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Streit in der Kulturszene In Augsburg fliegen wegen Konzertplakaten die Fetzen

Die einen sammeln Konzertplakate, die anderen streiten darüber. In Augsburg hat die Stadt neue Plakatierregeln beschlossen und lokale Kulturveranstalter sehen deshalb die Konzertlocation Augsburg in Gefahr.

Von: Miriam Harner

Stand: 11.01.2017 | Archiv

Eine Frau betrachtet eine Wand voller Konzertplakate | Bild: picture-alliance/dpa

Meistens checkt man im Internet, welche hörenswerten Bands in die eigene Stadt kommen. Aber so manche musikalische Perle entdeckt man auch am Straßenrand - auf Konzertplakaten. Plakate sind zwar oldschool, aber sie funktionieren. In Augsburg könnte das in Zukunft aber schwierig werden. Seit Anfang des Jahres gelten nämlich neue Regeln für die städtischen Plakatständer.

Augsburg hat nämlich beschlossen: Unsere Stadt soll schöner werden! Deswegen hat man die Zahl der Plakatständer mehr als halbiert, von 1200 auf 500. An sich ist das eine ziemlich gute Idee. Denn an Hauptverkehrsstraßen blickt man vor lauter grell-buntem Schilderwald oft fast nicht mehr durch. Außerdem bekommen die städtischen Plakatständer ein Upgrade: Die alten aus Pressspan werden durch schickere aus Edelstahl ersetzt. Die neuen Plakatständer werden in Zukunft von der Stadt selbst verwaltet und nicht wie bisher von externen Firmen, die von der Stadt damit beauftragt wurden.

Der Kahlschlag im Schilderwald ist aber nicht das Problem. Es ist eine andere neue Vorschrift, die die Augsburger Konzert- und Kulturveranstalter auf die Palme bringt:

Die neuen Plakatständer der Stadt kann nämlich nicht mehr, wie bisher, einfach jeder mieten. Dabei sind die ziemlich begehrt, weil sie vergleichsweise günstig sind und an attraktiven Standorten stehen. Aber seit Anfang des Jahres dürfen nur noch kulturelle Veranstaltungen der Stadt, wie Theaterstücke oder Kunstausstellungen auf den Ständern Plakate aufhängen. Auch staatliche geförderte Veranstaltungen bekommen da ihr Plätzchen. Für andere Events darf man nur noch Werbung machen, wenn weniger als 500 Leute in die Location passen.

Sebastian Karner ist Vorstandsvorsitzender des Vereins "Club- & Kulturkommission". In dem sind viele Augsburger Clubs und Konzertveranstalter organisiert. Karner sieht durch die Neuregelung den Veranstaltungsort Augsburg als in Gefahr:

"Die großen Veranstalter dürfen jetzt nicht mehr effektiv an der Straße plakatieren. In unserem Fall ist es so, wir haben jetzt Deichkind, die Beginner und Wanda nach Augsburg geholt. All diese größeren Konzerte sind aber ein zartes Pflänzchen. Augsburg wird auf Grund der Nähe zu München ganz gern mal ausgelassen auf dem Tourplan. Wir versuchen, diese tollen Bands nach Augsburg zu holen und brauchen dazu eine gute, effektive aber auch bezahlbare Plakatierung, weil das von den Bands und Agenturen erwartet wird."

Sebastian Karner, Vorstandsvorsitzender des Vereins Club- & Kulturkommission

Laut Stadt gibt es für die Konzertveranstalter aber immer noch alternative Plakatiermöglichkeiten zu ähnlichen Konditionen, zum Beispiel Litfaßsäulen. Außerdem ist wohl auch geplant, dass man in Zukunft auch an Straßenbahn- und Bushaltestellen seine Plakate aufhängen kann. Mit der Grenze von 500 Leuten will die Stadt die lokale Kulturszene stärken, weil die kleinen Clubs mit wenig Budget für Werbung ja weiter auf den städtischen Plakatständern Werbung machen dürfen.

Das klingt erstmal nach einem fairen Deal, nach dem Motto: "Support your local heroes!". Sebastian Karner begrüßt diese Unterstützung von der Stadt auch, sieht die Umsetzung aber kritisch:

"Gut gedacht, aber schlecht gemacht. Die Stadt möchte gerne Plakatierung für kleinere Veranstaltungen fördern, aber dann muss man das anders angehen. [Die städtischen Plakatständer] sind weiterhin zu teuer. Wir kennen eine Kalkulation von Konzerten für 200 oder 300 Personen und da ist einfach nicht so viel Budget drin, um zu diesen Konditionen zu plakatieren."

Sebastian Karner, Vorstandsvorsitzender des Vereins Club- & Kulturkommission

Die "Club- & Kulturkommission" fordert deswegen günstige Plakatierflächen für die freie Szene in Augsburg, wie zum Beispiel Stromkästen. Die sind aber tabu, und bleiben es wohl auch in Zukunft, sagt Elisabeth Rosenkranz, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt:

"Das Bekleben von Stromkästen ist explizit als Werbefläche ausgeschlossen, weil es in der Stadt Augsburg als verunstaltend angesehen wird."

Elisabeth Rosenkranz, stellvertretende Pressesprecherin Augsburg

Bei künftigen Entscheidungen der Stadt in Sachen Förderung der Augsburger Kulturszene hoffen die lokalen Veranstalter deshalb, mit ins Boot geholt zu werden. Das sei diesmal nämlich nicht passiert - trotz mehrfacher Nachfrage. Auch die Stadt Augsburg hat mittlerweile erkannt, dass im Plakatstreit noch Gesprächsbedarf besteht und die Club- und Kulturkommission zu einem Runden Tisch eingeladen - und der soll schon kommende Woche stattfinden.


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