Lustige Frauen im Fernsehen Das Gegenteil von Bro-medy

Im Nischenprogramm hat sich eine neue Form von Comedy-Serien entwickelt. Oft in der Hauptrolle: verdammt witzige Frauen. Mit dem alten Hollywood-Klischee, dass Frauen nicht witzig sind, wischen sie den Boden auf.

Von: Christian Alt

Stand: 02.03.2017 | Archiv

Amy Schumer | Bild: picture-alliance/dpa

Für Rachel Bloom kam der Erfolg dann doch sehr überraschend. Die Komikerin lädt schon seit Jahren lustige Musikvideos und Sketche auf YouTube. Sie tritt in Podcasts auf, macht Liveshows - mit dem Durchbruch hat es aber nie geklappt. Dabei hat sie eine ganze Wagenladung an YouTube-Hits im Gepäck. 2016 dann der Durchbruch. Und der Zeitpunkt ist bestimmt kein Zufall. Im letzten Jahr wurden allein in den USA fast 500 Serien produziert. Da ist plötzlich auch Platz für schräge Comedians wie Rachel Bloom. Bloom schreibt die Serie "Crazy Ex-Girlfriend", die Hauptrolle spielt sie auch gleich selbst. Die Serie wird von Kritikern gefeiert, für die Hauptrolle gewinnt sie sogar den Golden Globe. Und das, obwohl "Crazy Ex-Girlfriend" eine ziemlich schräge Musical-Serie ist – mit einer depressiven Hauptfigur. Noch nischiger geht’s kaum.

Das Erfolgsgeheimnis der neuen Frauencomedies

Auch wenn mit Tina Feys "30 Rock" wahrscheinlich alles angefangen hat: Die neue Serie "Crazy Ex-Girlfriend" steht exemplarisch für eine ganze Reihe an Serien mit lustigen Frauen an der Spitze. Für den Erfolg gibt es drei verschiedene Zutaten.

1. Kein Zynismus

Die Welt, die Rachel Bloom in "Crazy Ex-Girlfriend" erfindet, ist warm und bunt. Wirklich gemein ist keiner. Eine heile Heidi-Welt ist das aber trotzdem nicht. Statt über die Figuren lachen wir mit ihnen – über sexistische Kollegen und die irre Mutter. Das ist nicht nur bei "Crazy Ex-Girlfriend", "Chewing Gum", "Lady Dynamite" oder dem Über-Vorbild "Parks & Recreation" so. Sondern auch bei einem anderen Serien-Neustart: "Angie Tribeca". Eine Serie, die nichts anderes sein will als "Die nackte Kanone" für die Gegenwart.

2. Gern mal albern sein

"Angie Tribeca" zeigt eine weitere Seite der nischigen Frauencomedies: Sie sind total albern. Rashida Jones, die die Hauptrolle spielt, ist sich für nichts zu schade. "Angie Tribeca" hat so viele Gags pro Minute, dass man kaum hinterherkommt. Die Hommage an "Die nackte Kanone" funktioniert - und ist beim Spartensender TNT Comedy bestens aufgehoben. Aber auch PayTV-Gigant HBO hat das Potenzial der neuen Comedies entdeckt: Seit kurzem läuft da die Serie "Insecure".

3. Mut zur Nische

In "Insecure" kämpft Produzentin und Hauptdarstellerin Issa Rae gegen Klischees über schwarze Frauen: Ihre Figur ist leicht nerdy, total merkwürdig und kriegt ihr Stadtleben kaum auf die Reihe – aber genau dadurch ist die Serie super authentisch. Viele der neuen Comedies wurden wie "Insecure" von Frauen erfunden und umgesetzt und zeigen eine spezifisch weibliche Perspektive auf das Leben. Sie sind schlauer und subversiver als die klischeeüberladene Bro-Comedy wie "Two And A Half Men" oder "King Of Queens". Anders als diese Serien, werden "Crazy Ex-Girlfriend", "Angie Tribeca" und "Insecure" kein Millionenpublikum ziehen. Aber sie beweisen: Frauen sind jetzt in der Comedy angekommen. Und sie machen Humor endlich wieder unberechenbar.

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