Games // Orwell Du bist Big Brother!

Ein Terroranschlag, eine Spitzelsoftware - und ich bin der Große Bruder. Der Überwachungsthriller "Orwell" aus einer Hamburger Games-Schmiede regt zum Nachdenken an - und ist dazu noch extrem spannend!

Von: Franz Liebl

Stand: 24.02.2017 | Archiv

Games - Orwell | Bild: Osmotic Studios

Ich habe etwas ganz anderes erwartet, als ich angefangen habe "Orwell" zu spielen. Ich spiele den bösen Überwacher, dachte ich, und werde schlimme Dinge tun müssen. Dadurch werde ich dann die totale Überwachung noch mehr in Frage stellen, als ich es ohnehin schon tue. Aber "Orwell" ist ganz anders. Es ist ein Thriller, der seinen Fokus auf eine Story legt. Und die beginnt mit einem Terroranschlag im fiktiven Staat "The Nation". Ich soll die Drahtzieher dahinter finden, denn ich bin Agent.

Totale Überwachung von einem privaten Rechner aus.

Aber ich schleppe nicht Martini saufend eine schöne Frau nach der anderen ab und ballere dazwischen ein wenig rum. Nein, ich bin ein stinknormaler Kerl, der an einem Rechner sitzt. Das Game spielt die ganze Zeit auf einem Desktop, auf dem das Überwachungsprogramm "Orwell" geöffnet ist. Mein Vorgesetzter gibt mir per Chat Anweisungen. Ich soll so viel wie möglich über die Verdächtige herausfinden: Cassandra Watergate.

Und dann geht es los. Ich durchforste erst einmal alles öffentliche von ihr. Ich hänge in ihrer Timeline ab, ich lese ihre Kommentare auf diversen Webseiten, ich weiß in welchen Kreisen sie verkehrt, was ihre Eltern machen, mit wem sie studiert hat, wie sie denkt. Auch wenn das hier nur ein Spiel ist: Es ist echt gruselig, was ich bereits so alles herausfinden kann. Es ist eine bedenkliche Menge.

Ich tauche tief in das Leben der Verdächtigen ein.

Sehr schnell kenne ich ihre E-Mail-Adresse, ihre Telefonnummer, ihre Kontonummer. Jetzt kann ich mit Hilfe des Programms "Orwell" tiefer in das Leben der Verdächtigen eintauchen. Ich bin bei Chats live dabei, ich lese ihre Nachrichten, höre ihre Gespräche ab, kontrolliere ihre Kontobewegungen, weiß, wo sie sich die letzten 24 Stunden aufgehalten hat. Ab da kommt das Game "Orwell" richtig in Fahrt, denn: Ich finde durch meine Recherchen sehr schnell pikante Informationen. Bald entspinnt sich ein ganzes Netz an Verdächtigen. Und ich bin hin und hergerissen. Ich mag Überwachung nicht, aber für meine Zwecke funktioniert sie sehr gut. Spätestens als ich durch meine Arbeit einen Anschlag verhindere, bin ich vollends verwirrt. Toll.

Bald aber überschlagen sich die Ereignisse und die Story spitzt sich auf ein spannendes Finale zu. Ich war echt überrascht, dass das so gut funktioniert, weil das Game optisch einfach eine trockene Programmoberfläche ist. Und darauf macht man nichts anderes als Lesen - wofür man by the way auch noch sehr gute Englischkenntnisse braucht. Aber ich war voll in der Geschichte drin, im wahrsten Sinne des Wortes. Tolle Sache dieses "Orwell". Also.. das Game.

Orwell (Osmotic Studios // für PC, Mac)