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Sexismus im Schulalltag Auch Jungs dürfen rosa Ponys lieben

"Für ein Mädchen bist du echt gut in Mathe." Geschlechterklischees fangen oft schon in der Schule an - und können den ganzen Lebensweg beeinflussen. Die Protestorganisation "Pink Stinks Germany" geht jetzt dagegen vor.

Von: Jasmin Liese

Stand: 19.04.2017 | Archiv

Sexismus | Bild: BR

Die Lehrerin lässt sich von "zwei starken Jungs" das Pult verrücken. Eine Schülerin wird vom Physiklehrer gelobt, weil sie "für ein Mädchen ganz schön gut in Naturwissenschaften" ist. Im Mädchensport wird getanzt und im Jungssport Fußball gespielt. Solche Situationen entstehen, weil Geschlechterklischees tief in der Gesellschaft verankert sind und gelebt werden. Daran muss sich etwas ändern, findet auch Dr. Stevie Schmiedel von der Protestorganisation "Pink Stinks Germany", die sich gegen Gender-Marketing und Sexismus in den Medien engagiert. Schmiedel wurde im März als Expertin in den Bundestag eingeladen. Thema: Sexismus die rote Karte zeigen - Antrag auf einen bundesweiten Aktionsplan gegen Sexismus. Die Linken hatten den Antrag gestellt. Für den Bereich Schule schlägt Schmiedel eine Plakette mit dem Aufdruck "Schule ohne Sexismus" vor.

"Wir werden mit der Plakette nicht über Nacht den Sexismus aus den Schulen entfernen können. Aber es ist ein Anfang, um über das Phänomen Sexismus zu sprechen, bei dem viele vor Scham rot werden oder es gar nicht kennen."

Dr. Stevie Schmiedel, Pink Stinks Germany

Bereits jetzt gehen Schmiedel und ihr Team mit Vorträgen und Workshops an Schulen, um über das Problem zu sprechen. Das beginnt bereits in der Grundschule mit dem Theaterworkshop "David und das rosa Pony". Dabei geht es um einen Jungen, der wegen seines rosa Plüschponys in der Schule gehänselt wird. Am Ende des Workshops wollen alle Jungs ein Foto mit dem Pony machen, weil sie merken: Auch Jungs dürfen rosa Ponys lieben.

"Es ist wichtig, den Kindern ganz früh Vorbilder zu setzen. Das tun wir mit dem Theaterstück. Sie können sich damit identifizieren und dann ist es auch ok für sie, dass Jungs pink tragen und Mädchen Fußball spielen."

Dr. Stevie Schmiedel, Pink Stinks Germany

Das rosa Pony

Damit dieses Bewusstsein auch in den höheren Jahrgangsstufen präsent bleibt, verlangt Schmiedel jährlich stattfindende Vorträge, die an die Klassenstufe angepasst werden. Mit den Jüngeren spricht man darüber, wer mit welchem Spielzeug spielen darf, bei den Älteren werden auch sexuelle Gewalt und Sexismus in der Werbung thematisiert. Auch für Eltern soll es Vorträge geben. Nur wenn sich eine Schule zu solchen Veranstaltungen verpflichtet, sollen sie die Plakette "Schule ohne Sexismus" erhalten. Noch ist es nur eine Idee und "Pink Stinks Germany" fragt aktuell Fördermittel an, um besser an Schulen herantreten und Plaketten verteilen zu können.

Wie viel sich durch die Plakette wirklich verändert, wird sich zeigen. Dem Vorbild "Schule ohne Rassismus" wird oft vorgeworfen, dass im Endeffekt zu wenig umgesetzt und beibehalten wird. Nur weil sie in der Grundschule mal ein Theaterstück über ein rosa Pony gesehen hat, ergreift kein Mädchen einen MINT-Beruf. Trotzdem: Es ist wichtig, Sexismus so früh wie möglich offen anzusprechen. Denn das Problem betrifft nicht nur Oberstufler, die sich für einen Beruf entscheiden müssen - sondern bereits die ganz Kleinen auf dem Schulhof.

Sendung: Filter vom 20.04.2017 ab 15 Uhr