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Ein Fim von Iciar Bollain El Olivo - Der Olivenbaum

Die 20-Jährige Alma will den uralten Olivenbaum zurückholen, den ihre Familie an einen deutschen Konzern verkauft hat. Sie tut es für ihren Großvater und für sich, denn seit der Baum verpflanzt wurde, ist die Familie zerissen.

Stand: 21.08.2016

Szene aus "Der Olivenbaum" | Bild: José Haro / Piffl Medien

Der Baum, um den es in Iciar Ballains Film "El Olivo" geht, ist über 1000 Jahre alt und seit Generationen im Besitz von Almas Familie, Bauern aus der Gegend von Valencia.  Als Alma noch ein kleines Mädchen war, hat sie ihren 'yayo', wie sie ihren Opa liebevoll nennt, jeden Tag in den Olivenhain begleitet. Zusammen haben sie am Fuße des mächtigen, zerfurchten Baumes gespielt, sich Geschichten über ihn ausgedacht.

Szene aus "Der Olivenbaum"

Vom Großvater hat Alma gelernt, wie man mit Ableger neue Bäume heranzieht. Doch die Arbeit im Olivenhain ist hart, sie wirft wenig ab. Gegen den Willen des alten Patriarchen hat der Rest der Familie daher beschlossen, den Baum für 30.000 Euro zu verkaufen, um sich mit dem Geld etwas Neues aufzubauen. Doch seit dem der Baum entwurzelt und in fremde Erde verpflanzt wurde, geht ein Riss durch die Familie.

"Die Idee zum Film stammt vom Drehbuchautor Paul Laverty. Er ist über einen Zeitungsartikel auf das Thema gestoßen und fand es unglaublich, dass in Spanien Bäume, die Hunderte von Jahren alt sind, einfach verkauft werden. Ich war von Pauls Vorschlag begeistert, denn ich wollte einen Film über die Wirtschaftskrise in Spanien machen, ohne direkt darüber zu sprechen. Mir erschien der Olivenbaum eine sehr starke Metapher dafür, was in Spanien passiert ist."

Icíar Bollaín, Regisseurin

Der Film "El Olivo" schafft es mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, eine Fülle von Themen anzusprechen, ohne deswegen an der Oberfläche zu bleiben. Ganz im Gegenteil. Wie in einem impressionistischen Bild vermitteln die Szenen das Lebensgefühl im Spanien zu Zeiten der Wirtschaftskrise. Es geht um gescheiterte Träume, um den Kampf zwischen den Generationen, um den leichtsinnigen Ausverkauf kultureller Schätze als kurzfristige Lösung für tiefverwurzelte Probleme. Und es geht um Freundschaft, um Zusammenhalt und Mut.

Szene aus "Der Olivenbaum"

Couragiert folgt die rebellische, impulsive Alma der Logik ihres Herzens. Mit einer fadenscheinigen Geschichte überredet sie ihren Onkel Alca und einen Arbeitskollegen, der offenbar ein Auge auf sie geworfen hat, mit einem Sattelschlepper nach Düsseldorf zu fahren. Dort thront der Baum mittlerweile in der Lobby eines deutschen Energiekonzerns. Eine Mischung aus Roadmovie und Kammerspiel beginnt. Im engen Raum der Lastwagenkabine kommt es zu unverhofften Geständnissen und ungelenken Annäherungsversuchen. Als die drei die deutsche Grenze passieren und ein Polizeiwagen sie überholt, erklärt Onkel Alca, dass er sich in Deutschland noch kleiner und noch dümmer vorkomme als sonst. Auch dieses Gefühl ist Teil der Realität in Spanien.

"Der Minderwertigkeitskomplex der Spanier gegenüber den Deutschen kommt von sehr weit her. Aus der Vergangenheit, als in den 1960er Jahren die Menschen hierher kamen, mit nichts als einem Koffer aus Pappe. Wir sind ein sehr armes Land gewesen. Die Menschen wurden ausgebildet, aber auch ausgebeutet, manche mehr, manche weniger. Andererseits gibt es auch Dankbarkeit, denn sie brauchten Arbeit, und in Deutschland haben sie einen Platz gefunden. Und jetzt, 50 Jahre später, ist es wieder so."

Icíar Bollaín, Regisseurin

Szene aus "Der Olivenbaum"

Der jungen Protagonistin aus "El Olivo"gelingt es zwar nicht, die Uhr zurückzudrehen, Fehler ungeschehen zu machen. In ihrer hartnäckigen, einfallsreichen Art schafft  sie es jedoch, die Familie wieder ein Stückweit zu versöhnen und ein symbolisches Zeichen für einen Neuanfang zu setzen.


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