Kältebus rufen? Wie man Obdachlosen bei Kälte helfen kann

Sogar in den dicksten Winterjacken friert man sich gerade den Ast. Wie machen das nur Obdachlose bei den eisigen Temperaturen? Das Netz feiert Kältebusse als Wunderwaffe. Sie können aber nur eine Hilfe sein.

Author: Jasmin Brock

Published at: 27-2-2018 | Archiv

Kältebus | Bild: BR

Jetzt ist der Winter in Bayern angekommen. Gegen die Kälte hilft nur eines: Drinnen bleiben, wenn es irgendwie geht. Aber was ist mit denen, für die es gar kein dauerhaftes "drinnen" gibt? In den sozialen Netzwerken werden im Winter immer wieder Postings geteilt, in denen Nummern von Kältebussen aufgelistet sind. Das Problem: Nicht alle davon stimmen, manche verweisen auf Bürodurchwahlen in Ämtern, andere auf Notunterkünfte, die keinen mobilen Service anbieten können. 

Checken, was der Kältebus in der eigenen Stadt leisten kann

Ungeprüfte Nummern zu teilen oder anzurufen, hilft nicht, so Berthold Troitsch vom Kältebus München: "Das ist mehr Populismus, um das Gewissen zu beruhigen." Er ruft auf, sich zu informieren: Wie arbeitet der Kältebus in meiner Stadt? In München sind aktuell etwa 20 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen auf den Straßen unterwegs. Viele davon haben einen Vollzeit-Job, das Ehrenamt kommt oben drauf.

"Was wir ausdrücklich nicht machen, entgegen von diesen unsinnigen Posts, die immer rumgehen, ist, dass wir Leute aufsammeln. Der Kältebus ist definitiv keine 24-Stunden-Nothilfe. Wir können keine medizinische Versorgung leisten und wir können und dürfen auch niemanden irgendwo hinbringen. Abgesehen davon, dass die Leute sich bei den vorhandenen Unterkunftsmöglichkeiten oft vorher anmelden müssten."

Berthold Troitsch, Vorstand Kältebus München

Das Münchner Kältebusteam kocht warmes Essen und lädt zusätzlich heiße Getränke ins Auto. Die Lebensmittel kommen von Supermärkten oder werden von Spendengeldern gekauft. Etwa 50 bis 70 Obdachlose erreicht der Verein pro Nacht. Auch wärmespendende Planen und Gasheizer sind an Bord. Und das Auto ist kein Bus, sondern ein ganz normaler Kombi.

"Man macht sich bei Temperaturen von minus 15 Grad schon mehr Gedanken als sonst. Aber: Die Leute konnten sich teilweise schon darauf vorbereiten, die meisten Obdachlosen sind von der Kälte nicht vollkommen überrascht. Viele kennen sich mit den Unterschlüpfen oder festen Schlafstellen aus."

Berthold Troitsch, Kältebus München

Augsburg, München, Regensburg - überall funktioniert es anders

In Augsburg arbeitet der Kältebus ganz ähnlich, organisiert vom katholischen Sozialdienst SKM Augsburg. Ab minus fünf Grad sind die Ehrenamtler dort in der Stadt unterwegs. Manche Obdachlose konnten mit diesem Angebot in Augsburg durch eine Weitervermittlung auch langfristig unterstützt werden, beispielsweise beim Beantragen von Wohngeld.

Viele Städte können aber keinen Kältebus anbieten, wie zum Beispiel das Sozialamt in Regensburg. Es gibt aber auch dort immer wieder Anfragen, wie man den Menschen auf der Straße helfen könnte. Sozialamt-Abteilungsleiterin Sabine Bach rät dann dazu, den Obdachlosen etwas zu essen vorbeizubringen.

Wie verhalte ich mich am besten?

Wenn man nachts jemanden draußen liegen sieht, empfiehlt Berthold Troitsch vom Kältebus München als ersten Schritt, sich dem Obdachlosen erstmal zu nähern, um einen Eindruck zu bekommen, ob die Person Hilfe braucht oder ob es ihr trotz Kälte gut geht. Danach ist es wichtig, mit den Leuten zu reden und nachzufragen, ob sie Hilfe brauchen und wollen. Wenn es in der eigenen Stadt ein mobiles Angebot gibt, könne man dann natürlich anbieten, den Kältebus für die Obdachlosen zu kontaktieren.

"Wenn die Leute tatsächlich Hilfe annehmen wollen, kann man unserem Verein eine E-Mail schreiben. Wir können die Person dann bei unserer nächsten Route miteinplanen."

Berthold Troitsch, Kältebus München

Wenn jemand die Hilfe aber ablehnt, und dafür kann es viele persönliche Gründe geben, so Troitsch, dann sollte man das akzeptieren. Aber: In Notfällen, zum Beispiel wenn jemand nicht mehr ansprechbar ist, sind keine gemeinnützigen Vereine zuständig. Dann heißt es ganz klar: 112. Ruft den Notruf.

Sendung: Filter vom 26.02.2018 - ab 15 Uhr