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Johanniskraut Pflanzenmedizin gegen Depressionen - wann hilft Johanniskraut?

Wann hilft Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen und wer sollte besser die Finger von der Pflanzenmedizin lassen. Das sagen die Studien.

Stand: 08.11.2023

Mann sitzt auf einem Felsen und schaut ins Tal. | Bild: mauritius images

Johanniskraut Studien

Johanniskraut-Präparate können eine besser verträgliche Alternative zu Antidepressiva sein. Das haben zahlreiche Studien ergeben, unter anderem die klinische Studie von Prof. Markus Gastpar aus dem Jahr 2006, der die Wirkung von Johanniskraut direkt mit der eines Antidepressivums verglichen hat.

Die angesehene Cochrane Collaboration kam 2008 in einer Metastudie zu dem Ergebnis, dass Johanniskraut ähnlich gut wirkt wie es Psychopharmaka tun, aber weniger Nebenwirkungen als diese Medikamente hat. Über Nebenwirkungen von Antidepressiva, von denen es drei große Gruppen mit verschiedenen Wirkmechanismen gibt, klagt ungefähr die Hälfte der Patienten und Patientinnen, die sie einnehmen: "Während der Einnahme von Antidepressiva berichten Patientinnen und Patienten zum Beispiel über Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, innere Unruhe und Störungen der Sexualität", so das Medizinportal "gesundheitsinformation.de".

Studien mit Johanniskrautpräparaten, die über drei Monate Behandlungsdauer hinausgehen, gibt es aber noch nicht.

Johanniskraut nur bei leichten bis mittelschweren Depressionen

Allerdings ist Johanniskraut nicht in allen Fällen hilfreich. Leichte bis mittlere depressive Phasen lassen sich damit behandeln. Auch die Stiftung Warentest, die die Studienlage überprüft und verschiedene Johanniskrautmittel auf ihre Wirkung untersucht hat, schreibt in der Zeitschrift "test" ganz deutlich: "Bei einer schweren Depression ist Johanniskraut keine Option."

Johanniskraut - auf die Dosis und die Dauer kommt es an

Die Tester der Stiftung Warentest empfehlen nur Präparate aus der Apotheke, weil nur sie eine genügend hohe Wirkstoffdosis aufweisen. Für leichte bis mittlere depressive Phasen stufen die Tester die rezeptpflichtigen Mittel Jarsin, Neuroplant und Laif 900 als geeignet ein. Frei verkäufliche, also rezeptfreie Johanniskraut-Mittel aus der Apotheke empfehlen die Tester nur bei "leichten, vorübergehenden depressiven Störungen". Tees und Dragees aus dem Drogeriemarkt oder dem Reformhaus werden als "wenig geeignet" angesehen.

Für Patienten ist es wichtig zu wissen, dass es mehrere Wochen dauern kann, bis sich ein Effekt der Therapie mit Johanniskraut einstellt.

Johanniskraut Nebenwirkungen

Wer Johanniskrautpräparate einnimmt, dessen Haut kann empfindlicher auf Sonneneinstrahlung reagieren. Das nennt man Photosensibilisierung und das trifft vor allem hellhäutige Menschen. Dieser Hinweis darf in den Beipackzetteln der Mittel ab einer gewissen Dosis nicht fehlen, das ist eine Vorschrift des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Johanniskraut - Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Johanniskrautprodukte können die Wirksamkeit bestimmter Medikamente beeinflussen - darunter zum Beispiel Wirkstoffe gegen HIV oder Medikamente, die nach einer Organtransplantation verordnet werden, damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird. Johanniskraut sollte außerdem nicht mit Antidepressiva kombiniert werden.

Johanniskraut - Pille: Vorsicht!

Wer als Frau die Antibaby-Pille zur Empfängnisverhütung nimmt, sollte bei Präparaten mit Johanniskraut vorsichtig sein. Grund: Johanniskraut kann die Wirksamkeit mancher Präparate herabsetzen.

Triggerwarnung: Wenn Sie auch an Depressionen leiden, holen Sie sich bitte Hilfe und gehen Sie zu einer Ärztin oder zu einem Arzt.

Auch bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe finden Sie Informationen und Anlaufstellen.

Rund um die Uhr gibt es bei der Telefonseelsorge Hilfe: 0800/111 0 111 und 0800/ 111 0 222 / http://www.telefonseelsorge.de.


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