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Spendensammeln im Netz Kaufen und Gutes tun

Die Deutschen spenden nicht mehr so viel wie früher. Neuen Schwung könnte eine Start-up-Idee aus dem Münchner Umland liefern: Spenden durch Konsum. Doch ein falscher Einkauf könnte dem Zweck einer Spende entgegenlaufen.

Stand: 23.09.2010 | Archiv

Spenden durch einkaufen im Netz | Bild: Colourbox/ BR

Die Idee klingt einfach, zu einfach eigentlich: Wer seine Online-Einkäufe über das Portal von Harald Wagner und Martin Cichowski abwickelt, tut Gutes. Genauer: Wer über Shopprops.de bestellt, bekommt Einkaufsvorteile gutgeschrieben – Prozente auf die bestellten Produkte also, die dann aber nicht Harald und Martin einsammeln, sondern zu einem Großteil auf ein Spendenkonto gehen. Wer sich auf Shopprops.de registriert, kann nach seinem Online-Einkauf noch bestimmen, welcher Hilfsorganisation die konsumgenerierten Spenden überwiesen werden sollen. Organisationen wie "Ärzte der Welt" oder "Gemeinsam für Afrika" profitieren also vom Online-Konsum: Pro Kauf werden im Schnitt fünf Prozent gespendet, etwa zwei Prozent bleiben bei den Betreibern von Shopprops.de.

Spenden, ohne mehr auszugeben

In Deutschland ist das Spendenvolumen im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. 26 Euro spendete jeder Deutsche im Schnitt. Ein aktiver Online-Shopper komme dagegen leicht auf 200 Euro im Jahr, erklärt Martin Cichowski, "ohne das ihm das weh tut." Damit die Webkäufer nicht immer auf Shopprops.de vorbeisurfen müssen, haben die beiden Entwickler aus Unterschleißheim bei München eine Spendenapplikation programmiert. Jeder, der eine eigene Webseite hat, kann die Applikation farblich an sein Design anpassen und in seine Seite einbinden. Wer etwas kaufen will, klickt dann einfach auf einen der Online-Läden in der Applikation und wird automatisch zum Shop weitergeleitet. Mit mehr als 200 Läden hat Shopprops.de Spendenabkommen geschlossen. Martin und Harald folgen dabei einem einfachen Modell: Viele Shopping-Portale bieten Bloggern, die Käufer auf ihre Seiten lotsen, eine Provision. Bei Shopprops geht diese einfach zu einem Großteil an einen guten Zweck.

Man verliert den Bezug zum Geben

Dieses Provisionsmodell ist aber genau das Problem – dieser Ansicht ist Antje Paulsen, Leiterin der Kampagne "Stopp Kinderarbeit!". Wer über Shopprops einkauft, unterstütze das Geschäftsmodell der großen Händler, die versuchen, sich mit immer niedrigeren Preisen zu unterbieten. Zwar spendet man mit jedem Einkauf Geld. Es sei aber möglich, dass man mit seinem Einkauf genau das fördert, gegen das die Hilfsorganisationen kämpfen. "Nicht jeder Online-Shop kann garantieren, dass seine Hersteller ökologisch und sozial vertretbar produzieren", sagt Paulsen. Vor allem im Textilbereich sei es trotz vieler verschiedener Produktionssiegel schwer, Kinderarbeit vollkommen auszuschließen. Wer will, dass sich systematisch etwas ändert, der müsse auf einer Fairhandelsseite einkaufen, sagt Paulsen. Die Idee von Shopprops sei damit nicht grundlegend falsch, aber sie entbinde einen Online-Käufer nicht, seinen Konsum kritisch zu hinterfragen.

Auch Moritz Meisel findet die Idee vom konsumbasierten Spenden im Grunde gut. Meisel verkauft seit mehreren Jahren fairgehandelte Produkte im Weltladen München. Bei einem Portal wie Shopprops.de spende letztendlich aber nicht der Konsument, sagt er, sondern der Shop-Anbieter. Für eine Hilfsorganisation ist es in erster Linie zwar wichtig, dass sie überhaupt Geld bekommt. Wer aber nur noch mit seinem Konsum spende, der müsse sich nicht aktiv dazu entschließen, zu teilen, sagt Meisel, der verliert den Bezug zum Geben.


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