Spielehändler vor dem Aus Ist die Kette "GameStop" Game Over?

Eigentlich gehören sie zum Inventar jeder Fußgängerzone - die Filialen vom Spielehändler GamesStop. Das könnte sich drastisch ändern - denn dem Konzern GameStop scheinen die Extraleben auszugehen.

Von: Dominic Holzer

Stand: 20.06.2018 | Archiv

Ist die Kette „GameStop“ Game Over?  | Bild: BR

Die zwei, drei Male, die ich im Jahr eine GameStop-Filiale betrete, sind immer speziell: Hier treffe ich auf meinesgleichen, auf Zocker, Killerspieler und casual  Zeittotschläger. Auf Menschen mit diesem besonders fokussierten Blick, wenn sie stumm die Auslage der bunten Spieleverpackungen scannen, sie in die Hand nehmen, zurücklegen, im Kreis gehen und wieder den Klappentext studieren. Die Pärchen, die sich lächelnd und einvernehmlich das neue "Far Cry" und dazu "Mario Kart" kaufen. Oder die meistens zwei bis drei Jungs, vertieft im Schlagabtausch darüber, ob jetzt "Battlefield", "Call of Duty" oder doch "Fortnite" am krassesten sind: "Boah, hast du schon gespielt?"

Kein Grund zur Nostalgie

Machen wir uns nichts vor: GameStop ist nicht der schnuckelige Plattenladen um die Ecke, sondern ein Großkonzern und hält sich mit seinen Läden ohnehin schon überraschend lange. Über 2.000 GameStop-Filialen gibt es weltweit, über 200 davon in Deutschland. Und wenn die Games-Branche inzwischen auch mehr Umsatz macht als Hollywood mit Kinofilmen, die meisten Spiele gehen heute über den digitalen Ladentisch, bei Steam, im PlayStation Store und anderswo.

Kaum zu glauben, dass GameStop trotzdem noch keinen Verlust macht. Dafür sorgen z.B. Merchandise-Artikel wie T-Shirts, Tassen, Sammelfiguren und auch die gebrauchten Spiele. Die sind den großen Spielefirmen übrigens ein Dorn im Auge, weil sie am Second-Hand-Verkauf nicht mitverdienen.

Auch die Zweijahresgarantien auf Spiele, nichts anderes als Versicherungen, sind ein smartes Geschäftsmodell: Sie werden mit bewundernswerter Hartnäckigkeit jedem Kunden für ein paar Euro extra an der Kasse mit angeboten, die CD könnte ja verkratzen, die würde dann ausgetauscht. Ist mir persönlich übrigens noch nie passiert. Und dann gibt es ja noch das hauseigene Spielemagazin "Game Informer".

Filialen schließen schon

Schön langsam gehen GameStop aber die Extraleben aus: Über 100 Filialen mussten allein im letzten Jahr weltweit schließen, der Börsenwert von GameStop ist seit dem Jahr 2007 von knapp 10 Milliarden Dollar auf gerade noch etwa eineinhalb Milliarde Dollar geschrumpft. In der Firmenzentrale von GameStop in Grapevine, in Texas, scheint man deshalb jetzt die Notbremse ziehen zu wollen: Laut dem Nachrichtendienst Reuters hat der Konzern einen Finanzberater angeheuert, der sich mit Firmenverkäufen auskennt.

GameStop will sich selbst an einen Investor verkaufen, erste Interessenten gibt es angeblich schon. Erfahrungsgemäß endet ein solcher Verkauf in der Abwicklung von Unternehmen, Immobilien und die noch profitablen Geschäftssparten werden weiterverkauft, der Rest einfach liquidiert und abgeschrieben. Deswegen schließt GameStop seine Filialen nicht direkt morgen - aber am Horizont zeichnet sich ein gut lesbares "Game Over" ab.

Sendung: Filter, 18. Juni 2018 - ab 15 Uhr.