Überraschende Entscheidung Wie sinnvoll ist eine eigene Uni für Nürnberg?

Damit hat irgendwie niemand gerechnet: Nürnberg bekommt eine eigene Universität. Dabei gibt es ja schon die Uni Erlangen-Nürnberg. Da fragt man sich ja schon: Ist das wirklich so sinnvoll oder wird da unnötige Konkurrenz geschürt?

Von: Miriam Harner

Stand: 18.05.2017 | Archiv

Uni Nuernberg | Bild: BR

Die zwölf bayerischen Unis bekommen ein Geschwisterchen - und zwar in Nürnberg. Diese Bombe hat am Dienstag die Bayerische Regierung platzen lassen. Jahrzehntelang hat man darüber diskutiert, deswegen ist die Freude bei vielen umso größer - Finanz- und Heimatminister Markus Söder spricht sogar von einer "historischen Entscheidung".

Die genauen Pläne sind aber noch ziemlich schwammig: Bis jetzt ist nur bekannt, dass es eine internationale Universität mit technischem Schwerpunkt wird, 5.000 bis 6.000 Studenten sollen dort mal Platz finden. Kosten: rund eine Milliarde Euro. Bis 2030 soll das Megaprojekt fertig sein. Wo genau in Nürnberg der Uni-Neubau entstehen soll und welche Fächer auf dem Lehrplan stehen werden, ist noch völlig unklar. Horst Seehofer, Markus Söder und Co. wollen sich mit regionalen Wirtschaftsunternehmen, den betroffenen Kommunen und auch der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an einen Tisch setzen, damit am Ende jeder mit der neuen Uni happy ist. Genauere Details sollen im Sommer folgen.

Wird da jetzt einfach nur Geld verpulvert?

Trotzdem stellt sich die Frage: Warum knallt man in Nürnberg für sehr viel Geld eine nagelneue Technik-Uni hin, wenn es keine 20 Kilometer Luftlinie entfernt in Erlangen schon eine Universität mit einer riesigen technischen Fakultät gibt? It’s simple: Die bayerische Regierung will die Wirtschaft in Franken und Nordbayern ankurbeln. Und ein neuer Unistandort Nürnberg soll quasi als Art Konjunkturprogramm für die Region dienen, so Horst Seehofer:

"Wir haben die Erfahrung: Überall dort, wo wir Hochschulen für angewandte Wissenschaft, Universitäten, Zweigstellen von Universitäten etc. haben, dass dort die wirtschaftliche und auch soziale Entwicklung sich für die Bevölkerung positiv gestaltet. Weil solche Einrichtungen natürlich eine Menge an Magnetwirkung auslösen."

Horst Seehofer auf einer Pressekonferenz zur Uni Nürnberg

Nürnberg steht wirtschaftlich im Vergleich zum restlichen Bayern tatsächlich nicht so toll da: Die Arbeitslosigkeit liegt momentan bei sechs Prozent, das ist fast doppelt so hoch wie im Rest des Freistaats. Böse Zungen behaupten aber auch, dass die neue Uni in Nürnberg ein Profilierungs-Projekt von Heimatminister Söder sei. Dessen Wahlkreis liegt in Nürnberg und im Herbst ist ja schließlich Bundestagswahl.

Im Endeffekt ist's wie in einer guten Beziehung

Aber abgesehen davon, dass der Rubel in Mittelfranken rollt, sollen auch Studierende etwas vom neuen Campus in Nürnberg haben. Ein solcher Vorteil ist die internationale Ausrichtung der Uni: Neben ausländischen Studenten sollen auch Top-Wissenschaftler aus aller Welt ins Fränkische gelockt werden. Der Universität Erlangen-Nürnberg soll mit dem Leuchtturmprojekt laut Seehofer aber keine direkte Konkurrenz vor die Tür gebaut werden. Sie soll ebenfalls gefördert werden. Wie in einer guten Beziehung funktioniert das aber nur durch reden und gegenseitige Rücksichtnahme, so Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:

"Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht Dinge duplizieren, die wir schon haben. Das gilt insbesondere für den wissenschaftlichen Bereich, denn unser Ziel muss es sein, dass wir hier am Wissenschaftsstandort Nordbayern jeden Cent und jeden Euro, den wir aus den Steuergeldern beziehen, auch so einsetzen, dass wir die bayerische Forschung national wie international an die Spitzenposition führen. Das wird nur gehen, wenn wir eng miteinander zusammenarbeiten."

FAU-Präsident Joachim Hornegger

Die Zusammenarbeit zweier Unis ist auch kein Ding der Unmöglichkeit, wie München zeigt. Trotzdem bleibt es spannend, wie die neue Uni in Nürnberg am Ende aussieht. Wir bleiben dran.

Sendung: Filter vom 17. Mai 2017 ab 15 Uhr