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Reality-Check So viel Mittelalter steckt in Game of Thrones

Krasse Massaker, magisches Seefeuer, Kinder werden zu Königen: GoT-Autor George R. R. Martin hat sich vom Mittelalter inspirieren lassen. Aber war das damals wirklich so? Wir haben mit ein paar Fakten den Geschichts-Check gemacht.

Von: Verena Hampl

Stand: 31.05.2016 | Archiv

Game of Thrones Grafiken | Bild: Max Fesl/BR

Game of Thrones ist vor allem eine Fantasy-Serie. Aber eben nicht nur. Und deswegen liegt Rapper Snoop Dogg gar nicht so daneben, wenn er sagt, von der Serie könne man etwas über Geschichte lernen.

Geschichtsprofessor Robert Rouse von der University of British Columbia in Vancouver beschäftigt sich in einem seiner Kurse damit, welche Parallelen es zwischen Game of Thrones und dem Mittelalter gibt. Seine Uni und die Studenten hätten ihn darin bestärkt, Seminare zu GoT anzubieten, sagt er. Man müsse sich mit dem auseinandersetzen, was die Menschen heute fasziniert.

"Millionen von Menschen sehen Game of Thrones. Viele von ihnen würden niemals einen dicken Geschichtswälzer lesen. Für sie bildet die Serie deren Vorstellung vom Mittelalter ab, denn es gibt in den Filmen eben auch Männer, die auf Pferden reiten und mit Schwertern kämpfen."

Professor Robert Rouse, University of British Columbia

Zusammen mit Rouse haben wir für euch fünf Fakten aus GoT einem Reality-Check unterzogen: die Nachtwache, the Red Wedding, Inzest, König Joffrey und Seefeuer.

Die Nachtwache

In der Serie: Aufgabe der Nachtwache ist es, die Mauer in Richtung Norden zu halten und die Grenze vor Angreifern zu schützen. Wer dazugehört, schwört einen Eid. Damit entsagt er dem Recht auf Heirat, Familie und Landbesitz. Alle Bündnisse und Geburtsrechte werden damit aufgegeben - für immer. Im Gegenzug sind die Strafen von Mitgliedern der Nachtwache gestrichen.

Im Real Life: Im Mittelalter gab es die Templer, einen geistlichen Ritterorden. Die einfachen Ritter entsagten Besitztümern, sie durften weder heiraten noch lieben, und sie nahmen keine Frauen in ihren Orden auf. Außerdem haben sie sich "Brüder" genannt und sich an militärischen Aktionen beteiligt. Im Gegensatz zur Nachtwache waren die Templer jedoch religiös. Der Orden unterstand direkt dem Papst und wurde auch von ihm wieder aufgelöst.

The Red Wedding

In der Serie: Das schlimmste Massaker der Serie: Das Haus "Stark" wird fast vollständig vernichtet - und das auf einer Hochzeit. Eigentlich besagt die Tradition, dass ein Besucher unter dem Schutz des Gastgebers steht. Aber die Häuser Frey, Bolton und Lannister pfeifen auf dieses "Gastrecht". Die Familie Stark wird vernichtend geschlagen, ganze Haupthandlungsstränge brechen damit plötzlich weg.

Im Real Life: Im Mittelalter gab es wirklich das Gastrecht. Aber daran haben sich nicht alle gehalten. In Schottland wurden beim Black Dinner die Söhne des mächtigen Douglas-Clans von König James II. zum Essen eingeladen - und hingerichtet. Und beim schottischen "Glencoe Massaker" quartierte der McDonald-Clan Soldaten bei sich ein. Deren Captain spielte noch mit seinen Opfern Karten, bevor die Truppen am nächsten Tag zuschlugen. Rund 80 Menschen kamen ums Leben.

Inzest

In der Serie: Dass Königin Cersei und ihr Bruder Jamie nicht einfach "nur" Geschwister sind, wird dem Zuschauer ziemlich schnell klar. Wahrscheinlich ist kein Kind von Cersei mit ihrem Mann König Robert Baratheon gezeugt worden - sondern mit ihrem Bruder Jamie. Dabei ist Inzest in der Serie eigentlich ein Tabu.

Im Real Life: Auch im Mittelalter war Inzest verboten, aber das bedeutet nicht, dass es ihn zwischen Geschwistern nicht gab - und Prinzen mussten immer Prinzessinen heiraten. Deshalb sind die Gene immer in der Familie geblieben. Krankheiten, wie zum Beispiel die Bluterkrankheit, wurden weitervererbt.

König Joffrey

In der Serie: Man kann sich keinen schlimmeren König vorstellen, schon vor seiner Krönung zeigt Joffrey sadistische Züge. Der Junge steht auf Gewalt. Als er schließlich den Thron besteigt, mutiert er endgültig zur Hassfigur. Er erschießt eine Prostituierte aus Spaß mit der Armbrust und demütigt seinen kleinwüchsigen Onkel Tyrion.

Im Real Life: Richard II. von England war zehn Jahre alt, als er den Thron bestieg. Anfangs nicht ernst genommen, rächte er sich mit einer Prozesswelle, bei der Köpfe flogen. Nicht so jung, aber dafür stark sadistisch veranlagt, war der römische Kaiser Caligula. Fans sind sich einig: Das ist Joffrey. Caligula war für seine Tyrannei berüchtigt. Er ließ Senatoren hinrichten, vergewaltigte Frauen und war für seine extravagante Lebensweise bekannt. Am Ende hat ihn seine eigene Wache in einem Gemetzel getötet.

Seefeuer

In der Serie: König Stannis greift mt seiner Seeflotte Königsmund an, um den Eisernen Thron zu erobern. Doch er wird zurückgeschlagen - mit Seefeuer. Das ist eine grüne, hochentzündliche Flüssigkeit, die die komplette Flotte zerstört. Krasse Bilder, enorme Special Effects: Die Folge kostete acht Millionen Dollar.

Im Real Life: Das "griechische Feuer" wurde vom Byzantinischen Reich schon in der Spätantike eingesetzt. Brutales Zeug, nicht magisch und auch nicht grün und im Prinzip mittelalterliches Napalm, das über Katapulte von Schiffen abgefeuert wurde. Nicht ganz so bildgewaltig wie Seefeuer, trotzdem nicht weniger verheerend.

GoT-Kurse in Bayern

Wer tiefer in die Welt von Game of Thrones eintauchen will, muss nicht nach Kanada. Germanistikprofessor Markus May von der LMU München hat im Wintersemester 2015/16 ein Hauptseminar zu Game of Thrones gegeben. Und im Oktober organisierte er mit Studenten sogar eine ganze Tagung, die sich aus kulturwissenschaftlicher Sicht mit GoT beschäftigte, alles gefördert von der LMU. Die Studenten waren ziemlich angetan, sagt May: "Ein Seminar zu 'Game of Thrones: A Song of Ice and Fire' zu halten, ist nichts Ungewöhnliches an einer Universität, die sich in ihrer hochschulpolitischen Ausrichtung der Innovation und der Behandlung gesellschaftlich relevanter Themen verschrieben hat." Zur Tagung "Winter is Coming" wird im Herbst 2016 auch noch ein Buch erscheinen.


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