Der Universal-Messenger Whatsapp an Alle

Eine Nachricht von WhatsApp an iMessage, Threema oder Telegram schicken. Nach den Vorstellungen von Bundesjustizministerin Katarina Barley soll das in Zukunft möglich sein. Eine gute Idee?

Von: Anna Bühler

Stand: 25.06.2018 | Archiv

Ein Messenger für alle Angebote | Bild: BR / Carina Urban

Jede/r von uns hat diese eine Person im Freundeskreis. Den einen Kumpel oder diese eine Freundin, die sich WhatsApp verweigert. Jede Einladung, jede kleine Info, jede Erinnerung an sie bedeutet, den Kanal zu wechseln, um sie zu erreichen. Was völlig in Ordnung ist! Die Leute sollen selber entscheiden, auf welchen Plattformen sie unterwegs sind und wem WhatsApp zu undurchsichtig ist, der darf gerne weiter bei Signal oder Threema auf Messages warten. Das Mantra ist klar: Jeder wie er mag.

Trotzdem: Wäre es nicht einfacher, wenn all diese Messenger zusammenarbeiten würden? Wenn man einfach so eine Nachricht bei WhatsApp losschicken könnte und sie im Posteingang eines beliebigen Messengers aufschlägt - ganz egal ob der Empfänger oder die Empfängerin am liebsten Telegram, Wire, oder den Facebook Messenger nutzt.

Justizministerin Barley will den Universal-Messenger

Diese Idee hatte jetzt auch Bundesjustizministerin Katarina Barley von der SPD. Sie möchte, dass UserInnen von Whatsapp auch mit Nutzern anderer Messenger kommunizieren können. "Beim Telefonieren auf dem Handy kann zum Beispiel der eine bei Vodafone sein und der andere bei der Telekom - das spielt keine Rolle, das merkt man nicht einmal," sagte sie in einem Interview mit der dpa.

Dahinter steckt aber nicht nur der Wunsch nach einfacherer Kommunikation, es geht auch um die Privatsphäre der NutzerInnen: "Wenn man das System öffnet und die verschiedenen Messenger-Dienste verknüpft, müssen sich Anbieter beim Datenschutz mehr anstrengen," ist ihre These. Darum soll eine EU-weite Regelung her. Klingt erstmal gut, oder? Leider nur auf den ersten Blick…

“Es klingt nach einer Kurzschlussidee.”

Frieder Steinmetz ist IT-Sicherheitsexperte aus Hamburg und hat auch schon viel an Messenger-Diensten geforscht. Hinter der Idee von Katarina Barley sieht er einen Wunschgedanken, den er durchaus teile, sagt er, “wenn ich aber fünf Minuten darüber nachdenke, zerfällt diese Idee”. Denn es ist gar nicht so einfach, das Vorhaben umzusetzen.

Da ist zum einen die technische Frage. Viele Messenger arbeiten mittlerweile mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung - nur bedeutet das noch lange nicht, dass dies alle auf dieselbe Art und Weise tun. Verschlüsselungsprotokolle sind im Detail verschieden. Genau wie die Funktionsweisen der einzelnen Messenger. Es bräuchte einen gemeinsamen Standard, meint Frieder, eine Art DIN-Norm für Messenger. Schwer zu sagen, wie einfach sich das über eine Regelung erzwingen ließe.

Bye, bye Innovation

Schwer zu sagen ist auch, ob wir eine solche Norm wirklich wollen. “Die Messenger unterscheiden sich in den was sie können und was sie machen”, und das nicht ohne Grund, so Frieder Steinmetz. Der eine Kanal kann fette Gruppenchats, der andere teilt mit einem Klick Standorte, der nächste arbeitet an bargeldlosen Bezahlmethoden und wieder ein anderer kann immerhin geile Gifs! “Da einen gemeinsamen Standard zu finden, das könnte bei einem kleinsten gemeinsamen Nenner von Textnachrichten ohne Gruppen enden. Und das bringt auch niemanden weiter.”

So eine gemeinsame Norm könnte zudem für die Innovation hemmend sein - Beispiel E-Mail. Seit Jahren müssen unzählige E-Mail-Anbieter einem Standard gerecht werden, was die Entwicklung des Formats nicht gerade befeuert.

Also ist die Idee eines Universal-Messengers für die Tonne? Nicht ganz, meint Frieder. Vielleicht ist es eine sinnvolle Überlegung, Drittanbieter auf den Plan zu rufen. Diese könnten Apps schreiben, in die sich alle gängigen Messenger integrieren lassen. “Damit man sowas haben kann, ist es notwendig, dass die einzelnen Anbieter ihr Protokoll und ihre Verschlüsselung klar dokumentiert offenlegen”, so der IT-Spezialist. Auch das, meint er, ist noch nicht ganz zu Ende gedacht aber immerhin würde Transparenz seitens der Messenger-Dienste herrschen.

Sendung: Filter, 25. Juni 2018 - ab 15 Uhr.