"Oma-Hobbys" Warum uns Häkeln, Gärtnern & Co. glücklicher machen
Stricken, Gartenarbeit oder Backen – sogenannte "Oma-Hobbys" feiern derzeit ein großes Comeback. Was lang als altmodisch galt, wird inzwischen von Menschen jeden Alters wiederentdeckt. Und das nicht ohne Grund, auch die Wissenschaft zeigt: Die analogen Beschäftigungen können einen positiven Effekt auf unsere mentale Gesundheit haben.

Was ist überhaupt ein "Oma-Hobby"?
"Oma-Hobbys" sind Freizeitbeschäftigungen, die traditionell vor allem bei der älteren Generation beliebt sind – Aktivitäten, die sich durch Ruhe, Achtsamkeit, nostalgischen Charme, Gemütlichkeit und eine wohltuende Einfachheit auszeichnen.
5 "Oma-Hobbys", die nachweislich gut für die Seele sind:
- Vögel beobachten: Eine Studie aus dem Fachjournal Scientific Reports belegt, dass regelmäßiges Sehen und Hören von Vögeln unser Wohlbefinden spürbar steigert.
- Häkeln: Eine Veröffentlichung in Perspect Public Health bestätigt, Häkeln kann die mentale Gesundheit stärken.
- Stricken: Laut Herbert Benson, einem Pionier der Mind-Body-Medizin, kann sich Stricken äußerst positiv auf unseren Stresslevel und Blutdruck auswirken.
- Zeichnen: Bereits zehn Minuten tägliches Zeichnen reichen laut einer Studie der American Psychological Association aus, um unsere Stimmung merklich zu heben.
- Gärtnern: Forschende der Princeton University fanden heraus, dass Gartenarbeit ähnlich glücklich macht wie Radfahren, Spazieren oder Essengehen.
Ruheinseln im hektischen Alltag
"Oma-Hobbys können eine unterstützende Ressource der Entspannung und psychischen Zufriedenheit sein. Es geht dabei darum, die Achtsamkeit zu fördern. Kleine regelmäßige Auszeiten, zum Beispiel 15 bis 30 Minuten mehrmals die Woche, reichen, um entspannende Effekte zu spüren. Wichtig ist, sein eigenes individuell erfüllendes Hobby zu finden, dieses in eine Routine einzubauen und sich voll und ganz auf die Tätigkeit einzulassen. Es geht nicht um Multitasking oder Leistung, sondern um die bewusste Auszeit und das Genießen."
Sonya Anders, Klinische Psychologin
In einer Zeit, in der viele von uns unter Stress, Reizüberflutung und digitaler Dauerverfügbarkeit leiden, schaffen Hobbys wie Handarbeiten oder Malen bewusste Momente der Entschleunigung. "Oma-Hobbys" machen nicht nur Spaß – wer ihnen regelmäßig nachgeht, kann auch seine Resilienz, die Fähigkeit, mit Stress und Herausforderungen umzugehen, stärken. Sie helfen dabei, ganz im Hier und Jetzt anzukommen – fernab von Sorgen über Vergangenes oder Zukünftiges. Die Psychologie spricht in diesem Zusammenhang vom sogenannten "Flow" – einem Zustand tiefer Konzentration und innerer Zufriedenheit, erklärt die Expertin.
Sinn erleben, Selbstwirksamkeit spüren
Neben der entspannenden Wirkung spielt auch das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas Greifbares zu erschaffen, eine wichtige Rolle für unser emotionales Wohlbefinden. Ein selbstgestrickter Pullover, ein frisch gebackenes Brot oder ein blühender Balkon sind sichtbare Erfolge – sie stärken das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit.
Wer sich regelmäßig solche – und seien es noch so kleine – Ziele setzt, erlebt häufiger Momente von Sinnhaftigkeit und Stolz. Etwas Schöpferisches, über das wir selbst die volle Kontrolle haben, ruft positive Emotionen hervor und steigert unser Selbstwertgefühl, erläutert Frau Anders.
Training für Kopf und Konzentration
"Oma-Hobbys" tun auch dem Gehirn gut. Studien zeigen: Das Erlernen neuer Fähigkeiten – sei es ein Häkelmuster oder das Anlegen eines Beets – fördert die geistige Flexibilität. Neue Denkwege werden angeregt, die Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne steigen, das Risiko für geistigen Abbau im Alter sinkt. Besonders Handarbeiten gelten als gutes Training für Fokus und Problemlösung.
Besonders spannend: Die gleichmäßigen, rhythmischen Hand- und Augenbewegungen beim Stricken oder Häkeln weisen bemerkenswerte Parallelen zu einer Methode aus der Traumatherapie auf. Bei EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) helfen sogenannte bilaterale Reize – also Reize, die beide Gehirnhälften aktivieren – dabei, belastende Erfahrungen zu verarbeiten. Ähnlich wie bei dieser Therapieform wirkt auch das Stricken oder Häkeln beruhigend und fast meditativ. Laut Frau Anders kann dadurch - wenn auch nicht so gezielt wie bei der EMDR - ein Zustand der Tiefenentspannung erreicht werden, der Zugang zu tieferen Sphären der Psyche ermöglicht.
Oma-Hobbys als soziale Brücke
Auch wenn viele "Oma-Hobbys" allein ausgeübt werden können, führen sie doch oft zu sozialen Kontakten. In Handarbeitskursen, Buch-Clubs, Gartenvereinen oder beim Plausch im Bastelladen entsteht Austausch. Besonders das gemeinsame Stricken wurde bereits vielfach wissenschaftlich untersucht – mit klaren Ergebnissen: Menschen fühlen sich nach dem gemeinsamen Handarbeiten entspannter und glücklicher. Zudem kann das Weiterführen traditioneller Techniken und Anfertigen von selbst-gemachten Geschenken für die Liebsten ein Gefühl von Zugehörigkeit stiften.
Lesen Sie hier: So gesund kann Stricken sein
Fazit: Ob Hantieren mit Wollknäueln, Blumensamen oder Teigschüsseln – klassische "Oma-Hobbys" bieten mehr als bloß einen nostalgischen Zeitvertreib. Sie entschleunigen, fördern die Konzentration, schaffen soziale Kontakte und lassen uns Erfolg und Sinn erleben. Gerade weil sie langsam, achtsam und persönlich sind, bieten sie einen wirksamen Gegenpol zur schnellen, digitalen Welt – und können so Schlüssel zu mehr mentaler Stabilität und Lebensfreude sein. Omas wussten eben einfach schon immer, was guttut.
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Wie der Weg zu einem glücklichen, erfüllten Leben für Deutschlands bekannteste Psychologin aussah, erzählt Stefanie Stahl selbst auf der Blauen Couch:
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Theresa, Sonntag, 04.Mai 2025, 08:18 Uhr
3.
Das schöne an Handarbeit ist ja, dass man das Ergebnis in den Händen halten, sich langfristig dran erfreuen oder auch anderen eine Freude machen kann, wenn man es verschenkt. :)
Antwort von Ulrike aus Oberbayern , Dienstag, 06.Mai, 17:03 Uhr
Liebe Theresa,
Ich kann Dir nur zustimmen. Während der Corona-Zeit hat mein Mann mir gezeigt, wie man seine Nähmaschine benutzt. Seitdem macht es mir viel Freude, kleine "Kunstwerke" herzustellen, am liebsten mag ich Patchwork aus alten Stoffresten.
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Sanni, Samstag, 03.Mai 2025, 20:13 Uhr
2. Omas Hobby
Oder wie Oma früher auf der Fensterbank lehnend mit geöffneten Fenster einfach raus schauen und eine Tasse Kaffee trinken, dabei lauschen, beobachten und die Gedanken schweifen lassen .
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Tatjana Zehrer , Samstag, 03.Mai 2025, 17:28 Uhr
1. Oma-Hobbys
Hallo,
Ich habe mir das häkeln vor 12 Jahren selber beigebracht, eine Freundin hat mich dazu inspiriert. Am Anfang nur leichte Sachen die ich Anfangs falsch gemacht habe. Aber ich wollte immer mehr können und wurde besser. Mein größtes Werk, eine Decke ( 170cm × 200cm) da ist der Hund von meiner Mutter drauf ( Pixeldecke) mittlerweile mach ich so gut wie alles und darf bei mir im kiga meine Werke ausstellen und verkaufen damit ich bekannter werde. Die Erzieher sind jedes mal begeistert von dem was ich alles kann.In den sozialen Netzen geh ich unter obwohl ich gerne bekannter wäre. Für mich ist häkeln Entspannung nach einen stressigen Tag mit 5 Kindern ☺️ und ich liebe es , mich damit kreativ auszuleben und immer was neues zu probieren.
Tatjana aus Nürnberg
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