Bayern 1 - Blaue Couch


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Lungentransplantation Leben mit einer neuen Lunge

Schauspielerin Miriam Maertens leidet unter Mukoviszidose, nur eine Lungentransplantation konnte ihr Leben retten. Wie so eine OP abläuft und wie sie mit ihrer Spenderlunge heute lebt.

Stand: 09.01.2019 | Archiv

Lungentransplantationen sind in der Medizingeschichte relativ neu. Erst die Entwicklung von Medikamenten, die die Reaktionen des Empfänger-Immunsystems gegen das fremde Spender-Gewebe unterdrücken, in den 1970-er Jahren brachte die Transplantationsmedizin entscheidende Schritte voran. Und das machte die erste Lungentransplantation 1983 in Toronto möglich. In Deutschland bekam 1988 das erste Mal ein Mensch eine neue Lunge.
In Deutschland werden mittlerweile pro Jahr rund 300 Lungentransplantationen vorgenommen. Rund 400 Patienten und Patientinnen warten auf eine Spenderlunge, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Die beiden größten deutschen Transplantationszentren sind die Uni-Klinik Hannover und das Uni-Klinikum Großhadern in München.

Lungentransplantation wann

Es gibt verschiedene Erkrankungen der Lunge, die das Atmungsorgan so sehr zerstören, dass nur noch eine Transplantation das Leben des Patienten retten kann. Zum Beispiel COPD, Lungenfibrose oder Mukoviszidose. Die Erbkrankheit Mukoviszidose lässt die Lunge des Betroffenen stark verschleimen und das führt zu chronischen Entzündungen, die das Lungengewebe zerstören.

Spenderlunge: Blutgruppe muss zum Empfänger passen

Damit eine Transplantation in Frage kommt, müssen die Größe der Lunge, die Blutgruppe des Spenders und bestimmte Gewebemerkmale zum Empfänger passen. Steht ein passendes Spenderorgan zur Verfügung, muss es sehr schnell gehen. Es bleiben "in der Regel weniger als zwölf Stunden", so das HelmholtzZentrum München.

In einer mehrstündigen, sehr aufwendigen und riskanten OP wird dem Patienten das Spenderorgan eingesetzt. Danach kommt der Patient in Narkose und beatmet auf die Intensivstation.

"Dort versuchen Ärzte und Pfleger, sie möglichst schnell von der Beatmung zu entwöhnen und die neue Lunge selbst arbeiten zu lassen. Gleichzeitig werden die Patienten mobilisiert. Bei normalem Verlauf können die Patienten die Klinik drei Wochen nach der Transplantation wieder verlassen."

Lungeninformationsdienst

Nach der Transplantation

Menschen, die eine Lunge transplantiert bekommen haben, müssen, wie alle Organempfänger, Zeit ihres Lebens täglich Medikamente nehmen, die das eigene Immunsystem unterdrücken, sogenannte Immunsuppressiva. Da ihre Infektabwehr quasi lahmgelegt ist, kann schon ein Schnupfen kurz nach der OP den Tod bedeuten. Transplantierte Patienten sind gezwungen, sich unbedingt vor Viren und Keimen zu schützen. Sie müssen sich auch möglichst "keimfrei" ernähren, das heißt nur Gekochtes oder Gebackenes essen, Obst und Gemüse nur geschält.

Lebenserwartung nach einer Lungentransplantation

"Die Überlebensraten für Lungentransplantierte haben sich seit den 1980er Jahren kontinuierlich verbessert. Für Operationen zwischen 1990 und 2015 errechnet die Internationale Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation (ISHLT) eine Überlebensrate von 89 Prozent drei Monate nach der Transplantation, 80 Prozent nach einem Jahr, 53 Prozent nach fünf Jahren und 32 Prozent nach zehn Jahren."

Lungeninformationsdienst (HelmholtzZentrum München und Deutschem Zentrum für Lungenforschung

Schauspielerin Miriam Maertens - Leben mit einer neuen Lunge

Miriam Maertens in Großhadern

Ex-Rennfahrer Niki Lauda oder Schlager-Star Roland Kaiser - es gibt mittlerweile einige ermutigende Beispiele von Menschen, die nach einer Lungentransplantation wieder gut leben. Auch Schauspielerin Miriam Maertens (49) lebt seit mehreren Jahren mit einer neuen Lunge. Sie feiert den Tag der Transplantation als zweiten Geburtstag - seitdem kann sie all das machen, was vor der OP nicht mehr möglich war: Singen, laufen, schwimmen.

Als Miriam Maertens 1970 mit Mukosviszidose geboren wird, sagen die Ärzte ihren Eltern, dass ihr Kind wohl nicht älter als fünf Jahre alt wird. Doch sie kämpft sich ins Leben. Wird erwachsen, besucht eine Schauspielschule und steht auf der Theaterbühne. Vor den Kollegen verheimlicht sie ihre Erkankung. Den täglichen Kampf gegen die sich verschlimmernde Atemnot bekämpft sie mit eiserner Disziplin, vor den Auftritten und in den Pausen inhaliert sie, macht ihre Übungen. Die Schauspielerin wird sogar mit Anfang 30 Mutter, obwohl ihr die meisten Ärzte von einer Schwangerschaft abraten, weil ihre Lunge damals schon zu schwach ist. Aufgeben war für sie nie eine Option. Nie. "Wenn du bei dieser Krankheit aufgibst, hast du verloren", sagt Miriam Maertens heute.

Lebensrettung Lungentransplantation

Erst, als sie kaum noch Luft bekommt, lässt sie sich auf die Warteliste für eine Spenderlunge setzen. Und bekommt eine Spenderlunge transplantiert. Ihre OP dauert sieben Stunden: "Es ist ein bisschen so wie in einem Sciencefiction-Film. (...) Das sind große Künstler, die das machen. Ich hatte einen ganz, ganz tollen Chirurgen. Unfassbar verantwortungsvoll wird das dort gemacht", sagt Miriam Maertens auf der Blauen Couch bei Thorsten Otto. Sieben Wochen nach der OP geht es aufwärts. Der Moment, in dem sie realisiert, dass sie frei atmen kann, war für sie "unfassbar toll", das Gefühl kompletter Freiheit.

Es geht ihr seit über sechs Jahren gut. Ihre Erfahrungen mit ihrer Krankheit hat Miriam Maertens aufgeschrieben. Ihr Buch "Verschieben wir es auf morgen" soll allen Menschen Mut machen, nie aufzugeben, selbst, bei so lebensbedrohlichen Krankheiten wie der Mukoviszidose.


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