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Rahmenbeingungen verbessern Der Chef muss kein Psychologe sein

Um die psychischen Bedürfnisse seiner Mitarbeiter zu erkennen, muss ein Chef zwar kein Psychologe sein. Aber er steht dennoch vor einer Herausforderung. "Einerseits ist es ganz einfach, weil es 'nur' darum geht, Menschen wie Menschen zu behandeln. Andererseits ist es eine ganz große Kunst, jeden Mitarbeiter individuell richtig zu anzusprechen," sagt Prof. Reinhart Schüppel.

Von: Holger Kiesel

Stand: 27.09.2016

Frau holt sich Wasser aus Wasserspender | Bild: picture-alliance/dpa

Firmen sollten sich so ausrichten, dass ihre Beschäftigten möglichst lange gesund bleiben können. Zu diesem Zweck ist es nützlich, ein Gesamtkonzept - Fachleute nennen es 'Betriebliches Gesundheitsmanagement' - zu entwickeln, in das beispielsweise Bewegungsangebote, Möglichkeiten zur Ernährungsberatung, ein nachhaltiges Stressmanagement und Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas integriert werden können. Das Konzept sollte dabei so gestaltet sein, dass sich einzelne Maßnahmen gegenseitig befördern und möglichst viele 'mitnehmen'.

Wichtig: Keinen Gesundheitsterror betreiben! Wer z.B. bei der Ausgleichs-Gymnastik nicht mitmachen möchte, darf deshalb keine Nachteile haben. Und: Der Vorgesetzte sollte Vorbild sein und selbst mitmachen.

Sich etwas einfallen lassen!

Wenn man seine Mitarbeiter animieren oder im doppelten Sinne des Wortes 'bewegen' möchte, sind kreative Ideen gefragt. Damit sie z. B. weniger den Aufzug benutzen, kann man beispielsweise schöne Bilder als Anreiz ins Treppenhaus hängen. Auch wechselnde Themenschwerpunkte zum Thema Gesundheit können sinnvoll sein. Auf jeden Fall sollte man als Firma seine Erwartungen an das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter möglichst realistisch halten: Die Gesundheitsfans sollen sich 'austoben' können, die Zurückhaltenden versucht man zu 'locken', und die Gesundheitsmuffel sollen nicht blamiert werden. Eines Tages machen sie vielleicht ohne großes Aufsehen einfach mit.

Das Gesunde als Normalfall

Ein Konzept funktioniert dann besonders gut, wenn das Gesunde der Normalfall ist, wenn also z.B. auch der Chef die Treppe nimmt, wenn einige Besprechungen im Stehen oder Gehen stattfinden (und nicht im Sitzen im muffigen Konferenzraum!), und wenn beim Meeting statt Kekse Obst auf dem Tisch steht.

"Gesundheitsmaßnahmen sollten auf keinen Fall belehrend daherkommen. Menschen wollen nicht gerne hören, was sie alles falsch machen. Beispiel: Ich kann als Firma sagen: 'Ihr müsst mehr trinken!' und hoffen, dass die Leute zum Wasserhahn gehen! Oder ich kann einen ansprechend gestalteten Wasserspender aufstellen. Das wäre dann die wertschätzende Variante."

Prof. Reinhart Schüppel, Chefarzt der Johannesbad Fachklinik für Psychosomatik und Sucht in Furth im Wald


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