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Islamisierung des Süßigkeiten-Regals? Warum Toblerones halal-Kampagne ein schlauer Schachzug ist

Toblerone ist jetzt offiziell halal. Der Shitstorm ist groß. Hater ist Netz skandieren, dass uns der Islam nun auch noch bei der Schokolade bevormundet. Was ist da los am Süßigkeitenregal?

Von: Hannah Heinziger

Stand: 18.12.2018 | Archiv

Toblerone | Bild: picture-alliance/dpa

Manchmal braucht es nur einen kleinen Stupser und das Internet rastet aus, als würde man zehn wasserscheue Katzen in eine Badewanne voll Eiswasser werfen. Diesmal brauchte es nur drei Worte um die Gemüter zu erhitzen: Toblerone ist halal. Sofort ging die Meldung durch die Medien, von der Islamisierung des Abendlandes schrieb Jörg Meuthen (AfD) auf seiner Facebookseite, auch Boykottaufrufe gegen die Firma verbreiteten sich in den sozialen Medien.

Was hat sich geändert?

Alles was Toblerone gemacht hat ist, das Produkt und seine Herstellung im April offiziell als halal zertifizieren zu lassen. An der Originalrezeptur ändert sich nichts, bestätigte eine Sprecherin. Die Firma Mondelez möchte erstmal darauf verzichten, die Zertifizierung auf der Packung sichtbar zu machen, um ihre Schweizer Kunden damit nicht "zu irrtieren". Die Reaktionen im Netz zeigen aber deutlich, dass viele Nutzer sehr irritiert sind. Sicher wären sie noch verwirrter, wenn sie wüssten, was um uns herum noch alles halal ist. Sollte Nutella jetzt auch boykottiert werden? Und Trinkwasser?

Halal oder Haram?

Halal ist eine muslimische Vorschrift, die Inhaltstoffe und Produktion von Essen, Trinken, aber auch anderer Bereiche wie Medizin oder Mode betrifft. Halal bedeutet "erlaubt", das Gegenteil ist haram, "verboten". Was verboten oder erlaubt ist, steht im Koran und der Sunnah. Aber da gibt es viele unterschiedliche Auslegungen, manche sind strenger, manche weniger, deswegen kann man es in manchen Fällen nicht klar sagen, ob etwas halal ist oder nicht. Grundsätzlich gilt aber: Pflanzliche Lebensmittel, die nicht berauschend wirken, sind halal, wenn sie keine Lebensmittel, die haram sind, beinhalten oder mit ihnen in Kontakt gekommen sind. Das kann zum Beispiel auch Alkohol zur Reinigung von Geräten verbieten. Haram wären neben Alkohol auch Aas oder Schweinefleisch. In Süßigkeiten kommt das naturgemäß eher selten vor. Raffaelo, Toffifee, Skittles und Kinder Bueno sind zum Beispiel auch halal, aber da hat sich bis jetzt noch niemand aufgeregt.

Warum wollen Unternehmen sich überhaupt halal zertifizieren lassen?

Der muslimisch geprägte Markt ist ziemlich groß: Circa einer Milliarde Menschen - für europäische Konzerne sind das potenzielle Kunden. Um sie zu gewinnen, muss auf dem muslimischen Markt aber erstmal Akzeptanz für die Marke geschaffen werden, erklärt Ronald Focken, Marketingexperte von der Werbeagentur Serviceplan:

"In dem Moment, in dem so ein Fall bei uns in den Medien erscheint, gibt es sofort ein positives Medienecho in der arabischen Welt. Die Halal-Zertifizierung wird dort in den Medien aufgegriffen und das wird der Marke dort gut tun. Ich schätze also, dass Kommunikationsexperten mitgeholfen haben, das Thema in der Form zu platzieren."

Ronald Focken, Marketingexperte von Serviceplan

Riecht es hier nach einer Marketing-Strategie? Ob der ganze Shitstorm um Toblerone geplant war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Schaden wird er der Marke nicht, sagt Ronald Focken:

"Man muss den langfristigen Effekt sehen. Hier in Deutschland regt sich eine kleine Minderheit zwei bis drei Tage auf. Aber man weiß: Man hat die nächsten Jahre mit dieser halal-Zertifizierung in der islamischen Welt richtig Rückenwind. Und das ist ein großer Markt, deswegen ist man sich ganz bestimmt bewusst darüber, was das für Auswirkungen hat."

Ronald Focken, Marketingexperte von Serviceplan

Letzten Endes ändert sich für den Otto-Normal-Toblerone-Fan rein gar nichts. Es können sich also alle wieder entspannen. Denn was diese Zertifizierung vor allem bedeutet: Weniger Stau am Süßigkeitenregal und schneller Schokolade für alle.

Sendung: Filter vom 18.12.2018 - ab 15 Uhr