Kommentar Es lebe die Sprachnachricht!

Instagram hat eine neue Funktion: Sprachnachrichten im Chat. Bei WhatsApp und im Facebook Messenger geht das schon lange. Seitdem spalten Sprachnachrichten die Gesellschaft – in die, die sie lieben und die, die sie hassen. Auf welcher Seite unsere Autorin steht, ist ziemlich eindeutig.

Von: Lea Kestel

Stand: 12.12.2018 | Archiv

Symbolbild Sprachnachricht | Bild: BR

Ich könnte jetzt versuchen, euch schriftlich von meiner ganzen letzten Woche zu erzählen. Allerdings hätte ich danach wahrscheinlich blutige Finger. Manche Menschen versuchen das trotzdem, noch dazu im WhatsApp-Chat. Urzeiten beackern sie dafür das Mini-Tastenfeld ihres Smartphones, dessen Wurstfinger-Unverträglichkeit dazu führt, dass jeder Satz mindestens zehnmal korrigiert werden muss.

Nein, ich möchte so einen Roman weder selbst schreiben noch lesen müssen. Und es geht doch auch so viel einfacher: über das kleine Mikrofon rechts unten im Chat. Denn das lässt uns zum Geschichtenerzähler werden, lässt uns alles, was uns im Kopf herumschwirrt so ausdrücken, wie wir es wollen. In unseren eigenen Worten. In einer Sprachnachricht.

Lasst uns über Gefühle reden

Auf WhatsApp, Instagram oder im Facebook Messenger - Sprachnachrichten sind genial. Nicht nur, weil sie viel praktischer sind als eine Textnachricht. Sie sind auch - und vor allem - emotionaler. Wenn ich eine Sprachnachricht bekomme, muss ich einfach nur die Playtaste drücken, das Handy ans Ohr halten und schon erzählt mir eine angenehm vertraute Stimme, was gerade abgeht. Die kann lachen, weinen oder mir irgendeinen betrunkenen Quatsch erzählen – kein Emoji-Gewitter der Welt könnte das so abbilden, wie die Person es mir in diesem Moment erzählt.

Noch besser: Der Druck fällt weg. Weil man eben nicht sofort auf das Gesagte antworten muss. Ob ich am Klo, im Büro oder im Zug sitze – wenn ich eine Sprachnachricht bekomme, kann ich entspannt bleiben. Es gibt für den Absender erstmal kein blaues Häkchen, wenn ich die Nachricht gesehen habe.

Kein Stress

Ich kann die Nachricht direkt anhören oder warten, bis ich fertig bin mit meinen Geschäften. Und eine verzögerte Antwort kann später auch ganz einfach begründet werden mit einem: "Sorry, konnte vorher nicht ungestört sprechen."

Die Sprachnachricht ist damit die perfekte Schnittmenge zwischen Telefonaten und Textnachrichten. Denn ein Anruf ist meistens einfach nur stressig und raubt viel zu viel Zeit. Und bei den lästigen kleinen Textnachrichten sind Grammatik und Rechtschreibung doch schon längst in der vermeintlichen Sicherheit der Autokorrektur verloren gegangen.

Wie eine Telefonkonferenz – nur flexibler

Ehrlich, Sprachnachrichten sind ein Segen. Wie sonst sollte ich mich mit meinen beiden besten Freundinnen austauschen? Zu dritt einen Termin für eine Skype- oder Telefonkonferenz finden? Haha, guter Witz! Nein, das geht viel einfacher im Gruppenchat. Mit einer Sprachnachricht-Konferenz, der man jederzeit beitreten kann.

Die Sprachnachricht ist der Schlüssel zu funktionierenden Freundschaften. Sie ist stressfrei und praktisch. Sie bringt Liebe und Vertrautheit. Kurz: Sie ist einfach wunderbar. Wenn ihr mir also erzählen wollt, wie eure letzte Woche war – dann schickt mir doch gerne eine Sprachnachricht.

Sendung: Filter am 12.12.2018 ab 15 Uhr