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Alioune aus dem Senegal "Ich kann meiner Familie nicht mehr helfen"

Alioune lebt seit zwei Jahren in Hebertshausen bei Dachau. Weil er aus einem so genannten sicheren Herkunftsland kommt, darf er in Bayern nicht arbeiten - und das isoliert ihn.

Von: Verena Fücker

Stand: 14.10.2015 | Archiv

Alioune ist 30 Jahre alt und kommt aus dem Senegal. Er ist seit über zwei Jahren in Deutschland. Im Senegal hat Alioune als Maurer und Kaufmann gearbeitet, wie er erzählt. In der Schule war er nie. Deswegen lernt Alioune jetzt neben Deutsch auch Lesen und Schreiben. "Darüber freue ich mich sehr", sagt er.

Das macht Alioune in Deutschland

Alioune darf nicht arbeiten, weil er in Bayern wohnt. Der Freistaat hat Ende März beschlossen, dass Asylbewerber aus so genannten sicheren Herkunftsländern ein Arbeitsverbot bekommen. Der Senegal gilt als sicher. Trotzdem durfte Alioune ab April vier Monate im Gartencenter eines Baumarkts im Landkreis Dachau arbeiten. "Die Arbeit war mir sehr wichtig. Mit dem Geld habe ich meine Mutter und meine Geschwister im Senegal unterstützt. Außerdem war mein Leben nicht mehr so langweilig. Vorher saß ich die meiste Zeit nur in der Unterkunft rum, weil ich nichts tun durfte", erzählt er. Dafür ist Alioune mittlerweile Experte für Blumen.

Das bewegt Alioune

Für Alioune ist das Arbeitsverbot schwer zu akzeptieren. "Es macht mich sehr traurig. Jetzt kann ich meiner Familie nicht mehr helfen", erzählt Alioune. So wie ihm geht es vielen Senegalesen, erklärt Peter Barth vom Helferkreis Asyl in Hebertshausen und kritisiert das Arbeitsverbot als "unmoralisch": "Die Politik wollte damit die Flüchtlinge vom Balkan abschrecken. Was aber passiert: viele Senegalesen denken zum Beispiel, sie wären in Deutschland nicht willkommen. Das macht viele emotional fertig." Hinzu kommt, dass das Asylverfahren für Menschen aus sicheren Herkunftsländern besonders lange dauert. Viele müssen jahrelang in der Unterkunft sitzen und können nur warten.

Fühlt sich Alioune willkommen?

Für Alioune war sein Job ein wichtiger Faktor der Integration: "Ich habe von meinen Kollegen viel gelernt. Sie sind alle so nett zu mir. Deswegen habe ich sie letzte Woche in der Arbeit besucht. Ich vermisse die Arbeit wirklich sehr."  Auch wenn es momentan unwahrscheinlich erscheint: Alioune und sein Betreuer Peter Barth hoffen darauf, dass die Arbeitsverbote bald aufgehoben werden. Aliounes Chef will ihn dann sofort wiedereinstellen.


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