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Einen guten Heilpraktiker finden So geraten Sie nicht an den Falschen

Manche behandeln Krebs und machen ihren Patienten falsche Hoffnungen: Schwarze Schafe unter den Heilpraktikern gibt es immer wieder. So fallen Sie nicht auf einen Scharlatan herein.

Stand: 18.06.2019 | Archiv

Frau behandelt Patientin | Bild: mauritius images

In Deutschland praktizieren rund 43.000 Heilpraktiker und die meisten von ihnen verstehen ihr Handwerk. Wer sich das erste Mal naturheilkundlich behandeln lassen will, hat also eine große Auswahl. Wie finden Sie den richtigen Heilpraktiker? Indem Sie sich vorher informieren und im besten Falle bereits für ein Behandlungsverfahren entscheiden. Möchten Sie zum Beispiel Ihre Rücken- oder Kopfschmerzen mit Akupunktur behandeln lassen, suchen Sie gezielt. Viele Heilpraktiker bieten außerdem nur bestimmte Therapien an.

Empfehlungen von Bekannten, Nachbarn und Freunden können bei der Suche helfen. Auch die Mitarbeiter in Apotheken haben manchmal einen guten Tipp, wenn Sie nachfragen. Bei den Fachverbänden der Heilpraktiker können Sie online suchen - zum Beispiel beim Fachverband Deutscher Heilpraktiker oder beim Bund Deutscher Heilpratiker. Dort lässt sich über Postleitzahl und Behandlungsmethode gezielt suchen. Wer bei den Verbänden anruft und sein Gesundheitsproblem schildert, erhält noch genauere Empfehlungen.

Checkliste: Passt der Heilpraktiker zu mir?

Diese Fragen können Anhaltspunkte für die Seriösität eines Heilpraktikers sein:

  • Nimmt sich der Heilpraktiker ausreichend Zeit, um meine Beschwerden und meine Vorgeschichte zu erfassen? Sieht er sich meine mitgebrachten schulmedizinischen Befunde genau an?
  • Klärt er mich über seine Diagnose und die Therapie ausführlich auf? Erklärt er mir, bevor er mich behandelt, was er tut, so dass ich die Chance habe, diese Behandlung abzulehnen? Wenn ich eine Therapie ablehne, macht er alternative Vorschläge?
  • Informiert er mich, welche Kosten auf mich zukommen und stellt er eine detaillierte Rechnung? Ist er Mitglied in einem Fachverband? Wo hat er seine Ausbildung absolviert und wie lange praktiziert er schon?

Misstrauisch sollten Sie werden, wenn der Heilpraktiker die Schulmedizin total ablehnt, auf Nachfragen zur Therapie ärgerlich reagiert und nur eine Therapieform als die einzig richtige verkauft. Vollmundige Heilungsgarantien sollten Sie auch abschrecken.

Das Vertrauen zählt

Akupunktur hat sich besonders bei Kopf- und Rückenschmerzen bewährt.

Heilpraktiker arbeiten ganzheitlich. Das heißt, sie sehen seelische Probleme auch als mögliche Krankheitsursachen an und sprechen mit ihren Patienten ausführlich darüber. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich ehrlich fragen, ob Sie dieser Person vertrauen. Können Sie sich dem Heilpraktiker gegenüber öffnen und über Ängste und Probleme offen sprechen?

Keine geregelte Ausbildung

Im Gegensatz zum Medizinstudium gibt es bei den Heilpraktikern noch keine staatlich festgeschriebene Ausbildung. Das kritisieren Patienten- und Medizinerverbände. Ein Heilpraktiker muss in Deutschland älter als 25 Jahre sein und mindestens einen Hauptschulabschluss sowie ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis haben.

Der angehende Heilpraktiker muss eine Prüfung beim Gesundheitsamt bestehen, aber vorher nicht zwingend eine Heilpraktiker-Schule besucht haben. Das Wissen kann er sich auch im Selbststudium aneignen. Die Prüfung besteht aus einem Multiple Choice Test mit 60 Fragen zu medizinischem Grundwissen und einem mündlichen Teil.

Nach bestandener Prüfung darf ein Heilpraktiker Spritzen setzen ohne vorher jemals an einem Menschen geübt zu haben. Pfleger zum Beispiel müssen, bevor sie eine Injektion vornehmen dürfen, immer den so genannten Spritzenschein machen.

Das dürfen Heilpraktiker:

  • Verfahren der Naturheilkunde oder der Alternativmedizin anwenden wie zum Beispiel Akupunktur, Bioresonanztherapie, Aromatherapie, Phytotherapie, Behandlung mit Blutegeln, Homöopathie, Kinesiologie
  • Injektionen und Infusionen verabreichen
  • offene Wunden behandeln
  • Aderlasse verabreichen
  • Eigenbluttherapien durchführen
  • Krebs behandeln

Das dürfen Heilpraktiker nicht:

  • meldepflichtige Infektionskrankheiten behandeln wie zum Beispiel Keuchhusten, Masern, Röteln, Tuberkulose
  • rezeptpflichtige Medikamente oder Betäubungsmittel verschreiben oder Medikamente selbst herstellen
  • Zahnheilkunde ausüben
  • Geburtshilfe leisten
  • Blutabnahmen und Untersuchungen bei Straftaten vornehmen
  • Totenschein ausstellen
  • röntgen

Ein Heilpraktiker muss seine Patienten über die Kosten der Behandlung aufklären. Es gibt für Heilpraktiker aber nicht - wie bei Ärzten - eine verpflichtende Gebührenordnung, aber seit 1985 ein Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker. Das ist allerdings nicht rechtlich bindend.

Die gesetzlichen Kassen zahlen die Kosten nicht

Globuli kommen in der Homöopathie zum Einsatz.

Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten ihren Patienten in den allerseltensten Fällen die Behandlungskosten vom Heilpraktiker. Die Barmer Ersatzkasse zum Beispiel übernimmt zwar die Kosten für homöopathische Behandlungen und Akupunktur, allerdings nur, wenn sie bei Vertragsärzten durchgeführt werden.

Bei der AOK kann man privat einen Zusatztarif abschließen, der die Kosten der Naturheilkunde auch beim Heilpaktiker abdeckt. Das lohnt sich allerdings nur, wenn man sich oft von einem Heilpraktiker behandeln lässt. Die Techniker-Krankenkasse erstattet keine Kosten einer heilpraktischen Behandlung, aber zahlt 100 Euro für alternative Heilmittel pro Kalenderjahr.

Die privaten Krankenversicherungen und die Beihilfe zahlen die Kosten zum Teil, allerdings nicht für alle Heilverfahren. Deswegen ist ein Anruf bei der eigenen Kasse vor dem Besuch beim Heilpraktiker immer sinnvoll, um sich böse Überraschungen zu sparen.