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Konflikte im Job Kräfte einteilen

Wieviel Energie jemand in die Arbeit stecken kann, hängt auch von seiner jeweiligen Lebensphase ab und davon, welche anderen Herausforderungen man sonst noch zu stemmen hat. Wenn man gerade ein Haus baut oder einen kranken Angehörigen zu pflegen hat, lassen sich Leistungsreserven nicht so locker mobilisieren, als wenn man junger Single ist oder die Kinder schon aus dem Haus sind.

Von: Holger Kiesel

Stand: 26.09.2016

Mann am Computer ballt vor Wut die Fäuste | Bild: colourbox.com

Wichtig: Die Kollegen sollten in etwa wissen, in welcher Lage man sich befindet, damit sie sich darauf einstellen können. Wenn es später auch mal in die umgekehrte Richtung geht, sind die meisten Menschen gerne bereit, Hilfe zu leisten und übernehmen auch mal etwas.

Ärger mit Chef oder Kollegen

Manchmal muss man auch mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen man nicht wirklich gut kann. Natürlich sollte man dann zunächst versuchen, eine gemeinsame Ebene oder einen anderen Ausweg zu finden (als Ultima Ratio den Abteilungswechsel oder die Versetzung). Aber: Wenn sich ein Konflikt trotz aller Bemühungen nicht beseitigen lässt, einfach nicht zu viel über den betreffenden Kollegen nachdenken! Sonst gibt man ihm eine Bedeutung und vor allem einen Einfluss, den er definitiv nicht hat und auch nicht haben sollte.

"Hier hilft die Frage: Soll er oder sie wirklich mein Leben bestimmen? Manchmal braucht man auch professionelle Unterstützung. Dass, wie im Kitschfilm, nach einem einzigen Gespräch alles gut wird, ist jedenfalls häufig zu viel erwartet!"

Prof. Reinhart Schüppel, Chefarzt der Johannesbad Fachklinik für Psychosomatik und Sucht in Furth im Wald

Wann muss man die Arbeitsstelle wechseln?

Manchmal, wenn sich Konflikte im Job dauerhaft nicht lösen lassen, kann ein Wechsel der Arbeitsstelle tatsächlich Wunder bewirken! Nur sollte man bedenken: Manche nehmen ihre Probleme auch gleich von einer Arbeitsstelle zur anderen mit, weil zwar die Kollegen wechseln, aber die Schwierigkeiten und die eigenen Anteile, die dahinterstecken, unbearbeitet bleiben. Wer also immer wieder Probleme bekommt, sollte sich auch mal selbst kritisch hinterfragen (auch wenn es schwerfällt, weil man sich ja als das Opfer fühlt!) und sich Hilfe suchen. Denn: Der Arbeitsplatzwechsel sollte nicht zur Flucht werden, um nichts an sich ändern zu müssen!

Arbeit und Privates hängen zusammen

Psychische Belastung rührt oft nicht allein von Problemen am Arbeitsplatz her. Häufig steckt dahinter ein komplexes Geflecht aus beruflichen und privaten Schwierigkeiten. Zwei Situationen sind dabei klassisch: Einmal, wenn man die Sorgen und Schwierigkeiten aus der Arbeit mit nach Hause nimmt und die Familie so lange damit malträtiert, bis diese auch 'voll im Stress' ist. Zum Zweiten wird es auch dann problematisch, wenn die Arbeit der Fluchtort vor Krisen daheim wird. Um hier nicht in einen Kreislauf zu geraten, aus dem nur schwer wieder herauszukommen ist, kann es sinnvoll sein, den Kollegen oder dem Chef private Schwierigkeiten zu offenbaren (sofern ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht). Wichtig ist jedenfalls, die privaten Probleme anzupacken oder sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen.

Spirale der Probleme durchbrechen

Manchmal braucht es auch jemanden, der einem hilft, die Spirale der Probleme zu durchbrechen. Das kann beispielsweise der Partner, ein Angehöriger oder ein Freund sein. Auf jeden Fall ist es hilfreich, die eigene private Situation für die Kollegen nachvollziehbar zu machen. Und: Wer Hilfe braucht, darf sie auch einfordern! Gerade Menschen, die nach außen sehr selbstlos wirken, machen ihre Probleme häufig viel zu lange mit sich selber aus, sei es aus Scham oder Angst, anderen zur Last zu fallen!

Kleiner Test:

Sind Sie jemand der anderen auch dann noch hilft, wenn er selbst Unterstützung bräuchte?


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