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Interview mit Jonas Nay "Das ist beklemmend"

Deutschland 83, Tannbach und Kudamm 56: Historische Serien boomen - auch in Deutschland.Aber wie ist es eigentlich, sich als Schauspieler in die Vergangenheit zu versetzen? Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Jonas Nay.

Von: Verena Fücker und Linda Becker

Stand: 12.04.2017 | Archiv

Porträt des Schauspielers Jonas Nay | Bild: picture-alliance/dpa

Gute Serien kommen meist aus Amerika - das gilt auch für historische Serien. Dafür gibt's so einige erfolgreiche Beispiele wie The Knick, Mad Men, Vikings oder 11.22.63.

Serien mit historischem Vorbild sind aber mittlerweile auch in Deutschland ein Phänomen. Sie erreichen seit Jahren Quoten, die nicht mal der Tatort schafft. Und das nicht nur bei Zuschauern über 50, sondern auch bei jungen Menschen.

Deutschland 83, Tannbach und Kudamm 56

Kudamm 56 ist eine 3-teilige, deutsche Serie über den Aufbruch junger Menschen in den 1950er Jahren in Berlin. Die Serie hat nur bedingt historischen Bezug. Sie lebt vom Zeitgeist der Nachkriegszeit und strickt daraus ihre eigene Geschichte. Haushaltskurse für Mädchen, Therapien für Homosexuelle und der aufkommende Rock'n'Roll. In der Serie Tannbach hingegen wird die Story an ganz konkreten Nachkriegsereignissen entwickelt. Zwar fiktional, aber mit wahrem Kern. Die Serie spielt in einem fiktiven Dorf an der bayerisch-thüringischen Grenze, das als  Symbolbild für das geteilte Deutschland im Kalten Krieg steht.

Wie ist es, sich als junger Schauspieler auf solche Rollen vorzubereiten, obwohl man eigentlich gar nichts mehr mit dieser Zeit zu tun hat? Wir haben mit Jonas Nay gesprochen, der sowohl in Tannbach als auch in der Serie Deutschland 83 spielt. In Deutschland 83 ist er ein DDR-Grenzsoldaten, der als Spion in die Bundeswehr eingeschleust wird.

PULS: Wie bereitest du dich auf deine Rollen in Tannbach oder auch Deutschland 83 vor? Du hast ja im Prinzip nichts von all dem mitbekommen…

Jonas Nay: Es ist echt was anderes, wenn man versucht als 1990 geborener Schauspieler, Stoffe darzustellen, die in der Nachkriegszeit oder in den 80ern spielen. Das ist für mich selbst ja Geschichte. Man ist dann ein bisschen mehr orientierungslos, als man es bei einem zeitgenössischen Stoff wäre. Man arbeitet ja immer irgendwie mit Drehbüchern, also man hat ne Vorlage, an der man sich entlanghangelt. Letztlich ist es aber so, dass man versucht, in seine Rolle einzutauchen. Man will die  Motivation der Figur verstehen. Bei Deutschland 83 war es zum Beispiel so, dass ich mit einem Nato-Berater gesprochen habe, der damals im Kalten Krieg bei den Nato-Entscheidungen während eines Manövers dabei war. Man muss probieren aus erster Hand Informationen zu bekommen, um sich da besser reindenken zu können.

Wie war der Tannbach Dreh für dich?

Bei Tannbach war es extrem, weil wir dieses Dorf hatten und weil wir die ganze Zeit Statisten hatten, die in Uniform rumgelaufen sind. Man ist nicht so einfach aus dem Set rausgekommen und das reißt einen dann nicht so raus. Also, da merkt man schon, dass man stark in diese Zeit und in diesen Charakter abtaucht.

Wir haben dann ja auch immer verschiedene Stages gehabt. Erst war ein Zaun da, dann eine Mauer. Das macht dann schon was mit einem. Das ist beklemmend. Es gibt schon Gründe, warum Schauspieler auch an gewissen Rollen hängen bleiben. Trotz allem würde ich sagen, man sollte das nicht überbewerten, weil so ne Zeit nachzuerleben ist innerhalb von einer Rolle immer unmöglich.

Was ist das Rezept, damit eine historische Serie funktioniert?

Letztlich entsteht eine Serie meist über mehrere Jahre mit wahnsinnig kreativen Köpfen, die daran arbeiten und jeder von diesen Köpfen ist wichtig. Das sei mal vorweg geschickt. Ansonsten glaube ich, dass die zwei großen Eckpfeiler einer funktionierenden Geschichte folgende sind: einerseits, dass man eine Personenkonstellation und eine Handlung findet, die die Historie gut repräsentiert und trotzdem nicht zu dröge ist, also die Zuschauer fesselt. Andererseits muss alles ineinandergreifen - die Regie, die Kamera, das Szenenbild, Make-Up, Ton, einfach das gesamte Schauspiel Ensemble muss authentisch sein.

Kannst du schon spoilern, wie es in Tannbach weitergeht?

Ja, ich darf schon ein kleines bisschen spoilern. Aber ich lasse mal offen, was es als Surprise gibt. Also, Friedrich wird in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft eine hohe Funktion inne haben - aber letztlich werden wir ihm beim Scheitern zuschauen. Man wird sehen, dass Friedrich mit der Zeit mehr und mehr an seinen Idealen und Wunschvorstellungen scheitert.

Sendung: Spielwiese, 15.04.2017, ab 18 Uhr