Polizei untersucht Shisha-Bars "Eine Atmosphäre, wo wir uns auf keinen Fall ohne Atemschutzgerät aufhalten würden"

Bei Shisha-Bars denkt man in erster Linie an entspanntes Rauchen. In letzter Zeit wurden aber einige Besucher mit lebensgefährlichen Kohlenmonoxid-Vergiftungen ins Krankenhaus gebracht. In Rosenheim kontrolliert jetzt die Polizei.

Von: Stefan Sommer

Stand: 10.03.2017 | Archiv

Shisha Grafik | Bild: BR

Kohlenmonoxid-Vergiftungen finden Ärzte bei Patienten vor allem nach Grubenunglücken und Selbstmord-Versuchen in der heimischen Garage. In den letzten Wochen sind in Süddeutschland einige Fälle bekannt geworden, wo ungewöhnlich viele Jugendliche ebenfalls mit einer zu hohen Konzentration des Atemgifts im Blut ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Eine 19-Jährige wurde nach einem Besuch einer Kneipe ins Krankenhaus gebracht und schwebte für eine Nacht in Lebensgefahr. Mittlerweile durfte sie die Intensivstation verlassen. Auch im bayerischen Rosenheim kam es im Februar zu ähnlichen Ereignissen und auch hier erlitt ein Jugendlicher eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Die Verbindung: Beide hatten eine Shisha-Bar besucht.

Kohlenstoffmonoxid ist ein Atemgift, das bei zu hoher Konzentration im Blut zu Ersticken führt. Das Gas wird in PPM gemessen - Parts Per Million. In den Rosenheimer Shisha-Bars, die in den letzten Tagen nach den Vorfällen untersucht wurden, hat die Polizei bei Kontrollen utopisch hohe Werte gemessen: Anstatt der erlaubten 30 PPM lag der Wert in einer Bar sogar bei 300 PPM. Der Feuerwehrmann und Standbrandrat der Stadt Rosenheim Hans Meyrl findet deutliche Worte:

"Aufgrund dieser Werte ist das für uns eine Atmosphäre, wo wir uns auf keinen Fall ohne Atemschutzgerät aufhalten würden. Und schon gar nicht über längere Zeit – das wäre also doch mit deutlichen körperlichen Schäden verbunden."

Hans Meyrl, Stadtbrandrat

Die Feuerwehr selbst trägt ab 83 PPM Schutzausrüstung bei Brandeinsätzen um eine drohende Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung zu vermeiden. Wie kann es nun also sein, dass Shisha-Bars in der Rosenheimer Innenstadt eine vierfach höhere Konzentration des Atemgifts aufweisen? Der Dienststellenleiter der Polizei Rosenheim, Dr. Buggisch, war Teil der Kontrollaktion und beschreibt die Gründe wie folgt:

"In dieser konkreten Shishabar, wo dieser Vorfall stattgefunden hat, war es so, dass zum Einen sehr viele Shishas in Brand waren und entsprechend stark geraucht wurde. Zugleich war auch ein Ofen zum Anheizen von dieser Kohle in Betrieb - ohne Abluft."

Dr. Buggisch, Dienststellenleiter Polizei Rosenheim

Das Problem ist also die Belüftung der Kneipen. Für viele Shisha-Bars sind die Kosten für die Filter, den Strom und die Reparaturen aber zu teuer - so verzichten "die meisten auf eine richtige Lüftung", wie ein Shisha-Bar-Besitzer verrät. Ganz zum Leid der Gäste, beschreibt ein Stammkunde: "Wenn du in eine Shishabar reingehst, dann musst du eben auch schauen, ob wirklich die Luft gut ist. Es gibt Shisha-Bars, da gehst du rein und überall ist alles voller Rauch. Da würde ich es keine zwei Stunden aushalten."

Um die Gefahr für Leib und Leben einzudämmen hilft, so simpel es klingen mag, bereits ausgiebiges Lüften und viel frische Luft in den Räumlichkeiten. Um auf die Vorfälle der letzten Wochen zu reagieren, möchte die Stadt Rosenheim ebenfalls Regeln für die Kneipen aufstellen: Eine Kohlenmonoxid-Warnmelder-Pflicht steht jetzt im Raum.