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Games // Mafia III Kann man zocken, muss man aber nicht

Riesige offene Spielwelt, spannender Protagonist, fetziger 60ies Soundtrack. „Mafia III“ kann einige tolle Polaroids auf den Tisch knallen. Aber das reicht nicht für ein ganz großes Game.

Von: Franz Liebl

Stand: 14.10.2016 | Archiv

Mafia III | Bild: 2K Games

Es ist 1968. Der schwarze Vietnam-Veteran Lincoln Clay kehrt zurück in sein Viertel, wo nicht mehr alles so gut läuft wie es sollte. Bald geht er auf einen blutigen Rachefeldzug gegen den hiesigen Gangsterboss. Die ersten zwei Spielstunden war ich sehr angetan vom neuen "Mafia III". Das Game ist super cineastisch inszeniert. Fast wie eine dieser Doku-Serien.

"Mafia III" wird nämlich auf verschiedenen zeitlichen Ebenen erzählt. Ich selber spiele in 1968, dazwischen sehe ich aber immer wieder Interviews. Und in denen erzählen die Protagonisten rückblickend von "damals".

Das ist spannend, weil sie vage vorwegnehmen, was ich jetzt bald spielen werde. Ich fühle mich weniger in einem Game als vielmehr in einer spielbaren Geschichte, mit Action- und Fahrsequenzen dazwischen.

Die Qualität lässt nach

Dann öffnet sich das Game hin zu seiner offenen Spielwelt "New Bordeaux", einer fiktiven Stadt, die New Orleans nachempfunden ist. Ab da ist "Mafia III" plötzlich nur noch ein Standard-Open-World-Game.

Ich muss Stadtteil für Stadtteil unter meine Gewalt bringen. Dafür erledige ich Jobs für unterschiedliche Auftraggeber. Ein bisschen Autofahren hier, ein paar kurzweilige aber stets oberflächliche Schießereien da, dazu noch ein paar unkomplizierte Schleichereien – fertig ist eine über viele Jahre bewährte Mischung. Die macht mir immer noch einen Haufen Spaß, aber vom Hocker haut sie mich nicht mehr.

Spannendes Thema: Rassismus im Game

Ein großer Pluspunkt ist Protagonist Lincoln. Wenn er in einen Laden voller weißer Schnösel hineingeht und sich alle nach ihm umdrehen, weil er schwarz ist, dann bekomme ich ein ganz klein wenig diese unangenehme Zeit voller Rassismen zu spüren.

Rassismus gibt es in "Mafia III" auf allen Seiten. "Spaghettifresser", "Schlitzaugen", "Nigger", "Hinterwäldler-Abschaum" – die Liste der Schimpfwörter und Klischees ist lang.

Und als mir Emmanuel, einer meiner Auftraggeber, seine ganz persönliche Flüchtlingsgeschichte erzählt, fühle ich mich plötzlich nicht mehr wie im Jahr 1968. Dann ist "Mafia III" auch ein bisschen Spiegel der aktuellen Gesellschaft.

Ein tiefgründiges Rassismusdrama wird das Spiel aber nie. Lincoln bleibt eben doch eher der muskelbepackte Racheengel, der jedem, der ihm nicht passt, sein Rambomesser durch den Hals rammt. "Mafia III" kann man schon zocken - muss man aber nicht.

Mafia III (2K Games // für PC, PS4, Xbox One)


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