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Film // Indie Game: The Movie Gamesentwickler am Rande des Abgrunds

Pixelwelten können Leben retten. "Indie Game: The Movie" zeigt amerikanische Independent-Entwickler auf ihrer Reise durch Himmel und Hölle, durch Depression und Ohnmacht bis hin zum großen Publikumserfolg.

Von: Matthias Leitner

Stand: 10.07.2012 | Archiv

Kinokolumne Indie Game the Movie | Bild: Lisianne Pajot & James Swirsky

Vier Jahre lang hat Phil Fish an seinem Traum gearbeitet: "Fez" – ein Hüpfspiel in einer 2D-Pixelwelt, die sich als dreidimensional entpuppt. In diesen vier Jahren ist sein Vater gestorben, hat ihn seine Freundin verlassen und sein Büropartner ebenfalls. "Fez" ist alles, was Phil Fish noch hat, es bewahrt ihn vor dem Abgrund: "Wenn 'Fez' nicht fertig wird, dann bringe ich mich um."

Dann soll es so weit sein. Auf einer Games-Messe will er das langerwartete "Fez" der Community vorstellen. Doch bei der Präsentation stürzt das Spiel ab, ein Bug bedroht Phils Lebenswerk.

Überraschungshit oder Bankrott?

Phil Fish ist nur einer der Protagonisten, die Lisanne Pajot und James Swirsky für ihre Dokumentation vor die Kamera gelockt haben. Außerdem tummeln sich die beiden Filmemacher in den Kinderzimmern und Kreativstuben von Jonathan Blow, der "Braid" entwickelt hat. Sie besuchen Edmund McMillan und Tommy Refenes, die mit "Super Meat Boy" einen Hit gelandet haben. Immer wieder schaffen es die beiden Filmemacher, den schmalen Grad zwischen Überraschungshit und Bankrott, zwischen Euphorie und Depression, auf dem die Gamesentwickler ständig tänzeln, spürbar zu machen: Was wenn nach jahrelanger Arbeit sich niemand für das fertige Werk interessiert? Was wenn man nichts anderes hat im Leben als ein einziges gescheitertes Spiel?

American Way of Game

Finanziert haben die beiden Filmemacher "Indie Game: The Movie" über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter, jetzt kann ihn jeder auf ihrer Seite online kaufen und anschauen. Noch dazu tingelt der Film erfolgreich durch die Kinos der Vereinigten Staaten und gewinnt Preise, wie auf dem Sundance Filmfestival. Die Dokumentation erzählt damit eine doppelte Erfolgsgeschichte: die der Filmemacher, aber noch mehr die der Games-Entwickler, die jede Sekunde ihres Lebens für den eigenen Traum kämpfen. Es ist der Geist einer typisch amerikanischen Selfmade-Romantik, der den Film durchweht und am Ende sogar den mürrischsten Zuschauer mitreißen dürfte. Games voller Herzblut und Emotionen, die ganze Leben erzählen und von denen Leben abhängen, in einer Dokumentation, die Spiele liebt.

Das müsst ihr sehen: Games in Filmen


1. "Tron" (1982)
Der Klassiker: Kampf Mensch gegen Programm. Mittendrin Jeff Bridges als Gamesentwickler, der in seiner eigenen Kreation gefangen ist. Ein Meilenstein der Tricktechnik.

2."Wargames" (1983)
Aus Spiel wird Krieg. John Badhams Thriller zeigt den Albtraum einer Gesellschaft, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität überschritten worden sind.

3. "Scott Pilgrim vs. the World" (2010)
Ein Film im Stile eines Beat'em Up: verschiedene Levels, diverse Endgegner und eine Hauptfigur, die um ihre große Liebe kämpft.


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