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Chaos Computer Club // Kulturwertmark Haste mal 'ne Kulturwert-Mark?

Wie verdient man als Kreativer Geld im Netz? Zum Welttag des geistigen Eigentums macht der Chaos Computer Club einen neuen Vorschlag und will mit seiner Kulturwertmark regeln, wie Werke allgemein zugänglich gemacht werden können.

Von: Sophie Dezlhofer

Stand: 26.04.2011 | Archiv

Chaos Computer Club: Kulturwertmark, Welttag des geistigen Eigentums | Bild: colourbox.com

Bezahlung via Breitband

Kulturwertmark – der Name der Währung klingt angestaubt und überholt, dabei will sie genau das Gegenteil, nämlich Künstlern im Netz eine Zukunft sichern. Sie ist eine Form der digitalen Kleinbetragzahlung, die wie Flattr funktionieren soll: Der Nutzer kann direkt bestimmen, welches Werk eines Künstlers er bezahlen möchte und wie viel es ihm wert ist. Im Gegensatz zu Flattr soll das System des Chaos Computer Club verbindlich sein, im besten Fall wäre es auch gesetzlich verankert.

Logo des schwedischen Social Payment Service Flattr | Bild: Flattr

Flattr-Logo

Der Nutzer speist über seinen Breitbandanschluss einen festen Betrag pro Monat in das Kulturwertmark-System ein, die Verteilung bestimmt er aber selbst. Ist der vorher festgelegte Wert eines Werks erreicht, fallen die Verwertungsrechte in den Besitz der Öffentlichkeit. Ein Beispiel: Eine Band will mit ihrer neuen Single mindestens 50.000 Euro umsetzen. Ist dieses Ziel erreicht, kann der Song von jedem unentgeltlich runtergeladen werden. Ein Werk bezeichnet hier sowohl Filme, Songs oder Fotos genauso wie ein Blogeinträge, Texte oder Musikvideos.

"Mit der Kulturwertmark wird gleichzeitig die gerechte Entlohnung von Kreativen gesichert, die sinnlose Verfolgung des privaten, nicht-kommerziellen Filesharing beendet und eine deutliche Vergrößerung der digitalen Allmende [gemeinschaftliches Eigentum] erreicht."

Chaos Computer-Club-Sprecher Frank Rieger

Die Idee der Kulturwertmark ist an das System der Kulturflatrate angelehnt. Im Gegensatz zur Flatrate, die einen gesetzlich geregelten Pauschalbetrag vorsieht, braucht die Mark keine zentrale Vergabebehörde. Die Bezahlung der Künstler erfolgt direkt über die Nutzer, man benötigt also keine Kriterien für den Wert eines Werks, nach denen eine Behörde die Beträge zentral verteilt. Wer einen Text, ein Stück Musik oder einen Film gut findet, vergibt so viel Kulturwertmark, wie er angemessen findet.

Copy-Zloty, Groupie-Rupie oder Jubel-Rubel

Ob das vom Chaos Computer Club (CCC) ausgearbeitete Konzept der Kulturwertmark Zukunft hat? Zuerst einmal müsste es gesetzlich verankert werden. Und ein griffigerer Name für das neue Verteilungsmodell würde auch nicht schaden. Vorschläge werden vom CCC übrigens gerne angenommen. Die Netz-Welt hat sich schon lustig gemacht und ein paar alternative Begriffe in Umlauf gebracht: Culture-Coins, Huldigungsgulden, Britney Bimbes, Copy-Zloty, Groupie-Rupie, Jubel-Rubel...

Läuft bereits: Flattr und Crowdfunding

Es gibt bereits funktionierende Systeme, die sich langsam im Netz etablieren – Flattr und Crowdfunding sind die bekanntesten. Sie laufen allerdings alle auf freiwilliger Basis. Letztes Jahr startete Flattr, das erste Bezahlsystem für Web-Inhalte. Obwohl freiwillig, können einige Blogger bereits davon leben.Crowdfunding ist eine innovative Alternative der Geldbeschaffung unter Musikern. Seit die Musikindustrie auf dem Zahnfleisch geht, suchen Bands intensiv nach neuen Finanzierungsmethoden – und entdecken Crowdfunding.


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