#NedmeiBayern In Lederhosen gegen Seehofer

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“ Dass der neue bayerische Bundesinnenminister Horst Seehofer so denkt, ist inzwischen hinreichend bekannt. Jörg Brühmann dagegen sagt: "Horst Seehofer gehört nicht zu meinem Bayern."

Von: Tobias Krone

Stand: 29.03.2018 | Archiv

Jörg Brühmann | Bild: BR

Jörg Brühmann ist 34 Jahre alt und lebt in Rosenheim. Der gebürtige Regensburger hat in Osnabrück seine Doktorarbeit in Biologie geschrieben und arbeitet jetzt als Außenhandelskaufmann für Medizintechnik. Seine Facebook-Reaktion auf die Aussage Horst Seehofers ging netzmäßig durch die Decke – genauso wie der Hashtag #NedmeiBayern. PULS hat mit Jörg gesprochen.

Jörg, was hat dich dich zum Post bewegt?

Jörg Brühmann: „Ich möchte nicht, dass die CSU polarisiert – es ist ja mehr oder weniger in meinem Namen. Die CSU spricht ja sehr gern für Bayern als Ganzes. Und da habe ich mich nicht drin gesehen. Ich habe mir gedacht: Nein, ich setze jetzt mal ein Statement dagegen. Bewusst auf eine patriotische Weise. Ich bin Bayer, ich steh‘ auch dazu. Ich finde es sehr schön, aber dieses arg Konservative, das ist nicht meins…“

…sondern? Was ist denn das Bayern, für das du stehst?

„Dazu gehören Gemütlichkeit und Geselligkeit. Auch dieses Gemeinschaftsgefühl. Wenn du Teil sein möchtest, kannst du gerne Teil sein. Da schwingt immer auch Gelassenheit mit. Und natürlich auch die Fähigkeit, dass man neue Dinge ein Stück weit annimmt, aber trotzdem immer man selber bleibt. Der Bayer ist aber auch so ein bisschen verschmitzt, manchmal auch ein wenig hinterfotzig. Einer, der sehr direkt sein kann, manchmal auch ein bisschen unhöflich… Bestes Beispiel die bayerische Biergartenbedienung, die nie boshaft ist, aber manchmal schon oan außalasst, wie man so schön sagt.“

Hat Horst Seehofer, der aus Ingolstadt stammt, nicht vielleicht auch nur oan außalassn…?

„Naja. Wenn er das für sich in Anspruch nehmen will, dann muss er es aber auch ertragen, dass ihm jemand kontra gibt. Und das bin in dem Fall ich oder andere, die das nicht so sehen und sagen: Jetzat hau i aa mal oan raus."

Für deinen Post gab es auch kritische Kommentare.

„Ich glaube, der radikalste und gefährlichste war der: ‚Da identifiziert sich jemand mit dem gewalttätigen Islam.‘ – Nein. Gar nicht. Ich bin katholisch getauft und gefirmt. Zur Zeit bin ich bewusst konfessionslos aus persönlichen Gründen, die brauche ich auch vor niemandem zu erläutern. Aber ich identifiziere mich überhaupt nicht mit Islamismus. Das ist diese typische Negativkultur: Wenn du nicht für uns bist, dann musst du gegen uns sein – und ein Feind.“

Auch wenn du gegen Horst Seehofer bist, bist du als gebürtiger Regensburger ja schon ziemlich nahe an der bayerischen Leitkultur dran. Kann denn deiner Meinung nach auch ein Muslim Bayer sein?

„Da halte ich es mit dem bayerischen Patrioten und Schriftsteller Georg Lohmeier: ‚Das Bayerische ist eine Denkweise, ein guter Bayer kann auch aus Afrika kommen.‘ Wem die Mentalität der Leute gefällt, wem das Land gefällt, wer gern so ist – dann soll er es doch bitte sein. Von mir aus.“

Sendung: Filter, 29. März 2018 – ab 15 Uhr