Kommentar zu YouTube-Kochbattle Aldilicious Aldi hat Influencer endgültig getötet

Aldi zeigt mit seinem neuesten Kochbattle-Format auf YouTube, wie absurd der Hype um Influencer inzwischen ist. Unser Autor findet: Damit verpasst der Discounter der Glaubwürdigkeit von Influencern endgültig den Dolchstoß.

Von: Julian Wenzel

Stand: 19.12.2018 | Archiv

DagiBee und CrispyRob bei Aldilicious | Bild: Aldi

Wir sollten uns alle einmal kollektiv vor Aldi verneigen und Danke sagen. Denn der Discounter hat mit seinem neuesten YouTube-Format wahrscheinlich endgültig das Ende des Influencer-Hypes eingeleitet.

Schuld daran ist Aldilicious - so heißt die neue Videoreihe von Aldi Süd, die als eine Art Influencer Kochbattle angelegt ist. Zwei Social Media Stars treten gegeneinander an und bekochen sich nacheinander. In der ersten Ausgabe sind es die YouTuber DagiBee und CrispyRob. Beide dürfen noch einen Helfer oder eine Helferin mitbringen, die auch bekocht werden. Natürlich ausschließlich mit Aldi-Produkten - inklusive ausgiebiger Shoppingsequenz bei dem Discounter. Und schon ist das YouTube-Werbevideo quasi perfekt. Das ist also der feuchte Traum der Marketingabteilung von Aldi. Und zeigt wie absurd inzwischen das Business um Influencer geworden ist.

Da lernt man nix und unterhaltsam ist es auch nicht

Es ist klar kein neues Phänomen: Schon seit einigen Jahren bedienen sich große Firmen wie dm oder RedBull bei der Reichweite bekannter Instagrammer oder YouTuber und versuchen in deren Kanälen Produkte zu platzieren. Trotzdem sind das am Ende zumindest Videos, in denen es wenigstens noch ein bisschen um Inhalt geht. Danach weiß ich zumindest, was den 90 Euro Lidschatten so außergewöhnlich macht.

Bei der angeblichen Kochchallenge von Aldi geht es dagegen nicht mal ansatzweise ums Kochen. In der Pressemitteilung von Aldi heißt es zwar noch heuchlerisch: "Wir haben bei der Auswahl der Influencer bewusst darauf geachtet, dass diese keine Kochprofis sind. Denn mit der neuen Serie möchten wir zeigen, dass es jedem möglich ist - gerade zu Weihnachten - mit den ALDI SÜD Produkten einfach, lecker und vielfältig zu kochen." In Wirklichkeit zeigen die Videos aber nicht mal ansatzweise wie man eine knusprige Ente hinkriegt. Die Rezepte sind weder verlinkt noch eingeblendet. Es sind einfach nur zehnminütige Werbevideos, in denen ich nichts lerne, ja noch nicht mal gut unterhalten bin. Und genau das macht das Video zum absoluten Tiefpunkt des Influencer-Marketings.

Da könnte auch Boris Becker gegen Dieter Bohlen kochen

Es bräuchte für die Videos nämlich keine Influencer, es könnten auch einfach altgediente Promis wie Boris Becker oder Dieter Bohlen gegeneinander antreten. Was schade ist, denn eigentlich wurde Influencer-Marketing ursprünglich mal zurecht so gehypt. Weil Influencer mehr Glaubwürdigkeit ausgestrahlt haben. Sie hatten bei gewissen Themen, die einen bei Makeup - die anderen im Technikbereich, eine Expertise aufgebaut, die man ihnen als Follower abgekauft hat. Die Videos von Aldi mit Dagi Bee und Crispy Rob wirken aber so gestellt und so nichtssagend, dass sie nichts Anderes wie Fernsehwerbung aus den 90ern sind. Und seit wann schauen wir uns die freiwillig an?

2019 muss sich was ändern

Diese zwei Videos sind eine Mahnung dafür, dass sich 2019 in Sachen Influencern einiges ändern muss. Sie sind ein Beispiel dafür, dass nur weil Leute Reichweite auf Social Media haben, sie nicht alles verkaufen können. Eine Studie der renommierten Berliner Werbeagentur Jung von Matt, die in der Vergangenheit selbst Influencer für ihre Kampagnen eingesetzt hat, kam auch zu dem Ergebnis, der Influencer-Boom sei nun vorbei. Ich werde die angeblichen Influencer jedenfalls nicht vermissen. Stattdessen freue ich mich, wenn 2019 hoffentlich wieder Menschen, die wirklich Ahnung von etwas haben, als Influencer entdeckt werden. So lange suche ich mal nach einem echten Kochfluencer - denn eine knusprige Ente hätte ich trotzdem gerne zu Weihnachten.

Sendung: Filter am 19.12.2018 - ab 15 Uhr