BR24 - Der Funkstreifzug


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Thema Videoüberwachung Journalistenpreis für Funkstreifzug

In Bayern gibt es 17.000 Kameras im öffentlichen Raum, manche verletzen Persönlichkeitsrechte. Christiane Hawranek und Max Zierer haben für ihren Funkstreifzug "Unter Beobachtung: Wie Überwachungskameras unser Leben ausspähen" den Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis für Verbraucherschutz erhalten.

Stand: 12.10.2015 | Archiv

Christiane Hawranek und Max Zierer haben den "Journalistenpreis der Bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken" gewonnen | Bild: Genossenschaftsverband Bayern e. V.

Tausende Kameras überwachen die Bürger in Bayern auf Schritt und Tritt - und kaum einer weiß etwas darüber. Schulen in Bayern verstoßen zum Teil erheblich gegen Vorschriften zur Videoüberwachung: Hinweisschilder fehlen und sogar verbotene Tonaufzeichnungen kommen vor.

Für die Hörfunk- und Webreportage "Unter Beobachtung: Wie Überwachungskameras unser Leben ausspähen" (Sendedatum: 30. November 2014) hat der Genossenschaftsverband Bayern vergangenen Freitag in Ingolstadt das Autoren-Duo Christiane Hawranek und Maximilian Zierer mit dem Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis für Verbraucherschutz ausgezeichnet.

Die preisgekrönten BR-Beiträge

Der Funkstreifzug "Unter Beobachtung: Wie Überwachungskameras unser Leben ausspähen" und Webstory, 30. November 2014.
Autoren: Christiane Hawranek und Maximilian Zierer
Redaktion: Christina Teuthorn-Mohr und Carola Brand

Aufklärung über Überwachung an Schulen

In ihrer Laudatio betonte Barbara Brandstetter, Professorin für Wirtschaftsjournalismus an der Hochschule Neu-Ulm: Die beiden Preisträger hätten gezeigt, wie man hartnäckig recherchiert und erstklassigen und verständlichen Verbraucherjournalismus betreibt. Laut Meinung der Jury wurde das "Dilemma zwischen Sicherheit, Abschreckung und Datenschutz" trefflich herausgearbeitet.

"In der Hörfunk- und Webreportage nehmen die beiden Autoren die bedenkliche Zunahme von Überwachungskameras zum Anlass, tiefgründig in das Thema einzudringen. Den hohen Verbraucher-Nutzwert dieser Geschichte macht gerade die Aufklärung über die massive Überwachung an den Schulen aus. Darüber, dass das Plus an Sicherheit eine Illusion bleibt und auf Kosten der Privatsphäre der Bürger, sogar schon der Kinder, geht."

Auszug aus der Begründung der Jury

Die vollständige Begründung der Jury finden Sie hier.

Kameraüberwachung lohnt sich kaum

Ausgangspunkt der Recherchen war die Antwort der Bayerischen Staatsregierung auf eine Anfrage der Grünen im Herbst 2014: Darin waren alle 17.000 Überwachungskameras im Freistaat aufgelistet. Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann hatte zuvor angekündigt, die Video-Überwachung im Freistaat ausbauen zu wollen.

"Auf der Liste standen auch 172 Schulen, die teilweise mit bis zu 17 Kameras überwacht wurden", erinnert sich Christiane Hawranek. Die Journalisten recherchierten. Mit dem Ergebnis: Bei mehr als der Hälfte der befragten Schulen gab es Mängel. Auch zeigte die Recherche, dass Kameras im öffentlichen Raum nur unwesentlich für mehr Sicherheit sorgen: An Bahnhöfen liegt die Aufklärungsquote durch Videoüberwachung nur bei 0,6 Prozent der Delikte.

Über den Preis

Der Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis für Verbraucherschutz ist in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben worden. Er wird von den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken gestiftet. Er ist mit 8.000 Euro dotiert. An der Ausschreibung können sich grundsätzlich Vertreter von Medienhäusern mit Sitz in Bayern, Korrespondenten mit Redaktionsbüros im Freistaat sowie freie Journalisten mit Wohnsitz oder Arbeitsplatz in Bayern beteiligen. Darüber hinaus sind Verleger, Chefredakteure sowie Ressortleiter bayerischer Medien vorschlagsberechtigt. 


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