Ode an die Socke Warum Socken plötzlich cool sind

Ein bisher verschmähtes Kleidungsstück mausert sich zum It-Piece: die Socke. Plötzlich ist sie Accessoire und Modestatement in einem und sie will nur eins - auffallen. Nicht nur an den Füßen von Cara Delevingne und Justin Trudeau.

Von: Verena Fücker

Stand: 02.08.2017 | Archiv

Socken sind der Mega-Trend 2017. | Bild: BR

Socken sind bis vor kurzem maximal aufgefallen, weil sie weiß und gut sichtbar Teil der ultimativen Uniform von Mallorca-Touristen waren – natürlich in Kombination mit braunen Trekkingsandalen und kurzer Hose. Umso überraschender: 2017 geht modisch ohne Socke gar nichts mehr.

Das merkt auch Markus Lukasson. Er hat das nachhaltige Sockenlabel Minga Berlin gegründet. Ihre Sockendesigns: knallbunt. Aktuell sind bei den Kunden vor allem Grüntöne, Rosa oder Rot gefragt, besonders bei Männern. Damit ist das Unternehmen nicht allein. Die Socke als Hingucker am Fuß haben viele Designer für sich entdeckt: Fancy in Glitzer, verspielt mit Flamingo-Aufdruck oder verrucht in Netzoptik. Die Trendsocke reicht mindestens über den Knöchel oder – bei der Dame - manchmal auch bis übers Knie. Und das gilt nicht nur auf Laufstegen, Instagram und dem Hollywood-Boulevard, sondern auch in der ganz normalen deutschen Fußgängerzone. Bestes Beispiel: Die Sockenkollektion von Rapper Maeckes.

Der Trend zu auffälligen Socken hat in Deutschland in der Start-Up- und Entwickler-Szene begonnen. Die setzt auf möglichst bequeme, praktische Outfits, wie Hoodie, Jeans und Sneakers – ähnlich wie Apple-Gründer Steve Jobs, der für seine immer gleiche Kombi aus Jeans, Sneakers und schwarzem Rollkragenpullover bekannt war. Die bunten Socken waren für die eher modeverdrossenen Entwickler ein Spaß in den oft zähen Meetings. Denn da spitzen sie wie kleine Farbtupfer gern mal am Bein zwischen Hose und Schuh hervor.

Und der Socke hat noch etwas zum Comeback verholfen, nämlich der Trend zu Sportklamotten, auch genannt Athleisure. Was vor ein paar Jahren noch undenkbar war, ist heute längst normal: Die Jogginghose tragen wir auch außerhalb vom Fitnessstudio – im Club aus Seide und zur Arbeit aus Anzugstoff. Mode ist legerer und vielfältiger geworden, sagt Sabine Resch, Leiterin des Studiengangs Modejournalismus und Medienkommunikation an der AMD in München:  "Das eine kommt zum anderen. Es ist die Hose - die Jogginghose. Es ist der Schuh - der Sneaker. Und jetzt gehört das Accessoire eben auch dazu – und zwar die Socke." Und obwohl Sneaker und Jogginghosen schon längst in hippen Agenturen und stinknormalen Büros angekommen sind, hat es die auffällige Socke erst jetzt in den Mainstream geschafft.

Dabei gibt es wahrscheinlich kein cooleres und unkomplizierteres Accessoire, findet auch Sabine Resch: "Es ist einfach, es ist günstig, es ist schnell zu machen und deswegen wahrscheinlich auch so erfolgreich."

Die Socke ist ein Statement, das ein langweiliges Outfit sofort aufwertet. Und dafür muss man kein Stilexperte sein, meint Markus Lukasson: "Wenn man zum Beispiel einen Anzug tragen muss und man möchte eine gewisse Einzigartigkeit behalten, dann kann man durchaus über bunte Socken dem eigenen Anzug noch eine persönliche Note geben." Das haben nicht nur die großen Modeketten und kleine Labels erkannt, sondern auch Luxuslabels, die Socken für mehrere hundert Euro anbieten. Der Trend zum auffälligem Fußschmuck ist eben Teil unseres Zeitgeistes, erklärt Sabine Resch: "Das spricht eigentlich für die Gesellschaft, dass diese Dresscodes, die wir uns ja selber auferlegt haben, gelockert werden und die Dinge entspannter gesehen werden können." Und das ist hoffentlich ein Trend, der bleibt. Egal, ob nun unbedingt als Socke.