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Ortsunabhängig arbeiten 4 Mythen über digitale Nomaden

Digitalnomaden arbeiten in der prallen Sonne, mit Cocktail in der Hand und Laptop am Strand – zumindest sieht es auf vielen Instagrambildern so aus. Doch so glamourös ist das Leben fernab der Norm meist nicht.

Von: Caroline von Eichhorn

Stand: 02.08.2016 | Archiv

1. Digitalnomaden arbeiten vom Strand aus

Wer nach Bildern von Digitalnomaden sucht, findet eine Menge Strandmotive: links ein Kaffee, rechts das Handy, vorne das Meer, und ein Typ entspannt in der Sonnenliege. Von wegen! Strand ist ein Werbemotiv, aber selten die Realität. Wenn die Sonne vom Himmel knallt, kann ein Laptop schnell dem Hitzetod erliegen. Außerdem ist es am Strand meist so hell, dass man auf dem Bildschirm sowieso kaum etwas erkennt. Aber das größte Hindernis ist, dass selbst im Jahr 2016 nur die wenigsten Strände mit Wifi ausgestattet sind. Deshalb arbeiten die meisten Digitalnomaden eher in der Nähe des Strands - etwa in sogenannten Coworking-Spaces, also in Bürogemeinschaften, wo sie dafür bezahlen, Internet, Schreibtisch und einen Drucker nutzen zu können. Das ist die Regel. Und da gibt es natürlich Ausnahmen an Digitalnomaden, die sich ihren eigenen Workflow schaffen. Programmierer Julius zum Beispiel.

"Ich arbeite rund um die Uhr. Ich bin für meine Firma eigentlich immer erreichbar, weil wir Kunden auf der ganzen Welt haben. In der Früh fange ich im Bett zu arbeiten an, checke E-Mails, und schaue, welche Probleme es zu lösen gibt. Das Gleiche mache ich am Abend. Manchmal arbeite ich mehr, manchmal weniger. Aber so generell gleicht es sich ganz gut aus."

Julius, Programmierer und Digitalnomade

2. Digitalnomaden werden mit vier Stunden Arbeit täglich in der Hängematte reich

Das Buch "Die 4-Stunden-Woche" (2007) von Tim Ferris ist eines der am meisten gelesenen unter Digitalnomaden. Der Autor und Unternehmer beschreibt darin, wie man zum Millionär wird ohne Millionen zu besitzen. Der Ratgeber wurde in 35 Sprachen übersetzt und über 1,3 Millionen Mal verkauft. Kein Wunder - wer träumt nicht davon, weniger zu arbeiten und mehr zu verdienen. Ein verlockendes Heilsversprechen, doch für den Großteil der Digitalnomaden wird es ein lebenslanger Traum bleiben – oder, wenn die Kontakte fehlen, vielleicht sogar zum Albtraum: Wer im Netz eine Tätigkeit sucht, zum Beispiel über Freelancer.com, ist häufig arbeitsrechtlich schlecht geschützt. Für manche Tätigkeiten bekommen etwa Grafikdesigner nur drei Dollar. Viele Digitalnomaden haben ein geringes Einkommen und leben daher in günstigen Ländern wie Thailand oder Bali. Dazu kommt die Gefahr, stets verfügbar zu sein, denn das Internet kennt keinen Feierabend.

"Es ist super viel Arbeit. Man kann nicht davon ausgehen, dass alles entspannter wird. Im Gegenteil: Man arbeitet als Digitalnomade sehr viel."

Felicia Hargarten von travelicia.de

3. Das Digitalnomaden-Leben ist eine Abenteuerreise

Klar, so beginnt ein Digitalnomaden-Leben: neue Kulturen, Sprachen, Menschen – alles aufregend und abenteuerlich. Doch aus einer Reise wird häufig irgendwann "Slow Travel". Eben dann, wenn man merkt, dass eine Wohnung doch gemütlicher ist als ein Hotel. Und aus "Slow Travel" wird anschließend wieder eine monatelange Sesshaftigkeit, wenn man merkt, dass Freunde mehr wert sind als flüchtige Ausflugsbekanntschaften, und wenn der Punkt erreicht ist, an dem "das Glas voll ist", an dem Eindrücke nicht mehr faszinieren, sondern langweilen. Reisen ist eben am Schönsten, wenn es etwas Besonderes ist.

"Man hatte jeden Wasserfall dreimal gesehen, der vierte sah auch nicht anders aus. Alles ist gleich geworden. Ich hätte intensiver und abenteuerlicher reisen müssen, was sich aber nicht so gut mit dem digitalen Nomadentum verträgt. Ich bin immer langsamer vorwärts gekommen und irgendwann hauptsächlich an einem Ort geblieben. Slow Travel eben. Das ist okay, aber wann immer ich weitergereist bin, sind die Kontakte wieder eingeschlafen."

Patrick Hundt, ehemaliger Digitalnomade

4. Reisen und arbeiten lässt sich super verbinden

Reisen und arbeiten lässt sich ungefähr so gut verbinden wie essen und schlafen. Beides ist toll, man kann es aber nur genießen, wenn es sich abwechselt. Da wo Leute reisen, hat meist keiner Lust auf Arbeit – in einem Hostel zum Beispiel wird man kaum in Ruhe am Laptop sitzen können, wenn neben einem die Engländer einen drauf machen. Da ist man schnell der Spielverderber, wenn Deadlines eingehalten werden müssen. Und andersrum ist es genauso: Dort, wo Leute arbeiten, wird man schwierig jemanden finden, der am nächsten Tag spontan einen Surfkurs mitmacht. Deshalb wechseln sich reisen und arbeiten auch bei Digitalnomaden eher in Phasen ab – und damit ähnelt das Modell ziemlich schnell wieder dem der Zuhausegebliebenen.

"Wer die Wahl hat, ein Jahr mit oder ohne Arbeit zu reisen, dem würde ich Letzteres empfehlen. Wenn du morgens schon weißt, dass du um 15.30 Uhr einen Termin hast, nimmt es dir die Spontanität. Es gibt das schöne Wort 'Serendipity', wenn du etwas findest, das du eigentlich gar nicht suchst. Das ist die Magie des Reisens. Sie verändert sich sehr, wenn man weiß, dass man arbeiten muss."

Fabian Dittrich startupdiaries.org

Sendung: Filter, 04.07.2017 ab 15 Uhr