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Ultralauf Ein Flachlandtiroler will auf die Zugspitze

Der Lauf auf die Zugspitze ist der wohl härteste und höchste Marathon Deutschlands: Von knapp 1.000 Höhenmetern geht es 43 Kilometer lang rauf bis auf 2.962 Meter Ein Härtetest schon für Profis. Doch wie schafft es ein Laie? Noch dazu mit Training im Flachland? Einen junger Arzt aus Bremen wagt die Herausforderung.

Stand: 14.07.2016

Johannis Volkmann beim Training auf dem Brocken | Bild: BR/Henrike Busch

Ausdauertraining ist kein Problem auf dem flachen Land. Johannis Volkmann, 31, läuft viermal die Woche streng nach Trainingsplan für Marathonläufer: Langstrecken-Ausdauer- und Intervalltraining. Vorbei an Kühen, Deichen oder dem Werdersee. Die beste Möglichkeit, im Flachen den Berg zu simulieren, sind Treppen – vor allem rauf, raten Sportmediziner wie Martin Halle von der Technischen Universität München. Das Entscheidende ist aber die richtige Kombination mit dem Ausdauertraining.

Den Berg simulieren für Volkmann Treppen am Deich oder im Parkhaus

"Bei langen Läufen bekommt man seine Grundlagenausdauer. Die ist das Nonplusultra, ohne die geht es gar nicht. Dazu kommen die Läufe, die die Oberschenkelmuskel beanspruchen, wie das Treppensteigen. Dafür reichen vier oder fünf Stockwerke aber nicht, das müssen schon wirkliche Hochhäuser sein."

(Prof. Martin Halle)

Johannis Volkmann wäre gerne auf dem Müllberg gelaufen, die höchste Erhebung weit und breit. Doch dort hochzulaufen, wird ihm aus Versicherungsgründen nicht erlaubt. Auch auf die Treppen vom Weserstadion lässt man ihn aus denselben Gründen nicht. Zu seinem Glück findet er ein Parkhaus.

"Das Parkhaus-Training läuft insofern gut, als dass mich noch niemand da rausgeworfen hat. Die Parkwächter sind nicht so auf Konfrontation aus. Der eine hat mal was gefegt und demonstrativ auf den Boden geschaut als ich vorbeigelaufen bin."

(Läufer Johannis Volkmann)

35 Minuten, 7 Parkdecks hoch und runter, insgesamt 6 Kilometer, lautet Volkmanns Pensum. Im Anschluss sprintet er noch vier Stockwerke auf der Außentreppe, vier- bis fünfmal. Prompt folgt am nächsten Tag der erste Muskelkater seit Jahren.

Auf ins Mittelgebirge

Link-Tipps:

laufszene.de/wordpress/trainingsplan/
zugspitz-ultratrail.com

Mindestens ein Jahr Vorbereitung und mehrere Bergläufe sollte ein Läufer, der sich auf die Zugspitze wagt, mitbringen. Volkmann kennt den Brocken im Harz und den Tafelberg in Südafrika. Eigentlich nicht genug, warnen Bergmediziner wie Walter Treibl aus München und sein Sportmediziner-Kollege Halle. Der Zugspitzlauf ist eine extrem ungewohnte Belastung. Viele unterschätzen das und überschätzen die eigene Fitness.

"Ich rate jedem dazu, dass man so einen Berg nicht unterschätzt und wirklich herausragend gut vorbereitet sein muss. Das Problem: Viele laufen da in Laufhemd und kurzer Hose hoch.  Da können Wetterumschwünge dazu führen, dass man in Windeseile auskühlt. Das hat man natürlich an einem Berg wie dem Brocken nicht."

(Prof. Martin Halle)

Ausrüstung und Trittsicherheit lebenswichtig

Vom Deich zur Zugspitze, lautet das Ziel

Der lockere Untergrund an den Steilstücken der Zugspitze erfordert höchste Konzentration. Dazu die ungewohnt dünne Luft in der Höhe – das ist ermüdend. Nicht nur die passende Kleidung ist also überlebenswichtig (pro hundert Höhenmeter wird es ein Grad kälter), sondern auch Trittsicherheit am Berg. Der Bremer weiß von alldem, auch von den tödlich Verunglückten im Jahr 2008. Abschrecken kann es ihn nicht. In seinem Laufrucksack werden lange Klamotten nicht fehlen. Wichtig ist auch natriumreiches Wasser. Johannis freut sich auf den Lauf, übertreiben will er es nicht:

"Hauptsache ankommen und da gemeinsam eine coole Erfahrung machen."

(Läufer Johannis Volkmann)

Beitrag: Henrike Busch


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