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Brüsseler Fritten-Meme "Der Mittelfinger spricht eine klare Sprache"

Der Stammzellenforscher Teddy aus Marseille war der Erste, der nach den Anschlägen in Brüssel das ikonische Fritten-Bild getwittert hat. Im Interview erzählt er, warum es so wichtig ist, Terroristen den Mittelfinger zu zeigen.

Von: Laura Goudkamp

Stand: 29.03.2016 | Archiv

Pommes-Tweet | Bild: twitter/@Canalha034

PULS: Wo warst Du, als Du von den Anschlägen in Brüssel erfahren hast?

Teddy: Ich saß im Auto zur Arbeit und hab im Radio von den Anschlägen gehört. Als ich im Büro ankam, habe ich als erstes den Computer hochgefahren und den Tweet aufgesetzt. Ich wollte eine Nachricht nach Brüssel schicken, um mein Mitgefühl auszudrücken. Wie eine Blume, die man an ein Denkmal niederlegt.

Im November gab es die Anschläge in Paris - war es dir deshalb so wichtig, Deine Solidarität zu zeigen?

Paris war schlimm, ja - aber ich habe mich eher an die Terroranschläge in London von 2005 erinnert. Das war für mich anders als bei den Anschlägen in Brüssel oder Paris, weil es damals die Stadt war, in der ich gelebt habe. Der Mann einer Arbeitskollegin wurde bei dem Anschlag verletzt. Das ging mir sehr nah und war so ein großer Schock. Ein paar Tage später war ich auch wieder in der U-Bahn. Da hat man schon ein komisches Gefühl.

Wie bist Du darauf gekommen, genau dieses Bild zu twittern?

Ich weiß nicht warum, aber ich hab mich sofort an dieses Finger-Bild erinnert. Ich glaube, es ist eigentlich schon sechs oder sieben Jahre alt und war eine Werbung von Burger King und der Mittelfinger damals gegen McDonalds gerichtet. Die fand ich damals sehr lustig und irgendwie ist sie mir im Gedächtnis geblieben.

Du hast also den Tweet losgeschickt. Was ist als nächstes passiert?

Ich musste in ein Meeting und habe meinen Computer ausgeschalten. Während des Meetings fing dann mein Handy an permanent zu vibrieren. Anschließend hab ich mein Handy gecheckt und gedacht: "Wow so viele Retweets - ich konnte es gar nicht glauben."

Nutzt Du denn Twitter regelmäßig?

Naja, eigentlich eher passiv. Ich kriege viele Informationen über Twitter, vor allem Sport News, und ich schicke meinen Freunden manchmal Witzchen. Was mich überrascht hat war, dass mich von meinen 20 Followern genau einer geretweetet hat - und das war meine Frau. Ja und dann wurden es immer, immer mehr.

Kannst Du Dir erklären, warum so viele Leute dein Bild geshared haben?

Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich nicht so ganz, wie Twitter funktioniert. Ich bin erst seit sechs Monaten dabei, wenn ich twittere, benutze ich so gut wie nie einen Hashtag, sondern schicke den Tweet immer direkt an die Person. #Brussels war der erstes Hashtag, den ich je benutzt habe. Warum mich so viele geretweetet haben? Weil das Bild großartig ist und so eine starke Message hat.

Was meinst Du genau?

Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist, aber wenn man in Frankreich über Belgien spricht, denkt man sofort an Pommes. Und der Mittelfinger spricht auch eine klare Sprache: "Fuck Off ihr Terroristen, ihr kriegt uns nicht klein." Mir wurde erst bewusst, welche Reichweite das Bild bekommen hat, als ein guter Freund mir eine Textnachricht mit dem Bild geschickt hat. Er ist nicht auf Twitter und meinte nur: "Das ist echt ein sehr treffendes Bild, findest Du nicht?". Und ich meinte "Ja, natürlich, ich war wohl einer der Ersten, der es in die Welt gesetzt hat!"

Glaubst Du, es ist wichtig, dass man sich über die Terroristen lustig macht und ihnen sprichwörtlich den Finger zeigt?

Ich denke sogar, es ist extrem wichtig! Sich über die Terroristen lustig zu machen soll ihnen zeigen: "Wir sind intelligenter als ihr und wir lassen uns nicht von Euch klein kriegen!" Die Terroristen haben Gewalt als Waffe, aber sie haben keine Kultur und keinen Humor. Es ist ein Kampf um Intelligenz.


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