Umweltfreundliche Skitour Auspow(d)ern mit dem Nachtskitourenbus

Abends raus aus der Stadt und mit den Tourenski hoch auf den Berg – das machen viele und fahren dann alleine im Auto los. Umweltfreundlicher und sogar mit netter Gesellschaft geht das ab jetzt mit einem Skitourenbus ab München.

Von: Julia Mumelter

Stand: 20.01.2017 | Archiv

Ein Bus, der in die Berge fährt | Bild: BR / Simon Heimbuchner

Den Kopf frei bekommen, sich an der frischen Luft auspowern und das Feierabendbierchen in der Berghütte trinken, anstatt in der Kneipe um die Ecke. Das geht jetzt: Seit Anfang Januar gibt es von München aus eine organisierte Nachtskitour im bayerischen Alpenvorland. Einmal in der Woche, bis Mitte März noch, kann man für 15 Euro vom Zentralen Münchner Omnibusbahnhof bis zum Berg fahren – und dort eine Skitour machen.

Bei der ersten Fahrt zum Hirschberg am Tegernsee sind 21 Leute dabei. Eine davon ist Lisa Kahl, 28, aus München. Sie saß zwei Stunden vor Abfahrt noch in einem Meeting. "Es ist angenehm, dass man nicht mehr selber in’s Auto steigen muss. Es ist bequemer sich in den Bus zu setzten, alles ist organisiert und geplant", sagt Lisa. Mit dem Nachtskitourenbus ist es aber nicht nur bequemer und umweltfreundlicher als alleine im Auto, sondern auch unterhaltsamer: Viele wollen andere Bergsportler kennenlernen und lieber gemeinsam, als alleine auf Skitour gehen.

Cooles Abend-Workout oder Event-Tourismus auf Kosten der Natur?

Wer keine Ausrüstung hat, kann sie sich im Skiverleih vor Ort mieten. Und alle, die noch nicht so viel Tourenerfahrung haben, können auch einen Skiführer buchen. Ein super Rundum-sorglos-Paket, oder? Einige Einheimische vom Tegernsee sehen das skeptisch. Für sie kommt das Angebot eher wie ein Partyevent daher und auch die Naturschützer sind besorgt. Ihre Befürchtung: Mit dem Bus würden noch mehr Menschen zur Nachtskitour an den Hirschberg gekarrt. Wenn sie abseits der Piste unterwegs sind, stören sie den Lebensraum der Tiere, sagt Marco Müller, der zuständige Gebietsaufseher am Hirschberg.

"Durch die Bewerbung bekommt die Veranstaltung eine ganz andere Dimension und ich kann mir in Zukunft schon vorstellen, dass das am Hirschberg, auch aus Naturschutzgründen problematisch werden könnte." (Marco Müller, Gebietsaufseher Mangfallgebirge im PULS-Interview)

Die Agentur, die den Nachtskitourenbus organisiert, hat die Bedenken der Bevölkerung und der Naturschützer nach den ersten drei Fahrten und dem anhaltenden Protest nun ernst genommen und das Ziel geändert. Ab nächster Woche geht es nicht mehr zum Hirschberg, sondern ins Sudelfeld. Das eignet sich besser für Nachtskitouren, weil es kein derart sensibles Naturschutzgebiet ist.

Workout am Berg meets Feierabend-Drink

Nach einer guten Stunde Aufstieg, 500 Höhenmetern und der anschließenden Abfahrt im Mondschein gibt’s für die Tourengeher im Wirtshaus noch ein Bier – und dann geht’s schon zurück in die Stadt. Die Afterwork-Skitour auf den Hirschberg ist zeitlich eng getaktet und kostet erst mal Überwindung – aber Lisa hat’s Spaß gemacht. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich hab' viele nette Leute kennengelernt. Ich werde bestimmt gut schlafen und morgen frisch in den Tag starten", sagt Lisa. Die Nachtskitour mit dem Bus ist nicht nur gut, um einen einen frischen Kopf zu bekommen, sondern auch für die Umwelt: Bus statt Auto, Mondlicht statt Flutlicht – und Bergfreunde kann auch noch kennenlernen.

Podcast: Warum wir uns an einen Winter ohne Schnee anpassen müssen und das sogar Spaß machen kann

Milde Winter, immer weniger Schnee, aber massenhaft Leute, die Skifahren wollen. Höhere Skigebiete oder mehr Schneekanonen lösen das Problem langfristig nicht. PULS zeigt deshalb grüne Alternativen für den Wintersport der Zukunft. Wie die aussehen, hört ihr in unserem PULS Spezial.