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Streit wegen Olympiaqualifikation "Hoffentlich fällt die FIS auf die Schnauze"

Es gibt derzeit kaum ein Thema, das heißer diskutiert wird im Wintersport: Zwei konkurrierende Snowboard-Verbände streiten um die Qualifikation für Olympia. Verlierer sind die Snowboarder. Fünf Profis und ihre Meinung.

Stand: 10.01.2012 | Archiv

Max Pölzl, Zell am See

"Snowboarden sollte ein unabhängiger Sport bleiben. Es geht beim Boarden um Spaß und Lifestyle. Wenn man Snowboarden lebt, verbringt man jede freie Minute am Berg und braucht dafür keine Trainingspläne oder Teamoutfits. Jeder, der Contests fahren will, soll das auch tun können, und die Chance haben, an Olympia teilzunehmen. Natürlich hat die FIS ihre guten Seiten: Sie unterstützt junge Fahrer und nimmt sie mit auf Contests. Aber bei der TTR (Ticket to Ride World Snowboardtour) sitzen die kompetenten Leute, die Snowboarden leben und wissen, was die Rider wollen!"

David Benedek, München

"Ich denke, dass eine Individual-Sportart wie das Snowboarden einfach nicht in so ein Regelwerk wie das der Olympischen Spiele hineinpasst. Mit der TTR haben wir seit einiger Zeit einen sehr starken Fahrerverbund. Ich sehe keinen Grund dafür, warum die Fahrer, die eigentlich die TTR-Contests fahren wollen, auf irgendwelche FIS-Contests müssen, nur um dann bei Olympia dabei sein zu können. Generell halte ich nicht sehr viel von professionellem Sport, deshalb standen zu meiner aktiver Zeit auch nie die Contests im Vordergrund. Für mich waren Foto- und Filmshootings immer wichtiger."

Xaver Hoffmann, Garmisch-Partenkirchen

"Ich war bei Olympia selber dabei und für mich war das ein unglaublich tolles Erlebnis. Snowboarden sollte auf alle Fälle olympisch bleiben, und wenn sich jemand beschwert, dass Olympia den Sport kaputt gemacht habe, dann kann ich diese Meinung auf gar keinen Fall teilen. Die Spielregeln bei Olympia sind nun mal so wie sie sind, und es gibt keinen Grund, warum sich die FIS da die Butter vom Brot nehmen lassen sollte. Das ist ihr Ding, sie zahlen das, und wenn du mitspielen willst, hast du die Regeln einzuhalten."

Nicola Thost, Pforzheim

"Wie so vieles im Leben, hat auch diese Geschichte zwei Seiten. Die FIS hat ihre gewissen Regeln und die Leute dort machen auch nur ihren Job. Auf der anderen Seite wird dieser Konflikt auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen. Sie werden in einen Zwiespalt gebracht und müssen sich entscheiden, ob sie TTR Contests mitfahren und Olympia dafür sausen lassen oder umgekehrt. Das geht nicht. Ich finde es sehr schade, dass die FIS die Gesprächsangebote und Kompromissbereitschaft seitens der TTR nicht annimmt und auf eine arrogante Art und Weise abwiegelt."

Alex Tank, Rettenberg im Allgäu

"Ich bin nicht so der Contestfahrer. Wenn ich Contests fahren würde, dann die, die seit Jahren von Snowboardern organisiert werden und nicht von irgendeinem Skiverband, der neue tolle Vermarktungsmöglichkeiten sucht, weil dem klassischen Skisport der Nachwuchs wegrennt. Nachdem Snowboard Halfpipe bei den Olympischen Spielen eine der höchsten Einschaltquoten erzielt hatte, hofft man jetzt, die Quote auch beim Slopestyle zu bekommen und damit noch mehr Sponsorengelder. Ich bin der Meinung, dass Olympia Snowboarden braucht, nicht anders rum. Ich denke, viele der besten Contestfahrer denken ähnlich und hoffe, dass die FIS damit schön auf die Schnauze fällt."


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