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Feuerwehr Was macht eigentlich die Feuerwehr alles genau?

Alle zwei bis zweieinhalb Minuten rückt in Bayern die Feuerwehr aus. Dabei ist das Löschen von Bränden schon lange nicht mehr die größte Aufgabe der Feuerwehren. Plus Infos zur "Langen Nacht der Feuerwehr"

Stand: 20.09.2023

Feuerwehr | Bild: mauritius-images

Die Lange Nacht der Feuerwehr

Am Samstag, 23. September, ist die zweite Lange Nacht der Feuerwehr - welche Feuerwehr in Bayern daran teilnimmt, das gibt es hier zum Nachlesen. Plus Karte: Lange Nacht der Feuerwehr.

Was macht die Feuerwehr eigentlich alles?

"Wenn ich groß bin, dann werde ich Feuerwehrmann." Kennen Sie diesen Satz? Für viele Männer und Frauen in Bayern ist der Kindheitstraum ein paar Jahre später in Erfüllung gegangen. Heute sind über 325.000 Menschen in Bayern in Feuerwehren aktiv. Vor allem die Anzahl der Feuerwehrfrauen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Laut der Einsatzstatistik der Feuerwehren in Bayern 2020 arbeiten 326.000 Menschen bei Feuerwehren in kleinen Dörfern, Gemeinden und Städten. 315.000 sind davon ehrenamtlich aktiv. Darunter sind nur 32.000 Feuerwehrfrauen. Die meisten Freiwilligen Feuerwehren gibt es in Oberbayern, dicht gefolgt von Oberfranken.

Wie sind Feuerwehren organisiert?

Alle Freiwilligen Feuerwehren sind öffentliche Einrichtungen der Gemeinden. Die Aufgaben sind im Bayerischen Feuerwehrgesetz festgelegt:

"Der Feuerwehrdienst wird, soweit nichts anderes bestimmt ist, ehrenamtlich geleistet. Feuerwehrdienstleistende haben an Einsätzen, Ausbildungsveranstaltungen, Sicherheitswachen und am Bereitschaftsdienst teilzunehmen und die Weisungen ihrer Vorgesetzten zu befolgen."

Bayerisches Feuerwehrgesetz

Die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr und alle dafür notwendigen Geräte werden von den Gemeinden und Kommunen finanziell getragen. In jeder Stadt, in der mehr als 100.000 Menschen leben, muss es eine Berufsfeuerwehr geben. In Bayern ist das in sieben Städten der Fall: Augsburg, Fürth, Ingolstadt, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg. In manchen größeren Städten haben Freiwillige Feuerwehren auch ein paar hauptamtliche Kräfte, die die Geräte warten und immer einsatzbereit sind.

Welche Aufgaben hat die Feuerwehr?

1. Löschen

Egal, ob der Adventskranz Feuer fängt, ein Heizlüfter zu rauchen beginnt, jemand das Mittagessen auf dem Herd hat stehen lassen oder ganze Wohnhäuser und Bauernhöfe abbrennen, die Feuerwehr ist immer zur Stelle. 20.000 Brände mussten die bayerischen Feuerwehren 2020 löschen. Die Ehrenamtlichen bedienen Feuerlöscher, pumpen Wasser aus Hydranten, löschen aus der Luft mit Helikoptern und retten Menschenleben aus Flammen.

2. Technische Hilfeleistungen

Unter technischen Hilfeleistungen versteht der Feuerwehrler alle anderen Gefahren neben dem Feuer. Dazu gehören unter anderem:

  • Unfälle im Straßenverkehr - In diesen Einsätzen sichert die Feuerwehr die Unfallstelle ab, richtet Umleitungen ein oder befreit verletzte Personen aus dem Unfallwagen. Fahrzeuge werden von der Feuerwehr aus dem Straßengraben geborgen und am Ende reinigt die Feuerwehr die Unfallstelle.
  • Unfälle mit gefährlichen Stoffen - Egal, ob bei einer harmlosen Ölspur oder bei größeren Chemieunfällen mit radioaktiven, biologischen oder chemischen Stoffen, die Aufgabe der Feuerwehren ist es, den Schaden zu beseitigen.
  • Die Feuerwehr ist Teil des Katastrophenschutzes. Sie ist im Einsatz bei Hochwasser, Sturm, Starkregen oder Hagel. Dann pumpen sie vollgelaufene Keller aus oder befreien Landstraßen von umgefallenen Bäumen.
  • Natürlich helfen Feuerwehrmänner und -frauen auch bei kleineren Problemen. Sie holen zum Beispiel die ängstliche Katze vom Baum, machen sich auf die Suche nach vermissten Personen und befreien Kühe oder Pferde aus Schneemassen oder anderen misslichen Lagen. An manchen Orten in Bayern beseitigt die Feuerwehr auch Wespennester.

3. Erste Hilfe

Berufsfeuerwehren in Bayern übernehmen in vielen Orten auch den Rettungsdienst. Das bedeutet, dass einige der Angestellten ausgebildete Notfallsanitäter oder Rettungsassistenten sind. Sie werden bei einem Notruf gemeinsam mit dem Notarzt alarmiert.

Kleinere Ortschaften, die keine eigene Rettungswache haben und vergleichsweise weit entfernt von der nächsten Rettungswache liegen, bilden Ehrenamtliche zu sogenannten "First Respondern" aus. Das sind Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen mit einer Fortbildung zum Einsatzsanitäter. Sie werden in einem Notfall als Ersthelfer alarmiert und überbrücken dann die Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft. Lesen Sie dazu auch: Erste Hilfe - Herzdruckmassage und Co. - so geht's

Unter der Notruf Nummer 112 erreichen Sie alle Blaulichtorganisationen: Rettungsdienst, Feuerwehr, THW, Bergwacht, Wasserwacht.

4. Sicherheitswache

Im Jahr 2020 leisteten die Feuerwehren in Bayern 32.500 Sicherheitswachen. Dazu zählt die Verkehrsabsicherung bei größeren Veranstaltungen, die Absicherung bei Sonnwendfeuern, Motor- und Luftsportveranstaltungen.

5. Jugendarbeit

Die Feuerwehrgruppen vor Ort übernehmen häufig die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Die jungen Feuerwehrler treffen sich regelmäßig und werden spielerisch an die Thematik herangeführt. Die Kinder und Jugendlichen lernen im Team zu agieren und finden bei der Feuerwehr neue Freunde. So wird auch die Freude am Ehrenamt gefördert.

6. Lebendiges Dorfleben

Die Freiwillige Feuerwehr ist nicht nur eine öffentliche Einrichtung, sie ist häufig auch als Verein organisiert, der das öffentliche Leben in kleinen Dörfern und Gemeinden aktiv mitgestaltet. Sie organisieren Faschingsbälle, stellen den Maibaum auf, veranstalten das jährliche Sonnwendfeuer. Durch dieses Engagement ist die Feuerwehr maßgeblich beteiligt am gesellschaftlichen Leben auf dem Dorf.

Gibt es genug Nachwuchs?

Leider wird es immer schwieriger, Ehrenamtliche für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu begeistern. Deshalb sind viele Feuerwehren werktags durchgehend unbesetzt, da die Mitglieder nicht mehr vor Ort arbeiten und ihre Arbeitsstelle zu weit weg vom eigenen Gemeindegebiet liegt. Wenn also ein Einsatz kommt, dann ist kein Feuerwehrler rechtzeitig da. Aus diesem Grund meldet der Kommandant, also der Chef der Feuerwehr, die sogenannte Tagesstärke der eigenen Mannschaft an die Leitstelle. Diese alarmiert dann im Notfall auch die Feuerwehren der Nachbargemeinden, um sicherzustellen, dass genug Feuerwehrler vor Ort sind.

Es wir immer schwieriger Ehrenamtliche für die Arbeit bei der Feuerwehr zu motivieren.

Jedes Jahr werden sogenannte Brandschutzbedarfspläne aufgestellt, die festlegen, wie viele und welche Geräte eine Feuerwehr benötigt. Eine Drehleiter, zum Beispiel, wird nur bei sehr wenigen Einsätzen gebraucht. Deshalb hat nicht jede Feuerwehr eine eigene. Bei der Alarmierung muss also auch dieser Faktor berücksichtigt werden.

Trotzdem ist es nicht so einfach, Feuerwehren zu schließen oder zusammenzulegen. Grund dafür ist die sogenannte Hilfsfrist. Das ist die Zeit, die zwischen dem Eingang einer Meldung und dem Eintreffen der Einsatzkräfte am Unfallort liegt. Dieses Zeitintervall darf in Bayern nur 10 Minuten lang sein. Würde es weniger Feuerwehren geben, dann wären die Anfahrtswege weiter und die Hilfsfrist von 10 Minuten nicht mehr gewährleistet. Deshalb brauchen die Feuerwehren mehr ehrenamtliche Helfer.

Wie kann ich Feuerwehrler werden?

"Den Feuerwehrdienst können alle geeigneten Personen vom vollendeten 18. bis zum vollendeten 65. Lebensjahr in der Gemeinde leisten, in der sie eine Wohnung haben und in der Gemeinde, in der sie einer regelmäßigen Beschäftigung oder Ausbildung nachgehen. In besonderen Fällen auch in den jeweiligen Nachbargemeinden."

Bayerisches Feuerwehrgesetz

Wenn Sie Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau werden wollen, dann können Sie einfach in Ihren Feuerwehrverein vor Ort eintreten. Danach bekommen Sie die Ausbildung, die Sie für Ihre ehrenamtliche Arbeit benötigen. Die Ausbildung wird von der jeweiligen Gemeinde finanziert. Das Bayerische Feuerwehrgesetz bestimmt den Kommandanten zum Leiter der örtlichen Feuerwehrausbildung. Für bestimmte Ausbildungen, wie zum Beispiel die Fortbildung zum Atemschutzträger, gibt es eigene Landesfeuerwehrschulen in Bayern.

Nicht alle Feuerwehrmänner und -frauen sind gleich. Die Mitglieder übernehmen verschiedene Rollen. Es gibt Löschmeister, Oberlöschmeister, einen Kommandanten, Gerätewarte oder Maschinisten, die die Feuerwehrautos fahren und große Pumpen bedienen können. Es gibt auch Gruppenführer, die in einem Einsatz die Rolle des Einsatzleiters übernehmen oder die Besatzung eines Feuerwehrautos leiten. Der Chef aller Gruppenführer ist der Zugführer.

Freiwillige des THW bergen ein Opfer aus den Trümmer eines eingestürzten Hauses. | Bild: BR zum Artikel THW Was macht eigentlich das Technische Hilfswerk?

Was macht eigentlich das THW? Wo hilft es? Wie kann ich mitmachen? Infos über eine Bundesbehörde, die zu 99 Prozent aus Ehrenamtlichen besteht. [mehr]

Als Ehrenamtlicher werden Sie bei einem Einsatz von Ihrer Arbeitsstelle freigestellt. Sie müssen Ihrem Arbeitgeber nur Ihre Abwesenheit melden. Dieser ist dann verpflichtet, Sie auch in der Zeit eines Einsatzes zu bezahlen. Der Arbeitgeber kann sich die für ihn entstandenen Kosten von der jeweiligen Kommune rückerstatten lassen. Auch volljährige Schüler und Studenten sind während der Teilnahme an Einsätzen von der Teilnahme am Unterricht und an Ausbildungsveranstaltungen befreit.

Viele Feuerwehren feiern 2023 Jubiläum

Von der Freiwilligen Feuerwehr Münsing oder Albertaich (Oberbayern) über Steppach und Oberottmarshausen (Schwaben) bis Oberbach (Unterfranken) - um nur einige zu nennen - feiern 2023 sehr viele Freiwillige Feuerwehren in Bayern ihr 150-jähriges Bestehen. BAYERN 1 Hörer Richard aus Landshut hat deshalb bei uns nachgefragt: Ist das Zufall, dass dieses Jahr viele Feuerwehren in Bayern 150 Jahre alt werden?

Markus Zawadke vom bayerischen Feuerwehrmuseum in Waldkraiburg erklärt: "1868 ist der bayerische Landesfeuerwehrverband gegründet worden (…), das war eine Initialzündung, da hat sich die Zahl der Feuerwehren in der Folge schon mal verdoppelt. Und 1872 gab es die Gründung der Landesunterstützungskasse: Hier wurden die Feuerwehrvereine von ihrer Haftung etwas freigestellt." Stieß den freiwilligen Löschern bei ihrem Einsatz also etwas zu, waren sie versichert und erhielten finanzielle Unterstützung. "In den folgenden Jahren sind es immer mehr Feuerwehren geworden, bis wir heute mit rund 7.500 Freiwilligen Feuerwehren dastehen."

Bis 1873 hatte sich die Zahl der Feuerwehren in Bayern fast verdoppelt. Und deshalb feiern 463 Feuerwehren in Bayern in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum. Übrigens: 2024 werden 479 Freiwillige Feuerwehren ihr 150-jähriges Bestehen feiern, und 2025 dann sogar 630 - da kommen wir also aus dem Feiern gar nicht mehr raus!

Lesen Sie hier, in welchen bayerischen Regionen eher Waldbrände drohen, welche Rolle der Borkenkäfer dabei spielt - und wie leicht Ihr Auto einen Waldbrand auslösen kann: Waldbrandgefahr Bayern - Wo in Bayern Waldbrände drohen


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