen Trinkgeldtopf innerhalb des Betriebs, in dem alle Trinkgelder gesammelt und regelmäßig zwischen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgeteilt werden.

Ist Trinkgeld steuerfrei?

Ja – laut DEHOGA ist Trinkgeld für Servicekräfte grundsätzlich immer steuerfrei, egal ob bar oder per Karte gezahlt wird. Das heißt, es kommt in voller Höhe an. Seit 2002 ist dies sogar gesetzlich geregelt.

Anders sieht es aus, wenn die Chefin oder der Chef das Trinkgeld selbst annimmt. Dann zählt es zum Umsatz bzw. Unternehmerlohn und muss versteuert werden. Auch eine automatisch auf die Rechnung gesetzte Servicegebühr – wie es in Italien mit dem Coperto üblich ist – wäre nicht steuerfrei.

Kann man als Gast sicherstellen, dass das Trinkgeld auch wirklich nur bei einer Servicekraft ankommt?

"Eine Möglichkeit wäre, das Trinkgeld direkt in die Hand der Servicekraft zu geben, am besten mit einem kurzen Satz wie: ,Das ist für Sie, danke für den tollen Service!' Haben die Mitarbeiter jedoch unter sich vereinbart, dass jedwedes Trinkgeld in einen Tringeld-Pool gelegt wird, kann ein einzelner Mitarbeiter das Geld nicht selbst behalten. Da hilft leider auch kein direkter Hinweis vom Gast, weil die Regeln es vorschreiben."

Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband

Wie geben Sie am liebsten Trinkgeld? Schreiben Sie es uns hier in den Kommentaren oder schicken Sie uns eine Sprachnachricht unter +49 151 19589000. Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, lassen Sie gerne eine Sternebewertung da.

Sie mögen unsere Tipps und Tricks und wollen sie immer direkt auf Ihr Handy bekommen? Dann abonnieren Sie hier den Bayern1 WhatsApp Kanal: https://whatsapp.com/channel/0029VaHO1q96WaKjXpZjS73K

Für Barbara Englbrecht ist ihre Arbeit in einem Drei-Sterne-Restaurant die persönliche Erfüllung. Was für die Junggastonomien einen herausragenden Service ausmacht, erzählt sie im Gespräch auf der Blauen Couch:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/barbara-englbrecht-restaurantleiterin-ueber-aussergewoehnlichen-service/bayern-1/12098339/


31

Kommentieren

Ojsw, Freitag, 02.Mai 2025, 13:06 Uhr

4.

In der heutigen Zeit hier in DE, wo es den Mindestlohn gibt den ebenfalls Kellner und Co bekommen, ist Trinkgeld ein Konzept, das längst abgeschafft gehört. Wir sind nicht in den USA wo eine Kellnerin um die 3 Dollar die Stunde bekommt und dadurch aufs Trinkgeld angewiesen ist. Bei üppigen 12 €/Std ist jeder Euro Trinkgeld quasi zu viel und fördert weiterhin Fachkräftemangel. Denn wieso sollte man 3 Jahre Ausbildung machen, um am Ende zB als Pfleger oder Handwerker für 16€/Std zu malochen, wenn ein ungelernter Kellner oder Essenslieferant durch Trinkgeld auf besseres Einkommen trotz minimaler Qualifikation kommt. Der Service hier ist teilweise auch so unterstes Niveau geworden, als Gast fühlt man sich wie ein Bittsteller und die Erwartungen der meisten Servicekräfte ist, fürs absolute Minimum immer noch üppig Trinkgeld zu erhalten.

Antworten

Klaus Walter, Mittwoch, 30.April 2025, 16:00 Uhr

3. Trinkgeld per kartenzahlung

Bei Lieferdiensten, speziell bei Lieferando, kommt das Trinkgeld nicht beim Personal an

Antworten

Hermann Pammer, Mittwoch, 30.April 2025, 14:56 Uhr

2. Trinkgeld

Die Gastro braucht nur ordentlich zu bezahlen dann braucht es kein Trinkgeld.

Antworten

Detlef Gonschor , Mittwoch, 30.April 2025, 14:35 Uhr

1. Trinkgeld in Bar oder Karte

Wie Trinkgelder laut Artikel ankommen sollten, ist graue Theorie. Meine Frau war Friseurin und daher kenne ich die Realität. Ich zahle grundsätzlich in bar an die Person, die mich bedient hat. Im Grunde gebe ich ca. 10 %. Je nachdem wie die Rechnung ist kann es auch abweichen und es wird auf den nächsten 5er oder10er hochgerechnet.

Antworten